Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Iranischer Außenminister: „Kein Angriff mehr – wenn Israel aufhört“

Der iranische Außenminister kündigt ein mögliches Ende der Angriffe auf Israel an – wenn Jerusalem den Beschuss einstellt. Doch eine echte Einigung auf eine Waffenruhe gibt es bislang nicht.

Die Worte klingen nach Hoffnung – doch eine formelle Einigung fehlt: Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi hat am Dienstag ein Ende der iranischen Angriffe auf Israel in Aussicht gestellt – unter der Bedingung, dass Israel seinerseits die Angriffe stoppt. In sozialen Netzwerken erklärte Araghtschi: Sollte das israelische Regime „seine illegale Aggression gegen das iranische Volk“ bis spätestens 04.00 Uhr Teheraner Zeit (02.30 Uhr MESZ) einstellen, „haben wir nicht die Absicht, unsere Reaktion danach fortzusetzen“.

Ob die Waffen tatsächlich bereits schweigen, ließ der Diplomat offen. Er sprach davon, dass die Militäroperationen „unserer mächtigen Streitkräfte“ zur Bestrafung Israels exakt bis 04.00 Uhr gedauert hätten. Das klingt nach einem einseitigen Stopp – eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst aber weder von Teheran noch von den Revolutionsgarden.

Deutlich stellte Araghtschi allerdings klar, dass es „keine Einigung über eine Waffenruhe oder die Einstellung von Militäroperationen“ gebe. Es handle sich also offenbar um ein strategisches Moratorium – eine Atempause unter Vorbehalt.

Die Worte des iranischen Ministers fielen wenige Stunden nach einer vielbeachteten Erklärung von US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte über sein Netzwerk Truth Social mitgeteilt, dass eine stufenweise Waffenruhe vereinbart worden sei. Demnach sollte zunächst der Iran ab 06.00 Uhr MESZ das Feuer einstellen, Israel zwölf Stunden später folgen. Nach Ablauf von 24 Stunden sei ein „offizielles Ende“ des Krieges vorgesehen.

Ob Trumps Darstellung mit den tatsächlichen Abläufen übereinstimmt, bleibt fraglich. Während Trump sich bereits zum Architekten des Friedens stilisiert, betonen iranische Regierungsvertreter, dass es keine verbindliche Vereinbarung gebe. Israels Regierung hat sich zu Trumps Worten bislang überhaupt nicht geäußert. Stattdessen wurden auch in der Nacht zum Dienstag aus Teheran Explosionen gemeldet.

So bleibt der Status der Waffenruhe mehr Interpretation als Realität – eine fragile Balance, die jederzeit wieder in offene Gewalt kippen könnte.

OZD

OZD-Kommentar
Der iranische Außenminister schickt ein Signal der Deeskalation – und doch bleibt alles offen. Was wie ein Schritt in Richtung Frieden aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vorsichtige Drohung in diplomatischem Gewand. Araghtschi nennt Uhrzeiten, nennt Bedingungen, nennt sogar das Ende der eigenen Operationen – aber verweigert die klare Botschaft: "Wir hören auf." Stattdessen bleibt die Tür für weitere Gewalt offen – mit dem Hinweis, dass die Fortsetzung allein von Israel abhänge. Das ist keine Friedenspolitik, sondern ein taktisches Machtspiel. Und es zeigt, wie wenig belastbar die von Trump angekündigte Waffenruhe wirklich ist. Ohne schriftliche Zusagen, ohne neutrale Vermittler, ohne konkrete Maßnahmen – ist diese Feuerpause nur ein kurzer Atemzug vor dem nächsten Sturm.


OZD-Analyse

1. Irans Position: Diplomatischer Spagat statt klarer Waffenstillstand
– Abbas Araghtschi signalisiert Bereitschaft zur Einstellung der Angriffe – unter Vorbehalt.
– Kein offizielles Abkommen, sondern einseitiger Stopp mit Zeitgrenze.
– Die Kommunikation bleibt bewusst vage: Eine Strategie, um sich alle Optionen offenzuhalten.

2. Trumps Darstellung vs. iranische Realität
a) Trumps Erklärung:
– Waffenruhe ab 06.00 Uhr MESZ (Iran), 18.00 Uhr (Israel).
– Danach vollständiges Kriegsende.

b) Araghtschis Aussage:
– Ende der Angriffe um 04.00 Uhr Teheraner Zeit – aber keine Einigung.
– Der Widerspruch deutet auf eine unkoordinierte Kommunikation hin.

3. Risiko der Missinterpretation
– Ohne offizielle Kanäle oder UN-Vermittlung ist die Lage hochgradig instabil.
– Eine Seite könnte sich provoziert fühlen, falls die andere Seite nicht exakt wie angekündigt reagiert.
– Ein versehentliches Gefecht oder Fehlstart könnte die Eskalation erneut entfachen.

4. Der strategische Nutzen der iranischen Botschaft
– Demonstration militärischer Kontrolle („bis zur letzten Minute“)
– Gleichzeitiger Appell an die internationale Gemeinschaft
– Versuch, Israel und die USA öffentlich als Aggressoren darzustellen


Was ist eine taktische Feuerpause?
Eine taktische Feuerpause ist keine offizielle Waffenruhe, sondern ein einseitiges oder informelles Aussetzen militärischer Handlungen. Sie dient oft zur Positionssicherung, politischen Machtdemonstration oder zur Vorbereitung neuer Operationen. Solche Pausen sind hochgradig instabil und können jederzeit ohne Vorwarnung enden.

Was ist Truth Social?
Truth Social ist die Social-Media-Plattform von Donald Trump. Sie wurde als Alternative zu Twitter (jetzt X) gegründet, nachdem Trump dort gesperrt worden war. Truth Social dient Trump als wichtiges Sprachrohr, um politische Botschaften direkt zu verbreiten – auch solche, die nicht durch offizielle Regierungskanäle bestätigt sind.


Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



ANZEIGE

Dieser Artikel wird gesponsort von: