Es ist das Hochzeitsereignis des Jahres – und zugleich ein Politikum: Tech-Milliardär Jeff Bezos und seine Verlobte Lauren Sanchez sind am Mittwoch in Venedig eingetroffen, um dort eine dreitägige Luxusfeier mit einer Gästeliste der Superlative abzuhalten. Ein AFP-Journalist beobachtete die Ankunft des Paares, das später im exklusiven Hotel Aman am Canal Grande Quartier bezog.
Die Hochzeit, die von Donnerstag bis Samstag dauern soll, wird hinter hohen Sicherheitszäunen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten. Wo genau sich das Paar das Ja-Wort gibt, ist aus Sicherheitsgründen geheim. Bekannt ist aber, wer eingeladen ist: Die illustre Gästeliste liest sich wie ein Who’s who der globalen Prominenz – darunter Leonardo DiCaprio, Kim Kardashian, Mick Jagger, Oprah Winfrey und Ivanka Trump, die bereits mit Ehemann Jared Kushner und ihren Kindern angereist ist.
Gefeiert wird in mehreren Luxushotels, die eigens für die Hochzeitsgesellschaft gebucht wurden. Doch der Glanz der Feier wird von wachsendem Protest begleitet. Aktivisten prangern die Hochzeit öffentlich an – als Symbol für klimaschädlichen Exzess, soziale Ungerechtigkeit und eine enthemmte Superreichenkultur. „Während Venedig gegen steigende Wasserpegel kämpft, feiert hier ein Amazon-Milliardär seinen Reichtum“, so ein Sprecher einer Umweltgruppe.
Trotz Kritik profitiert Venedigs lokale Wirtschaft massiv. Ein erheblicher Teil des Millionenbudgets fließt in die Kassen venezianischer Traditionsbetriebe, darunter die renommierte Konditorei Rosa Salva und Glasbläser von der Insel Murano. In der Stadt selbst herrscht ein Ausnahmezustand: Die Sicherheitsvorkehrungen sind massiv, Zufahrten gesperrt, Polizei und Geheimdienste koordinieren den Schutz der Hochzeitsorte.
OZD
OZD-Kommentar:
Die Hochzeit von Jeff Bezos und Lauren Sanchez ist ein groteskes Schauspiel im Herzen einer Stadt, die symbolisch für den Kampf gegen Klimawandel und Massentourismus steht. Während Venedig unter der Last des steigenden Meeresspiegels und des Ausverkaufs an Luxus-Eliten leidet, demonstriert hier ein Tech-Milliardär mit 200 Prominenten, wie wenig Demut heute noch gefragt ist.
Es ist eine Hochzeit der Extreme: Maßlosigkeit trifft auf moralischen Bankrott, private Freude wird zur öffentlichen Provokation. Natürlich fließt auch Geld in lokale Betriebe – aber das ist kein Alibi, sondern Teil des perfiden Spiels: Man kauft sich ein gutes Gewissen.
Jeff Bezos ist längst nicht nur Amazon-Gründer, sondern ein globaler Machtfaktor. Umso fragwürdiger ist es, wenn er ausgerechnet in Venedig, einer Stadt der Bedrängten, seinen Reichtum so schamlos zelebriert. Es ist nicht der Reichtum an sich, der empört – es ist die entkoppelte Realität, die hier gefeiert wird.
OZD-Analyse
1. Symbolik der Hochzeit:
a) Ort und Zeitpunkt sind hochpolitisch – Venedig steht für den Klimawandel, soziale Spannungen und kulturelle Überforderung.
– Die Wahl Venedigs wirkt wie ein gezielter Kontrapunkt zur Kritik an Superreichen.
b) Die Gästeliste spiegelt die globale Elite wider.
– Von Stars bis zu Politprominenz – der Kreis der Gäste ist ein Statement für transatlantische Machtvernetzung.
2. Kritik und Protestbewegungen:
a) Umwelt- und Sozialaktivisten prangern Ressourcenverschwendung und ökologische Verantwortungslosigkeit an.
– Der CO₂-Abdruck der Feier dürfte enorm sein – allein durch Flüge, Sicherheitsaufwand und Logistik.
b) Venedig als Schauplatz der globalen Ungleichheit.
– Bewohner der Stadt kämpfen gegen Verdrängung und Tourismus-Exzesse, während Superreiche ganze Luxushotels blockieren.
3. Wirtschaftliche Effekte:
a) Lokale Unternehmen profitieren kurzfristig von Großaufträgen.
– Rosa Salva, Murano-Glasbläser und andere Dienstleister erleben einen Nachfrageboom.
b) Doch diese Gewinne sind punktuell und keine Lösung für die strukturellen Probleme der Stadt.
– Die soziale Ungleichheit bleibt bestehen, während das Image Venedigs weiter beschädigt wird.
Wer ist Jeff Bezos?
Jeff Bezos ist Gründer von Amazon, dem weltweit größten Online-Händler, und zählt zu den reichsten Menschen der Erde. Geboren 1964 in Albuquerque (USA), baute er Amazon vom Online-Buchhändler zum globalen Tech-Imperium aus. Er ist zudem Gründer des Raumfahrtunternehmens Blue Origin. 2021 trat er als Amazon-CEO zurück. Bezos besitzt die „Washington Post“ und gilt als Symbolfigur des modernen Unternehmertums – zugleich aber auch als Zielscheibe für Kritik an Machtkonzentration, Steuervermeidung und Klimabilanz der Großkonzerne.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.