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Bezos und Sánchez sagen Ja – Märchenhochzeit unter Protest in Venedig

Amazon-Gründer Jeff Bezos und Lauren Sánchez feiern in Venedig ihre Traumhochzeit – mit Stars, Luxus und einer Hitzewarnung. Doch nicht alle Venezianer jubeln.

Drei Tage Luxus, Prominenz und ein Ja-Wort unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Jeff Bezos, Gründer von Amazon und einer der reichsten Männer der Welt, hat seiner langjährigen Partnerin Lauren Sánchez in Venedig das Jawort gegeben. Die Trauung fand abgeschirmt auf der historischen Insel San Giorgio Maggiore statt – inmitten einer Stadt, die derzeit unter extremer Sommerhitze und zunehmendem Unmut der Bevölkerung leidet.

Schon vor dem offiziellen Beginn der Feierlichkeiten trafen Superstars wie Kim Kardashian, Leonardo DiCaprio, Ivanka Trump und Mitglieder des jordanischen Königshauses in der Lagunenstadt ein. Die dreitägige Hochzeitsfeier mit einem geschätzten Budget von mindestens 40 Millionen Euro gipfelt am Samstag in einer Party mit Auftritt von Lady Gaga – bei gefühlten 36 Grad Celsius.

Für Bezos war die Wahl des Ortes eine Herzensentscheidung. „Diese Stadt scheint unmöglich, sie kann eigentlich gar nicht existieren, aber trotzdem ist sie da“, rief er Reportern am Donnerstagabend vom Boot aus zu. Auch Lauren Sánchez hatte sich begeistert über die Kulisse gezeigt – doch unter den Einwohnern Venedigs sind die Gefühle gemischt.

Die italienische Regierung warnte vor gefährlicher Hitze in über 20 Städten, auch Venedig war betroffen. Gleichzeitig protestierten Aktivisten lautstark gegen die Prunkhochzeit, die für viele als Symbol für soziale Ungleichheit und klimaschädlichen Konsum gilt. Die Gäste wurden dennoch in Luxushotels untergebracht, begleitet von einer Armada privater Sicherheitsdienste und Wasserfahrzeuge.

Regionalpräsident Luca Zaia bemühte sich, die Vorteile für Venedig zu betonen: 80 Prozent der Ausgaben kämen der Stadt und ihren Unternehmen zugute. Außerdem kündigte Bezos eine großzügige Spende über drei Millionen Euro an – unter anderem für den Schutz der Lagune, die Universität von Venedig und die Unesco.

Das Hochzeitspaar bat seine Gäste laut italienischen Medien darum, keine Geschenke zu machen – sondern stattdessen für das kulturelle Erbe Venedigs zu spenden. Der noble Wunsch sorgt für Applaus – und doch bleibt ein fader Beigeschmack. Denn für viele Venezianer bleibt die Hochzeit trotz wohltätiger Gesten vor allem eines: ein Symbol dafür, wie schwer ihre Stadt zwischen Glamour und Realität schwankt.

OZD


OZD-Kommentar
Diese Hochzeit ist eine Farce – glitzernd, teuer, und zugleich blanker Zynismus. Während ganz Italien unter sengender Hitze ächzt und Millionen von Menschen mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen, feiert der Amazon-Milliardär inmitten von Klimaanlagen, Luxusbooten und Champagnerflöten eine Hochzeit wie aus einem Hollywood-Drehbuch. Was hier als Spende für die Unesco oder die Lagune verkauft wird, ist PR – nicht Wohltätigkeit. Der ökologische Fußabdruck dieser Hochzeit, von der Anreise der Stars bis zur Klimatisierung der Luxusvillen, ist absurd hoch. Und Venedig? Wird benutzt wie eine Theaterkulisse für einen Tech-Oligarchen, der seine Märchenwelt für ein Wochenende in die Realität presst. Wer wirklich helfen will, schützt Venedig – nicht mit Millionen für PR-Organisationen, sondern mit echten Einschränkungen beim Konsum und echten politischen Entscheidungen. Diese Hochzeit ist ein heißer Tanz auf dem Vulkan der globalen Ungleichheit.



OZD-Analyse

1. Die Botschaft der Bezos-Hochzeit: Prunk in Zeiten der Krise
a) Die Hochzeit steht symbolisch für eine globale Elite, die abgehoben von den Krisen der Welt in Luxus schwelgt.
– Während in Italien Gesundheitswarnungen wegen der Hitze ausgesprochen werden, feiern Superreiche in klimatisierten Palästen.
– Die Feier erzeugt gewollt oder ungewollt ein Bild von Parallelgesellschaft – glamourös, abgeschottet und demonstrativ verschwenderisch.

2. Lokale Reaktionen: Zwischen wirtschaftlichem Nutzen und wachsendem Zorn
a) Die wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt ist unbestritten, aber das Maß ist für viele überschritten.
– Venedig leidet unter Übertourismus, die Infrastruktur ist überlastet, die Mietpreise explodieren.
– Aktivisten fordern seit Jahren ein Umdenken – weg vom Luxusimage, hin zu nachhaltigem Tourismus.

3. Politische Dimension: Symbolischer Showdown zwischen Eliten und Öffentlichkeit
a) Die Promi-Hochzeit spiegelt die tiefere Krise: die Kluft zwischen globalem Kapital und lokaler Realität.
– Die angekündigten Spenden sind aus Sicht vieler Kritiker nur Feigenblätter.
– Der Druck auf politische Entscheider steigt, um Venedig nicht zum Spielball der Superreichen verkommen zu lassen.



Wer ist Jeff Bezos?
Jeff Bezos ist Gründer von Amazon und einer der reichsten Menschen der Welt. Geboren 1964, verwandelte er seinen Online-Buchladen zu einem globalen Tech-Giganten. Neben Amazon investierte er in Raumfahrt (Blue Origin) und Medien (Washington Post). Kritisiert wird er wegen seines Umgangs mit Arbeitsbedingungen, Steuervermeidung und seines überbordenden Privatvermögens.


Jeff Bezos – Vom Online-Buchhändler zum Raumfahrtpionier

Frühjahre und Ausbildung Jeffrey Preston Bezos wurde am 12. Januar 1964 in Albuquerque, New Mexico, geboren. Er wuchs überwiegend in Houston und später in Miami auf. Schon früh zeigte er Interesse für Technik und Raumfahrt. Nach der High School studierte Bezos Elektrotechnik und Informatik an der renommierten Princeton University und schloss 1986 mit Bestnoten ab.

Karriereanfänge und Gründung von Amazon Nach dem Studium arbeitete Bezos zunächst an der Wall Street, u. a. bei der Investmentfirma D. E. Shaw, wo er bis zum Vizepräsidenten aufstieg. 1994 kündigte er seinen Job und gründete



Wer ist Lauren Sánchez?
Lauren Sánchez, geboren 1969, ist US-amerikanische Journalistin, Pilotin und Unternehmerin. Bekannt wurde sie als TV-Moderatorin und später durch ihre Beziehung zu Jeff Bezos. Sie setzt sich öffentlich für Frauen in der Luftfahrt und wohltätige Zwecke ein, begleitet Bezos zudem auf vielen internationalen Auftritten.

Was ist die UNESCO?
Die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) ist eine UN-Organisation, die sich unter anderem dem Schutz des Weltkulturerbes widmet. Venedig zählt zum Weltkulturerbe, ist aber durch Klimawandel, Tourismus und Umweltverschmutzung massiv gefährdet.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.