Claus Peymann ist tot. Der streitbare Theatermacher, der über Jahrzehnte das deutschsprachige Theater prägte, starb am Mittwoch im Alter von 88 Jahren in Berlin-Köpenick nach langer, schwerer Krankheit. Das Burgtheater in Wien, das er von 1986 bis 1999 leitete, bestätigte am Abend den Tod seines einstigen Direktors. Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Peymanns familiäres Umfeld berichtet.
Peymann, 1937 in Bremen geboren, galt als einer der letzten großen Theaterintellektuellen, der stets für das streitbare und politische Theater stand. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer würdigte ihn als „Titan des Theaters“ und „Meister der Zumutung und Erneuerung“. Über Jahrzehnte hinweg polarisierte und prägte Peymann die Bühne mit Mut zur Provokation, intellektuellem Furor und unbeirrbarer Treue zu den Autoren, an die er glaubte.
Nach dem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft in Hamburg führte ihn sein Weg an zahlreiche deutsche Bühnen, bis er 1986 Direktor des Burgtheaters wurde. Dort provozierte er mit Skandalen, wagte Tabubrüche – und wurde zur Institution. Später übernahm er die Intendanz des Berliner Ensembles, wo er von 1999 bis 2017 wirkte. Auch hier blieb er seinem Credo treu: Theater als Ort der Reibung, des Aufbegehrens, der Grenzerfahrung.
Mehr als 45 Uraufführungen tragen Peymanns Handschrift. Er brachte Werke von Peter Handke und Elfriede Jelinek ebenso auf die Bühne wie Klassiker von Shakespeare oder Brecht. Für Peymann war das Theater stets mehr als Kunst – es war eine gesellschaftliche Intervention. „Die Bühne ist ein Kampfschauplatz“, zitierte Kulturstaatsminister Weimer.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner nannte Peymann eine „der prägendsten Persönlichkeiten des modernen deutschen Theaters“ und einen Mann mit „großer Leidenschaft, Engagement und Mut zur Auseinandersetzung“.
Mit Claus Peymann verliert die Theaterwelt nicht nur einen unbequemen Geist, sondern auch einen leidenschaftlichen Kämpfer für ein Theater, das aufrüttelt, stört, aufdeckt. Einen, der die Bühne nie als Wohlfühlort verstand – sondern als politische Arena.
OZD
OZD-Kommentar
Claus Peymann war unbequem. Und gerade deshalb so unverzichtbar. Er war einer, der das Theater nicht nur verstand, sondern es herausforderte, bis an seine Grenzen – und oft darüber hinaus. Sein Tod ist nicht nur das Ende einer großen Künstlerbiografie, sondern auch ein schmerzlicher Verlust für das intellektuelle Rückgrat einer zunehmend glattgebügelten Kulturlandschaft.
Wer wie Peymann das Burgtheater aus der Behäbigkeit riss, Brecht mit neuem Furor inszenierte und sich selbst niemals schonte, der wird fehlen – als Stimme, als Provokateur, als Mahner. In Zeiten, in denen Theater oft zum Konsens neigt, war Peymann ein leidenschaftlicher Störer. Er kämpfte für Autoren, für Haltung, für Unangepasstheit.
Die Bühne war für ihn keine Oase – sie war Front. Und seine Arbeit, seine Sprache, seine Kompromisslosigkeit erinnern uns daran, was Theater sein kann: ein Ort der Reibung, ein Ort des Denkens, ein Ort des Aufbegehrens. Der Tod Claus Peymanns reißt eine Lücke, die so leicht niemand füllen wird. Das Theater steht still – für einen Moment. Und verneigt sich.
Lesermeinungen
„Claus Peymann war nicht immer angenehm – aber genau das machte ihn so wichtig.“ Delo W.
„Ein großer Verlust für das deutschsprachige Theater. Peymann war mutig, ehrlich, unbequem.“ Karin Tinner
„Ich habe seine Inszenierungen oft gehasst – aber nie vergessen. Das ist wahres Theater.“ Von Feld
Wer war Claus Peymann?
Claus Peymann (1937–2025) war einer der einflussreichsten Theaterregisseure und Intendanten im deutschsprachigen Raum. Er leitete das Wiener Burgtheater (1986–1999) und das Berliner Ensemble (1999–2017). Bekannt für seine kompromisslose Haltung und seine Nähe zu modernen Autoren wie Peter Handke oder Elfriede Jelinek, galt Peymann als unbequemer Erneuerer, der das Theater stets als politischen Raum verstand.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
Dieser Premium-Artikel wird gesponsert von Daniel Funke-Kaiser
Vielen Dank