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Italien stoppt Konzert von Putins Star-Dirigenten

Ein Konzert mit dem Putin-nahen Dirigenten Waleri Gergijew in Italien wurde nach Protesten abgesagt – aus Sorge vor russischer Propaganda.

Die geplante Rückkehr von Waleri Gergijew auf europäische Bühnen ist geplatzt: Nach massiver öffentlicher Kritik wurde das Konzert des Putin-nahen Dirigenten in der süditalienischen Schlossanlage von Caserta kurzfristig abgesagt. Die Veranstalter nannten keine Gründe – doch hinter den Kulissen hatte sich eine Welle der Empörung gegen den Auftritt des Kreml-Vertrauten aufgebaut.

Gergijew, einst gefeierter Chef der Münchner Philharmoniker und nun Leiter des Bolschoi-Theaters in Moskau, gilt als enger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dass ausgerechnet er nun in einem königlichen Schloss bei Neapel auftreten sollte, stieß auf scharfe Kritik – nicht nur in Italien, sondern auch international.

Das italienische Kulturministerium hatte vergangene Woche ausdrücklich vor dem Konzert gewarnt. Es könne zu einer „Plattform für russische Propaganda“ werden. Auch die im Exil lebende russische Opposition sowie die ukrainische Regierung protestierten heftig. Besonders deutlich wurde Julia Nawalnaja, die Witwe des im russischen Straflager gestorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny. Sie forderte öffentlich die Absage.

„Putins Kumpels sollten nicht durch Europa touren, als sei nichts passiert“, erklärte das Nawalny-Team nach der nun verkündeten Absage und begrüßte die Entscheidung ausdrücklich.

Gergijew hatte seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 kein Konzert mehr in Europa gegeben. In München war er nur wenige Tage nach Kriegsbeginn entlassen worden, weil er sich trotz öffentlicher Aufforderungen nicht von Putin distanzieren wollte. Auch andere europäische Orchester hatten ihn daraufhin ausgeladen.

Der für kommenden Sonntag angesetzte Auftritt im Schloss von Caserta wäre seine erste Rückkehr auf eine europäische Bühne gewesen – nun ist sie gescheitert. Die Absage dürfte ein deutliches Zeichen sein: Europa ist nicht bereit, Kunst und Politik voneinander zu trennen, wenn Letztere durch einen Angriffskrieg geprägt ist.

OZD


OZD-Kommentar
Waleri Gergijew ist nicht irgendein Künstler – er ist ein Aushängeschild des russischen Regimes. Dass er in Europa erneut aufspielen darf, wäre ein fatales Signal gewesen: als ob Putins Krieg gegen die Ukraine ein Theaterstück ohne Publikum sei. Dass es nun zur Absage kam, zeigt immerhin: Die öffentliche Wachsamkeit lebt noch. Wer wie Gergijew mit Putin Champagner trinkt und zugleich europäische Bühnen beanspruchen will, kann sich nicht auf die Trennung von Politik und Kunst berufen. Die italienische Kulturpolitik hat spät, aber richtig gehandelt – hoffentlich mit Signalwirkung für andere Länder.


OZD-Analyse

1. Warum wurde das Konzert abgesagt?
– Offizielle Begründung der Veranstalter aus dem Schloss Caserta fehlt
– Massiver öffentlicher Druck führte zur Absage
– Warnung des italienischen Kulturministeriums vor russischer Propaganda

2. Wer protestierte gegen Gergijews Auftritt?
– Julia Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny
– Ukrainische Regierung
– Russische Opposition im Exil
– Italienische Medien und Politiker

3. Gergijews Rolle im Kriegskontext
– Langjähriger Freund Wladimir Putins
– Offener Unterstützer russischer Staatspolitik
– Weigerte sich, sich vom Angriffskrieg gegen die Ukraine zu distanzieren
– 2022 infolge dessen Entlassung als Chefdirigent in München

— a) Gergijew steht symbolisch für die kulturelle Außenpolitik Russlands
— b) Auftritte wie jener in Caserta gelten als gezielte Imagepflege Moskaus


Wer ist Waleri Gergijew?
Waleri Gergijew ist ein russischer Star-Dirigent und enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Er leitete unter anderem das Mariinski-Theater in St. Petersburg und später das Bolschoi-Theater in Moskau. International war er lange hochangesehen, verlor aber nach seiner offenen Loyalität zum Kreml während des Angriffskrieges gegen die Ukraine zahlreiche Positionen in Europa – unter anderem als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.

Was ist das Schloss von Caserta?
Das barocke Schloss von Caserta in der Nähe von Neapel zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es wurde im 18. Jahrhundert für die bourbonischen Könige von Neapel erbaut und ist heute ein bedeutender Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen und kulturelle Events.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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