Ein außergewöhnlich starkes Erdbeben hat am Dienstag die russische Halbinsel Kamtschatka erschüttert – mit einer von der US-Erdbebenwarte (USGS) später auf 8,8 korrigierten Magnitude. Das Epizentrum lag rund 136 Kilometer südöstlich der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski in etwa 19 Kilometern Tiefe. Mehrere starke Nachbeben folgten, darunter eines mit der Stärke 6,9.
Die Folge: Eine Tsunamiwarnung für weite Teile des Pazifikraums, ausgegeben vom US-Tsunamiwarnzentrum in Honolulu. Besonders betroffen sind derzeit Japan, Russland und Hawaii, aber auch Mexiko, Peru, Ecuador, Taiwan, Neuseeland, Australien, die Westküste der USA, und sogar China. Die Warnungen betreffen teilweise Wellenhöhen von bis zu drei Metern, örtlich wurden bereits vier Meter gemeldet – etwa in Sewero-Kurilsk auf der Kurileninsel Paramuschir, wo die Bevölkerung evakuiert wurde und der Notstand gilt.
In Japan wurde auf der Insel Hokkaido bereits eine erste Flutwelle beobachtet. In der Präfektur Miyagi erreichte ein Tsunami von 1,3 Metern die Küste. Besonders brisant ist die Situation rund um das Atomkraftwerk Fukushima, das bereits 2011 schwer getroffen wurde. Der Betreiber Tepco meldet aktuell keine Schäden, alle Beschäftigten seien evakuiert.
Kalifornien, Guam, Französisch-Polynesien, Costa Rica, Chile und weitere Länder veranlassten Schutzmaßnahmen. Warnungen wurden per Mobiltelefon verschickt, Behörden riefen zum Verlassen von Stränden auf. In mehreren Ländern Lateinamerikas laufen präventive Evakuierungen.
Das Beben gilt laut russischen Geophysikern als das stärkste in der Region seit 1952 – damals hatte ein ähnlich starkes Beben einen Pazifik-weiten Tsunami ausgelöst. Kamtschatka liegt in einer der aktivsten tektonischen Zonen der Erde, wo die pazifische Platte auf die nordamerikanische trifft – ein Brennpunkt globaler Seismik.
Die Ereignisse zeigen erneut die Verwundbarkeit von Küstenregionen entlang des Pazifiks – trotz verbesserter Warnsysteme. Dass auch heute noch mehrere Atomkraftwerke in Risikozonen betrieben werden, wirft erneut sicherheitspolitische Fragen auf.
Die Lage bleibt dynamisch und angespannt. Weitere Nachbeben und Tsunamiwellen sind nicht auszuschließen. Die internationalen Warnzentren stehen in engem Austausch.
OZD
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