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Wirtschaftskriminalität in Deutschland explodiert

Abrechnungsbetrug, Steuerhinterziehung, organisierte Kriminalität – Wirtschaftsdelikte haben 2024 einen Rekordschaden von 2,76 Milliarden Euro verursacht. Besonders betroffen: das Gesundheitswesen. Die Leidtragenden sind oft Versicherte und Beschäftigte.

Wirtschaftskriminalität verursacht in Deutschland immer höhere Schäden – und die Folgen tragen meist nicht die Täter, sondern die Allgemeinheit. Wie aus dem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamts hervorgeht, belief sich der Gesamtschaden im Jahr 2024 auf 2,76 Milliarden Euro – ein Plus von fast drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders brisant: Der größte Anteil entfiel auf das Gesundheitswesen, wo bandenmäßiger Abrechnungsbetrug zum Alltag geworden ist.

Mit über 61.000 registrierten Fällen stiegen die angezeigten Wirtschaftsdelikte um mehr als 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der dramatische Anstieg ist unter anderem auf ein Großverfahren in Schleswig-Holstein zurückzuführen, bei dem ein Netzwerk aus Ärzten, Pflegekräften und Vermittlern im Verdacht steht, systematisch Leistungen falsch abgerechnet zu haben. Laut BKA handelt es sich dabei nicht mehr um Einzelfälle, sondern um "Strukturen organisierter Kriminalität".

Vor allem Abrechnungsbetrug im Gesundheitssektor gefährdet das Vertrauen in das gesamte System. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: weniger Leistungen, längere Wartezeiten, steigende Beiträge. Für Beschäftigte im Gesundheitswesen wächst der Druck, da sie mit immer knapperen Ressourcen und steigender Misstrauenskultur konfrontiert werden.

Auch wenn die Aufklärungsquote mit 88,9 Prozent überdurchschnittlich hoch ist, bleibt der gesellschaftliche Schaden enorm. Gewerkschaften und Sozialverbände fordern seit Langem eine stärkere Kontrolle von Trägern und Abrechnungsstellen – doch an politischem Willen fehlt es oft. Gleichzeitig profitieren kriminelle Netzwerke weiter von undurchsichtigen Strukturen und zu laschen Kontrollmechanismen.


OZD-Kommentar
Wirtschaftskriminalität ist kein Kavaliersdelikt – sie ist ein stiller Raubzug an der gesamten Gesellschaft. Wenn Milliarden durch betrügerische Abrechnungen, Steuerhinterziehung oder systematisch ausgehebelte Kontrollinstanzen verschwinden, fehlt dieses Geld genau dort, wo es dringend gebraucht wird: in Pflegeheimen, bei Sozialleistungen, in Bildung und im Nahverkehr. Dass Banden und kriminelle Netzwerke im Gesundheitswesen Fuß fassen konnten, ist ein Armutszeugnis für die Kontrollorgane. Und dass diese Delikte nur ein Prozent aller Straftaten ausmachen, aber über ein Drittel des Schadens – das spricht Bände. Es wird Zeit, dass Politik und Justiz härter durchgreifen und nicht nur verwalten, sondern endlich schützen: die Ehrlichen, die Schwachen, die vielen Beschäftigten im Gesundheitswesen, die unter diesen Machenschaften mitarbeiten müssen – und jeden Versicherten, der mit seiner Prämie das System trägt.


Lesermeinungen

„Ich arbeite in einer Pflegeeinrichtung und sehe, wie hart wir für ehrliche Arbeit kämpfen – und wie andere Millionen abzocken. Das ist ein Skandal.“ Denis 
„Dass Banden im Gesundheitswesen Geld waschen können, ist unfassbar. Wo bleibt da der Staatsschutz?“ – T.
„Ich zahle monatlich fast 1.000 Euro für meine private Krankenversicherung – und andere machen Kasse auf unsere Kosten. Wann hört das endlich auf?“ – Andrea K., München


OZD-Analyse

1. Zahlen und Entwicklungen
a) Schaden durch Wirtschaftsdelikte 2024: 2,76 Milliarden Euro
– +2,9 % gegenüber 2023
– 61.000 registrierte Fälle (+57,6 %)

b) Anteil an allen Straftaten: ca. 1 %
– Anteil am Gesamtschaden: über 33 %

2. Hauptbereiche der Wirtschaftskriminalität
a) Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen
– Hohe Sozialschädlichkeit
– Vermehrt bandenmäßige Strukturen und Geldwäsche

b) Steuerdelikte und Geldwäsche
– Oft schwer nachweisbar
– Großverfahren in mehreren Bundesländern

3. Folgen für Gesellschaft und Beschäftigte
a) Vertrauensverlust in Gesundheitssystem
– Patienten werden zu Verlierern
– Pflegekräfte geraten unter Druck

b) Fehlende Investitionen
– Fehlende Milliarden belasten Haushalte
– Soziale Infrastruktur wird ausgehöhlt

4. Ermittlungsarbeit und politische Verantwortung
a) Aufklärungsquote: 88,9 %
– Hoher Wert durch gezielte Verfahren
– Beteiligung von Betroffenen bei Anzeigen

b) Forderungen
– Stärkere Kontrolle von Trägern, Abrechnungsstellen, Dienstleistern
– Politischer Druck auf Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden


Was ist Wirtschaftskriminalität?
Wirtschaftskriminalität umfasst alle strafbaren Handlungen, die im Rahmen wirtschaftlicher Tätigkeiten begangen werden und auf finanziellen Gewinn abzielen. Dazu zählen Betrug, Untreue, Steuerhinterziehung, Insolvenzdelikte, Korruption, Abrechnungsbetrug und Geldwäsche. Besonders gefährlich sind organisierte Strukturen, die über lange Zeiträume hinweg unbemerkt agieren. Wirtschaftskriminalität schädigt nicht nur Unternehmen, sondern vor allem das Gemeinwohl und die sozialen Sicherungssysteme.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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