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Alarmierende Zahlen: Stressalarm in Deutschland auf Rekordhoch

Eine neue TK-Umfrage zeigt: 66 Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich häufig oder manchmal gestresst. Politische Krisen, beruflicher Druck und eigene Ansprüche treiben das Stressempfinden auf den höchsten Stand seit Jahren.

Deutschland steht unter Strom: Zwei Drittel der Bevölkerung fühlen sich im Alltag oder im Berufsleben häufig oder zumindest manchmal gestresst. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Techniker Krankenkasse, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Damit ist das Stresslevel im Land in den vergangenen zwölf Jahren kräftig gestiegen: 2013 lag der Anteil der Gestressten noch bei 57 Prozent, heute sind es 66 Prozent.

Nur acht Prozent der Befragten erklärten, überhaupt keinen Stress zu empfinden, weitere 26 Prozent fühlen sich nur selten belastet. Die wichtigste Ursache ist dabei ein hoher Anspruch an sich selbst: 61 Prozent setzen sich laut TK-Report stark unter eigenen Druck. Dahinter folgen berufliche Belastungen durch Schule, Studium oder Job mit 58 Prozent sowie politische und gesellschaftliche Krisen. Besonders internationale Konflikte und Kriege verstärken das Gefühl der Überforderung, ebenso wie Sorgen vor Kriminalität, Extremismus und die Folgen des Klimawandels.

Viele Menschen suchen bewusst Ausgleich: 83 Prozent gehen spazieren oder in die Natur, 78 Prozent widmen sich einem Hobby, ebenso viele treffen sich mit Freunden oder Familie. Musik hören oder selbst machen gilt für 73 Prozent als hilfreiche Entlastung. Zwei Drittel kochen oder gehen essen, um Stress abzubauen.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern fallen dabei deutlich aus. Männer greifen eher zu Bier oder Wein, zocken häufiger oder entspannen beim Gaming. Frauen setzen häufiger auf Yoga, autogenes Training oder Einkaufen als mentale Entlastungsstrategie. Für die Befragung interviewte Forsa im Mai 2025 insgesamt 1407 Menschen bundesweit. OZD


OZD-Kommentar „Stressnation Deutschland – warum uns der Alltag zerreibt“

Die Zahlen sind ein Warnschuss. Zwei Drittel der Deutschen fühlen sich gestresst, und das nicht nur ein bisschen. Der Druck steigt – beruflich, politisch, gesellschaftlich, privat. Und längst ist klar: Deutschland hat kein Motivationsproblem, sondern ein Belastungsproblem. Die Menschen stemmen mehr, als sie tragen können, während Krisen und Konflikte ununterbrochen auf sie einprasseln.

Besonders besorgniserregend ist, dass der größte Stressor hausgemacht ist: der eigene Anspruch. Eine Gesellschaft, die sich selbst permanent antreibt, landet irgendwann zwangsläufig auf der Überholspur ohne Bremse. Wenn zudem politische Unsicherheiten, Kriege, Klimakrise und wirtschaftliche Sorgen dazu kommen, wird aus Druck Überlastung.

Das eigentlich Dramatische: Wir haben uns an diesen Zustand gewöhnt. Der Stress gilt längst als normal, als täglicher Begleiter – und genau darin liegt die Gefahr. Eine Gesellschaft, die sich derart zerreibt, verliert langfristig Leistungsfähigkeit, Kreativität und Gelassenheit. Der TK-Report zeigt nicht nur ein Stimmungsbild, sondern eine strukturelle Schieflage.



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Mini-Infobox

66 % der Menschen fühlen sich gestresst

Höchstes Stresslevel seit 2013

Hauptfaktor: hoher Anspruch an sich selbst

Politische Krisen verstärken Belastung

Natur, Hobbys und Musik als wichtigste Stressventile



OZD-Analyse

1. Ursachen der steigenden Stressbelastung
– a) Zunehmende Selbstoptimierung erhöht den Druck
– b) Berufliche Anforderungen steigen kontinuierlich
– c) Politische und gesellschaftliche Krisen wirken als ständiger Stressverstärker

2. Geschlechterspezifische Unterschiede im Umgang mit Stress
– a) Männer: eher Alkohol, Gaming, digitale Ablenkung
– b) Frauen: mehr Fokus auf Entspannungstechniken
– c) Unterschiedliche Bewältigungsstrategien beeinflussen langfristig die Gesundheit

3. Gesellschaftliche Folgen einer gestressten Bevölkerung
– a) Risiko für psychische Erkrankungen steigt
– b) Arbeitskraftverlust und Produktivitätsprobleme
– c) Gefahr langfristiger gesellschaftlicher Erschöpfung


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Erklärungen

Was ist der TK-Gesundheitsreport?
Der TK-Report ist eine regelmäßige Erhebung der Techniker Krankenkasse zum Gesundheitszustand und Verhalten der Bevölkerung. Er beleuchtet Trends, Belastungen und gesundheitliche Risiken.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

Was bedeutet Stressempfinden?
Stressempfinden beschreibt die subjektive Wahrnehmung von Belastung. Es hängt von äußeren Faktoren wie Arbeit und Krisen, aber auch von inneren Faktoren wie Perfektionismus und Selbstansprüchen ab.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


OZD-Extras

Extra: Wie Stress den Körper verändert – die stille Gefahr im Alltag
Dauerstress erhöht Blutdruck, schwächt das Immunsystem und kann zu Schlafstörungen, Depressionen und Burn-out führen. Viele Symptome bleiben lange unbemerkt – bis es zu spät ist.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.