Die Zahl der Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern ist 2024 stärker gestiegen als die Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten. Das teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit.
Demnach wurden im vergangenen Jahr rund 17,5 Millionen Patientinnen und Patienten stationär versorgt – ein Plus von zwei Prozent gegenüber 2023. Damit liegt die Zahl jedoch weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019, als rund 1,9 Millionen mehr Menschen in Kliniken behandelt wurden.
Bei den Beschäftigten zeigt sich ein anderes Bild: Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte stieg um 2,7 Prozent, im nichtärztlichen Dienst sogar um 3,3 Prozent. Insgesamt waren 1,24 Millionen Menschen in Krankenhäusern beschäftigt – umgerechnet erstmals über eine Million Vollzeitkräfte. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Krankenhausstatistik im Jahr 1991.
Trotz mehr Personal gibt es weniger Betten: 2024 waren bundesweit 472.900 Krankenhausbetten registriert, darunter 26.000 Intensivbetten – 0,9 Prozent weniger als im Vorjahr und 4,3 Prozent weniger als 2019. Die Bettenauslastung lag bei 72,0 Prozent, weiterhin deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau von 77,2 Prozent.
Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten sank leicht auf 7,1 Tage – im Jahr 1991 waren es noch rund 14 Tage. In der Inneren Medizin und der Allgemeinen Chirurgie lag der Durchschnitt bei 5,2 bzw. 5,0 Tagen, während in der Geriatrie und Psychiatrie Aufenthalte von bis zu 46 Tagen üblich sind.
Kommentar:
Auf den ersten Blick wirken die Zahlen erfreulich: Mehr Personal, kürzere Liegezeiten, scheinbar mehr Effizienz. Doch die Statistik erzählt nur die halbe Wahrheit. Der Anstieg beim Krankenhauspersonal bedeutet nicht automatisch, dass mehr Zeit für die Patienten bleibt – er spiegelt oft auch Bürokratie, Dokumentationspflichten und neue Teilzeitstrukturen wider. Viele Vollzeitstellen entstehen, weil Arbeitszeiten sinken und die Belastung hoch bleibt.
Zugleich ist die Zahl der Patienten zwar niedriger als vor Corona, was auf ambulante Behandlungen, demografische Verschiebungen und veränderte Klinikstrukturen hinweist – aber auch auf den Druck zur Kostenreduzierung. Die sinkende Bettenzahl zeigt, dass das System immer stärker auf Effizienz getrimmt wird, während sich die Versorgung in ländlichen Regionen verschlechtert.
Kurz gesagt: Mehr Köpfe im Krankenhaus bedeuten nicht automatisch bessere Versorgung. Die Statistik legt nahe, dass Deutschland auf dem Papier „mehr Pflege und Medizin“ bietet – in der Realität aber eher umstrukturiert, rationalisiert und fragmentiert.
OZD
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Bild: AFP