Knapp an der Rezession vorbei: Deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle Orientierung – Kein Wachstum, kein Aufschwung
Die deutsche Wirtschaft kommt nicht vom Fleck. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal – weder Wachstum noch Schrumpfung. Zwischen Juli und September 2025 lag die Veränderungsrate bei 0,0 Prozent.
Zwar hätten die Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge leicht zugenommen, doch rückläufige Exporte und hohe Kosten bremsten den erhofften Aufschwung. Damit entging Deutschland nur knapp einer technischen Rezession – die laut Definition bei zwei aufeinanderfolgenden negativen Quartalen beginnt.
Im ersten Quartal war die Wirtschaft noch um 0,3 Prozent gewachsen, im zweiten leicht um 0,2 Prozent gesunken. Der Sommer brachte keine Trendwende, sondern Stillstand.
Zuspitzung – „Wirtschaftliche Dynamik fehlt“
„Es fehlt die wirtschaftliche Dynamik“, warnte Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Unternehmen litten weiter unter hohen Energiepreisen, komplexen Berichtspflichten und langsamen Genehmigungsverfahren.
Auch der Arbeitsmarkt zeigt Schwäche: Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) ging die Arbeitslosigkeit im Oktober nur minimal zurück. 2,91 Millionen Menschen waren ohne Arbeit, die Quote sank auf 6,2 Prozent. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bleibe „gering“, so BA-Chefin Andrea Nahles.
Deutung – Warnsignal für Regierung und Standort Deutschland
Kommentar:
Diese Zahlen sind ein Alarmzeichen – kein kurzfristiger Ausrutscher. Deutschland steckt seit Jahren im Wachstumsstillstand fest. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) bringt es auf den Punkt: Das BIP liegt immer noch auf dem Niveau von 2019. Sechs Jahre ohne echtes Wachstum – das ist für die einstige Exportnation eine besorgniserregende Bilanz.
Die Bundesregierung hat Reformen versprochen, doch bisher bleibt es bei Ankündigungen. Unternehmen und Verbände fordern Entlastung, weniger Bürokratie, schnellere Verfahren und steuerliche Wettbewerbsfähigkeit. Bleibt der politische Kurs unverändert, droht Deutschland, im globalen Vergleich dauerhaft ins Hintertreffen zu geraten.
„Schwunglos“ nannte die Bundesagentur für Arbeit die Lage – treffender lässt sich der Zustand der deutschen Wirtschaft derzeit kaum beschreiben.
Erklärung – Was die Zahlen bedeuten
Das BIP ist der zentrale Indikator für die wirtschaftliche Leistung eines Landes. Die Stagnation zeigt: Private Nachfrage, Exporte und staatliche Impulse reichen derzeit nicht aus, um die Wirtschaft zu beleben.
Das IfW Kiel rechnet auch für das Gesamtjahr nur mit einer minimalen Wachstumsrate. Zwar könnten staatliche Ausgaben kurzfristig für ein Plus sorgen, doch das wäre laut Experten „nicht mehr als ein Strohfeuer“. Die strukturellen Probleme – von Energiepreisen über Fachkräftemangel bis zur schleppenden Digitalisierung – bleiben ungelöst.
Europa im Vergleich – Deutschland bremst den Euroraum
Auch das EU-Statistikamt Eurostat sieht die Auswirkungen: Im Euroraum wuchs die Wirtschaft im dritten Quartal nur um 0,2 Prozent. Italien stagnierte, während Frankreich ein Plus von 0,5 Prozent verzeichnete. Damit wird deutlich: Deutschland ist nicht mehr Wachstumsmotor, sondern Bremsklotz der Eurozone.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP