Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen
QR-Code zu www.online-zeitung-deutschland.de

Die Exporte in die USA und nach China brechen ein

Deutschlands Exporte nach China und in die USA sinken deutlich – trotz eines minimalen Gesamtwachstums. Wirtschaftsexperten warnen: Ohne neue Märkte könnte der Standort Deutschland weiter an Kraft verlieren.

Deutschlands Ausfuhren haben im Oktober ein kaum messbares Wachstum verzeichnet – und gleichzeitig ein deutliches Warnsignal ausgesendet. Denn obwohl die Exporte insgesamt um 0,1 Prozent im Vergleich zum September zulegten und einen Wert von 131,3 Milliarden Euro erreichten, brachen die Lieferungen in die beiden wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, die USA und China, spürbar ein. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mit.

Die Exporte in die USA sanken um 7,8 Prozent gegenüber dem Vormonat und lagen mit 11,3 Milliarden Euro auch 8,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Noch deutlicher zeigt sich die Abkühlung im China-Geschäft: 6,3 Milliarden Euro Warenwert bedeuten ein Minus von 5,8 Prozent. Von Januar bis Oktober kamen die deutschen Ausfuhren auf 1,308 Billionen Euro und damit auf ein moderates Wachstum von 1,1 Prozent.

Für den Außenwirtschaftschef des DIHK, Volker Treier, ist die Entwicklung „besorgniserregend“. Der deutsche Außenhandel gewöhne sich an ein „dürftiges New normal“, statt zu alter Dynamik zurückzufinden. Treier fordert bessere Standortbedingungen, um im härter werdenden globalen Wettbewerb bestehen zu können – darunter niedrigere Steuern, bessere Infrastruktur und weniger regulatorische Belastung. Zudem müsse Deutschland dringend neue Märkte erschließen, etwa in Indien, Indonesien oder Teilen Afrikas.

Der Außenhandelsverband BGA verweist auf die Stärke des europäischen Binnenmarkts. Die Exporte in EU-Länder stiegen im Oktober um 2,7 Prozent auf 76,3 Milliarden Euro. „Europa bleibt die sichere Bank unserer Wirtschaft“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Die Importe Deutschlands sanken gleichzeitig um 1,2 Prozent auf 114,5 Milliarden Euro.

OZD 

OZD-Kommentar – „Der langsame Absturz: Warum Deutschlands Exportmodell jetzt zerreißt“

Ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent – und doch ist dieses statistische Zucken ein politischer Hilfeschrei. Die beiden Märkte, die Deutschland jahrzehntelang getragen haben, gleiten spürbar weg: Die USA wenden sich unter Trump wirtschaftlich ab, China stagniert und setzt immer stärker auf Autarkie. Deutschland hingegen hält am alten Weltbild fest – und wirkt dabei, als hätte es die tektonische Verschiebung im Welthandel nicht wahrgenommen.

Seit Jahren warnen Ökonominnen und Ökonomen, dass das deutsche Exportmodell auf tönernen Füßen steht. Doch statt mutig neue Märkte aufzubauen oder die eigene Wettbewerbsfähigkeit konsequent zu stärken, verharrt die Politik im Modus der wohlmeinenden Erklärungen. Während Europas Binnenmarkt Stabilität verspricht, verliert Deutschland die Schlagkraft, um im globalen Rennen mitzuhalten.

Das Problem ist nicht der Einbruch des Oktobers. Das Problem ist, dass es niemanden mehr überraschen darf. Und genau deshalb ist dieses Mini-Wachstum ein Maxi-Alarm.



Mini-Infobox

Exporte insgesamt im Oktober: +0,1 %

Exporte in die USA: –7,8 %

Exporte nach China: –5,8 %

EU-Ausfuhren: +2,7 %

Gesamtexporte Jan–Okt 2025: 1,308 Billionen Euro

OZD-Analyse

1. Ursachen der Exportflaute
– a) geopolitische Spannungen und veränderte US-Handelspolitik –
– b) chinesische Wirtschaftsschwäche und wachsende Eigenproduktion –
– c) sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland –

2. Konsequenzen für deutsche Unternehmen
– a) steigender Kostendruck durch Energie, Arbeitsmarkt und Bürokratie –
– b) Verlust globaler Marktanteile in Schlüsselbranchen –
– c) wachsende Abhängigkeit vom EU-Binnenmarkt –

3. Strategien für die Zukunft
– a) gezielte Erschließung neuer Märkte wie Indien, Indonesien, afrikanische Staaten –
– b) Modernisierung der Infrastruktur und digitale Entlastung –
– c) EU-weite Freihandelsinitiativen als zentrale Wachstumshebel –



Erklärungen Was ist ein Freihandelsabkommen?

Ein Freihandelsabkommen ist ein Vertrag zwischen Staaten, der Zölle abbaut, gemeinsame Standards festlegt und Unternehmen den Marktzugang erleichtert. Solche Abkommen gelten als wirtschaftlicher Motor, da sie Handel und Investitionen beschleunigen sollen.

OZD-Extras

Wirtschafts-Fun-Fact:
Deutschland exportiert pro Minute Waren im Durchschnittswert von über zwei Millionen Euro – selbst kleinste Schwankungen wirken sich daher massiv auf die Gesamtbilanz aus.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.