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Trump zweifelt

„Statistisch sehr schwer zu gewinnen“: Präsident rechnet mit Midterm-Dämpfer Wirtschaftsboom oder Wahrnehmungskrise? Trump ringt um Anerkennung

US-Präsident Donald Trump hat erstmals offen eingeräumt, dass seine Republikaner bei den Zwischenwahlen 2026 eine Niederlage erleiden könnten. In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagte Trump, er habe zwar für die „beste Wirtschaft der Geschichte“ gesorgt, doch es könne sein, dass die Bevölkerung noch Zeit brauche, um dies zu erkennen. Vor dem Hintergrund traditionell schwieriger Midterms für amtierende Präsidenten relativierte Trump damit seine sonst demonstrative Zuversicht.

Trump verwies auf positive Konjunkturdaten und betonte, die wirtschaftliche Entwicklung sei außergewöhnlich. Dennoch zeigte er sich ungewohnt nachdenklich. Statistisch sei es für die Regierungspartei extrem schwer, bei Zwischenwahlen zu gewinnen, erklärte er. Man sollte zwar siegen, doch die Realität sehe oft anders aus. Seine widersprüchliche Einschätzung unterstreicht die Nervosität im republikanischen Lager.

Tatsächlich hatte die US-Notenbank Fed ihren Wirtschaftsausblick für das kommende Jahr zuletzt leicht nach oben korrigiert und ein Wachstum von 2,3 Prozent prognostiziert. Auch bei der Inflation zeichnet sich laut offiziellen Daten eine mögliche Entspannung ab. Dennoch bleibt Trumps wirtschaftspolitische Bilanz umstritten. Seit April hatte insbesondere seine aggressive Zollpolitik für Unsicherheit gesorgt, was sich im sinkenden Verbrauchervertrauen widerspiegelte. Ende November erreichte dieses den niedrigsten Stand seit Beginn der Handelskonflikte.

Trump selbst klagte zuletzt öffentlich über mangelnde Anerkennung. Er habe eine der großartigsten Volkswirtschaften ohne Inflation geschaffen, fragte er rhetorisch in sozialen Medien – und ließ dabei erkennen, dass die Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und öffentlicher Stimmung größer wird.

Bei den Zwischenwahlen im Herbst 2026 hoffen die Demokraten, vor allem das Repräsentantenhaus zurückzuerobern. Aktuell verfügen die Republikaner in beiden Kammern des Kongresses über Mehrheiten. Historisch jedoch werden Midterms häufig zur Abrechnung mit der amtierenden Regierung – ein Muster, das nun auch Trump nicht mehr ausschließt. OZD / ©AFP.


OZD-Kommentar – Selbstzweifel eines Präsidenten

Donald Trump lebt von Stärke, Gewissheit und Siegerpose. Umso bemerkenswerter ist dieses Eingeständnis möglicher Niederlagen. Es zeigt, dass selbst der Präsident spürt, wie brüchig sein politisches Fundament geworden ist. Wirtschaftszahlen allein gewinnen keine Wahlen – entscheidend ist das Gefühl der Menschen. Steigende Preise, Handelskonflikte und Unsicherheit lassen sich nicht mit Wachstumsraten wegreden. Wenn Trump 2026 verlieren sollte, dann nicht wegen Statistik, sondern wegen Vertrauen.


Lesermeinungen

„Trump merkt langsam, dass gute Zahlen nicht reichen, wenn der Alltag teurer wird.“
„Midterms bestrafen fast immer die Regierung – da hilft auch Selbstlob nichts.“
„Er nennt es Wirtschaftswunder, viele nennen es Unsicherheit.“


Mini-Infobox

– Trump räumt mögliche Midterm-Niederlage ein
– Interview mit dem Wall Street Journal
– Republikaner derzeit mit Kongressmehrheit
– Verbrauchervertrauen zuletzt stark gesunken
– Zwischenwahlen im Herbst 2026


OZD-Analyse

Trumps ungewöhnliche Offenheit
– a) Abkehr von der typischen Sieger-Rhetorik
– b) Hinweis auf historische Muster
– c) Wachsende Nervosität im Wahlkampf

Wirtschaft vs. Wahrnehmung
– a) Positive Wachstumsprognosen
– b) Inflation bleibt politischer Zankapfel
– c) Zollpolitik belastet Vertrauen

Bedeutung der Midterms
– a) Traditionelle Abstrafung der Regierung
– b) Demokraten wittern Machtwechsel
– c) Signalwirkung für Trumps weitere Amtszeit


Wer ist Donald Trump?
Donald Trump ist der 45. und erneut amtierende Präsident der Vereinigten Staaten. Der Republikaner prägt die US-Politik durch konfrontative Rhetorik, protektionistische Wirtschaftspolitik und eine starke Polarisierung der Gesellschaft.

Was sind die Zwischenwahlen (Midterms)?
Die Zwischenwahlen finden in den USA jeweils zur Mitte der Präsidentschaftsperiode statt. Dabei werden das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt. Sie gelten als wichtiger Stimmungstest für den Präsidenten.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras
Seit dem Zweiten Weltkrieg verlor die Partei des Präsidenten bei fast allen Midterms Sitze im Kongress – eine historische Hypothek für Trump.