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IW-Umfrage: Jedes dritte deutsche Unternehmen plant 2026 Stellenabbau

Laut IW-Umfrage will jedes dritte deutsche Unternehmen im Jahr 2026 Stellen streichen. Experten warnen: Die Investitionskrise verschärft sich weiter.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft kippt erneut: Jedes dritte Unternehmen plant 2026 Stellenabbau, wie die neue Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Nach einer kurzen Erholung im Frühjahr 2025 verschlechtern sich die Erwartungen spürbar. 36 Prozent der Betriebe wollen im kommenden Jahr Personal reduzieren, nur 18 Prozent neue Jobs schaffen.

Besonders die Industrie ist betroffen. Dort planen 41 Prozent der Unternehmen Entlassungen, während nur rund jede siebte Firma zusätzliche Stellen schaffen will. „Das ist ein klares Warnsignal für den Standort Deutschland“, sagte IW-Konjunkturexperte Michael Grömling am Sonntag.

Auch die Investitionstätigkeit schwächelt: Lediglich 23 Prozent der befragten Unternehmen wollen 2026 mehr investieren als im Vorjahr, 33 Prozent hingegen weniger. „Damit verschärft sich die Investitionskrise in Deutschland“, so das IW. Eine so lange Phase negativer Erwartungen habe es seit Beginn der bundesweiten IW-Erhebung noch nicht gegeben.

Regional zeichnet sich ein ungleicher Trend ab: Während im Norden und in Bayern Optimismus herrscht und viele Betriebe mit steigender Produktion rechnen, überwiegt in anderen Regionen die Skepsis – besonders im Nordosten. Dort erwarten fast die Hälfte der Unternehmen sinkende Produktionszahlen, nur 17 Prozent rechnen mit Zuwächsen.

Grömling sieht die Ursachen in einer Mischung aus geopolitischem Druck und strukturellen Problemen: „Die Unternehmen leiden unter den globalen Spannungen, aber auch unter hausgemachten Belastungen – hohen Energiepreisen, Sozialabgaben und übermäßiger Bürokratie.“ Ohne entschlossene Reformen werde es immer unwahrscheinlicher, dass die milliardenschweren Hilfsprogramme der Bundesregierung Wirkung zeigten.

OZD / ©IW / ©dpa

OZD-Kommentar

Deutschland droht in eine strukturelle Stagnation zu rutschen. Die IW-Zahlen zeigen, wie tief das Vertrauen in den Standort erschüttert ist. Zwischen geopolitischem Druck, Fachkräftemangel und überbordender Regulierung verlieren Unternehmen ihre Zukunftszuversicht.

– Der Jobabbau ist kein isoliertes Signal, sondern Symptom eines Systems unter Stress.
– Die politische Führung steht vor einem Dilemma: Reformen kosten kurzfristig Stabilität, Nichtstun langfristig Wettbewerbsfähigkeit.
– Besonders die Industrie – einst Rückgrat des Wohlstands – verliert Investitionskraft.

Prognose: 2026 wird ein Schlüsseljahr. Ohne entschlossene Standortpolitik und Bürokratieabbau droht Deutschland, wirtschaftlich den Anschluss zu verlieren.

Lesermeinungen

„Wir spüren das schon jetzt – viele Betriebe investieren nur noch das Nötigste.“ – Klaus Meyer, Maschinenbauer, NRW
„Die Zahlen bestätigen, was wir befürchtet haben: Die Politik reagiert zu spät.“ – Sabine Koch, Unternehmerin aus München

OZD-Analyse

1. Wirtschaftliche Lage 2025/26
Die IW-Daten bestätigen den Abwärtstrend: Nach kurzer Erholung ist die Stimmung wieder im Minus.

Jobabbau statt Jobaufbau: nur 18 % wollen einstellen.

Investitionsneigung historisch niedrig.

Energie- und Standortkosten bleiben Hauptbelastungen.

2. Regionale Unterschiede

Norden & Bayern: relative Stabilität, starker Mittelstand.

Nordosten: besonders pessimistische Erwartungen.

Westen & Südwesten: leichte Zuversicht, aber gebremst durch Fachkräftemangel.

3. Ursachen

Hohe Energiepreise nach Ende der Subventionen.

Fachkräftemangel und demografischer Wandel.

Bürokratische Hürden und Planungsunsicherheit.

Unsicherheiten durch internationale Krisen.

OZD-Erklärung

Was ist das Institut der deutschen Wirtschaft (IW)?
Das IW Köln ist ein wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut mit Sitz in Köln. Es führt regelmäßig Konjunkturumfragen unter Unternehmen durch und gilt als einflussreiches Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft.

OZD-Erklärung

Was bedeutet Investitionskrise?
Von einer Investitionskrise sprechen Ökonomen, wenn Unternehmen ihre geplanten Investitionen über längere Zeit zurückfahren. Das führt zu stagnierender Produktivität, Innovationsschwäche und einem Rückgang des Wirtschaftswachstums.

OZD-Erklärung

Wer ist Michael Grömling?
Prof. Dr. Michael Grömling ist Senior Economist am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln und einer der führenden deutschen Konjunkturforscher. Er kommentiert regelmäßig die wirtschaftliche Lage und gilt als Experte für Industrieentwicklung und Standortpolitik.

OZD

Alle Angaben ohne Gewähr. 

Titelbild: IW / dpa