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Energiewende unter Druck – fossile Realität schlägt grüne Versprechen

Der weltweite Verbrauch von Kohle steigt erneut – und erreicht 2025 einen neuen Höchststand. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wird der Verbrauch

um 0,5 Prozent auf rund 8,85 Milliarden Tonnen zulegen. Damit setzt sich ein Trend fort, der den globalen Klimazielen widerspricht. Zwar rechnet die IEA langfristig mit einem leichten Rückgang bis 2030, doch kurzfristig bleibt Kohle der dominierende Energieträger – und der klimaschädlichste.

Besonders auffällig ist der Anstieg in den USA. Dort haben steigende Gaspreise sowie politische Maßnahmen gegen die Stilllegung von Kohlekraftwerken den Verbrauch stabilisiert und sogar wachsen lassen. Damit endet eine 15 Jahre währende Phase rückläufiger Kohlenutzung. In Europa hingegen setzte sich der Rückgang zwar fort, verlangsamte sich jedoch deutlich. Der Verbrauch sank lediglich um drei Prozent, nachdem in den Vorjahren zweistellige Rückgänge verzeichnet worden waren. Als Gründe nennt die IEA vor allem eine schwache Stromerzeugung aus Wind- und Wasserkraft.

In China, das mehr als die Hälfte der weltweiten Kohlenachfrage auf sich vereint, blieb der Verbrauch stabil. Indien hingegen verzeichnete einen leichten Rückgang, ausgelöst durch einen frühen und starken Monsun. Insgesamt geht die IEA nun davon aus, dass sich der globale Kohleverbrauch in den kommenden Jahren zunächst auf hohem Niveau einpendeln wird – eine Korrektur früherer Prognosen, die bereits ab 2027 einen deutlichen Rückgang erwartet hatten.

Zwei Drittel der weltweit verbrannten Kohle werden zur Stromerzeugung genutzt. In diesem Bereich rechnet die IEA ab 2026 mit einem Rückgang, getrieben durch den Ausbau erneuerbarer Energien, neue Atomkraftkapazitäten und eine massive Zunahme von Flüssigerdgas. In der Industrie jedoch dürfte Kohle weiterhin eine zentrale Rolle spielen – mit gravierenden Folgen für den globalen CO₂-Ausstoß. OZD / ©AFP.


OZD-Kommentar – Klimaziele auf dem Papier, Kohle in der Realität

Die Zahlen der IEA sind ein ernüchternder Weckruf. Während Regierungen weltweit über Klimaneutralität reden, wird weiter mehr Kohle verbrannt als jemals zuvor. Besonders alarmierend ist die Kehrtwende in den USA, wo politische Entscheidungen den fossilen Rückschritt aktiv begünstigen. Die Energiewende bleibt verwundbar – abhängig von Wetter, Preisen und politischem Willen. Solange Kohle als billige Rückversicherung dient, bleiben Klimaversprechen bloße Absichtserklärungen. Der Preis dafür wird später gezahlt – ökologisch und ökonomisch.




Mini-Infobox

– Weltweiter Kohleverbrauch 2025: 8,85 Milliarden Tonnen
– Zuwachs gegenüber Vorjahr: +0,5 Prozent
– USA treiben Anstieg maßgeblich
– EU-Rückgang deutlich verlangsamt
– China bleibt stabil, Indien leicht rückläufig


OZD-Analyse

Warum der Kohleverbrauch steigt
– a) Hohe Gaspreise und Energieunsicherheit
– b) Politische Eingriffe gegen Kraftwerksstilllegungen
– c) Wetterabhängigkeit erneuerbarer Energien

Regionale Unterschiede
– a) USA mit überraschender Kehrtwende
– b) Europa verliert Tempo beim Ausstieg
– c) China und Indien stabilisieren den Weltmarkt

Folgen für Klima und Politik
– a) Klimaziele rücken weiter in die Ferne
– b) Industrie bleibt CO₂-Treiber
– c) Vertrauensverlust in die Energiewende


Was ist die Internationale Energieagentur (IEA)?
Die Internationale Energieagentur mit Sitz in Paris berät Industrienationen in Energiefragen. Sie analysiert globale Energiemärkte und veröffentlicht regelmäßig Prognosen zu Verbrauch, Versorgungssicherheit und Klimawirkungen.

Was bedeutet Kohleverbrauch für das Klima?
Kohle ist der klimaschädlichste fossile Energieträger. Bei ihrer Verbrennung entsteht mehr CO₂ als bei Öl oder Gas. Ein anhaltend hoher Kohleverbrauch erschwert die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens erheblich.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.



OZD-Extras
Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurde weltweit so viel Kohle verbrannt wie Mitte der 2020er Jahre.