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Australien überrascht mit neuem Klimaziel – EU hinkt hinterher

Australien legt kurz vor der Weltklimakonferenz in Belém neue Klimaziele vor – ehrgeiziger als Kanada und Neuseeland, aber nicht genug für die Pariser Ziele. Die EU wirkt dagegen zerstritten.

Australien will seine Treibhausgasemissionen bis 2035 um 62 bis 70 Prozent im Vergleich zu 2005 reduzieren. Premierminister Anthony Albanese erklärte am Donnerstag: „Wir hören auf die Wissenschaftler und wir handeln im Interesse Australiens.“ Mit dem Vorstoß legte einer der größten Exporteure fossiler Brennstoffe rechtzeitig vor der UN-Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém neue Zielvorgaben vor – anders als die EU, die sich bislang nicht einigen konnte.

Gemäß dem Pariser Abkommen sind alle Staaten verpflichtet, ihre nationalen Klimapläne regelmäßig nachzubessern. Ursprünglich hätten diese schon Anfang des Jahres vorliegen müssen, doch laut UN haben erst zehn der fast 200 Vertragsstaaten geliefert. Die Frist wurde daher bis Ende September verlängert.

Australiens bisheriges Ziel sah für 2030 lediglich eine Verringerung der Emissionen um 43 Prozent vor. Experten und Klimaschützer mahnen jedoch an, dass eine Reduktion von mindestens 76 Prozent bis 2035 nötig wäre, um die Pariser Klimaziele einzuhalten.

Eine aktuelle Risikoanalyse hatte die Regierung in Canberra zusätzlich unter Druck gesetzt: Australien drohten bis Mitte des Jahrhunderts Hitzewellen und Überschwemmungen mit über einer Million Betroffenen. Zwar gehen die neuen Vorgaben über die Ambitionen Kanadas oder Neuseelands hinaus, doch bleiben sie hinter Großbritannien zurück.

Kritiker werfen Australien zudem vor, seine Klimaziele durch fortgesetzte Subventionen fossiler Energien und den massiven Kohleexport zu untergraben. Gleichwohl könnte das Land im kommenden Jahr eine Schlüsselrolle einnehmen: Gemeinsam mit den Pazifik-Inselstaaten richtet Australien dann die nächste UN-Klimakonferenz aus.

OZD


OZD-Kommentar
Australien zeigt, dass es geht – und vor allem, dass es rechtzeitig geht. Während die EU in internen Streitigkeiten verharrt, liefert ein Kohle-Gigant konkrete Zahlen. Doch Euphorie ist fehl am Platz: Ein Klimaziel, das noch immer nicht ausreicht, um das 1,5-Grad-Ziel zu retten, bleibt Stückwerk. Der Widerspruch ist offensichtlich – ehrgeizige Reduktionszahlen auf dem Papier, gleichzeitig milliardenschwere Subventionen für Kohleexporte. Wer den Klimaschutz ernst meint, muss fossile Energien konsequent zurückfahren. Solange Australien hier zaudert, bleibt der neue Plan ein politisches Signal – aber kein echter Wendepunkt.

Wann werden endlich die Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheideeinrichtungen umgebaut. Die Technik ist da, doch der Wille fehlt! 


OZD-Analyse

Inhalt der neuen Ziele
– Reduktion der Emissionen um 62–70 % bis 2035
– Deutlich über bisherigen 43 % bis 2030
– Vergleich: ambitionierter als Kanada und Neuseeland, schwächer als Großbritannien

Politischer Kontext
– Pariser Abkommen verpflichtet alle Staaten zu Nachbesserungen
– UN verlängerte Frist bis Ende September
– EU uneinig, präsentiert voraussichtlich nur ein Provisorium

Kritikpunkte
– Wissenschaft fordert mindestens 76 % Reduktion bis 2035
– Subventionen für fossile Energien konterkarieren Ziele
– Kohleexport bleibt massiver Klimafaktor


Mini-Infobox: Klimaziele im Vergleich

Australien: –62 bis –70 % bis 2035 (Basisjahr 2005)

EU: Noch keine Einigung auf neues Ziel

Kanada: –40 bis –45 % bis 2030

Neuseeland: –50 % bis 2030

Großbritannien: –78 % bis 2035


Was ist die COP30?
Die 30. UN-Klimakonferenz (COP30) findet vom 10. bis 21. November 2025 im brasilianischen Belém statt. Sie ist Teil der jährlichen Vertragsstaatenkonferenzen zum Pariser Klimaabkommen von 2015. Ziel ist es, verbindliche Fortschritte beim globalen Klimaschutz auszuhandeln. Gastgeber sind Brasilien und die Stadt Belém am Amazonas – ein symbolträchtiger Ort, da die Region stark von Abholzung und Klimawandel betroffen ist.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.