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Fleißige Nager mit großem Gedächtnis – die herbstliche Mission der Eichhörnchen

Wenn die Blätter fallen, beginnt für Eichhörnchen die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Sie sammeln Vorräte, wechseln ihr Fell und trotzen den Herausforderungen des Winters – mit erstaunlichem Instinkt und flauschigem Charme.

Wenn die Tage kürzer werden und sich Wälder in Gold, Rot und Braun färben, beginnt für Eichhörnchen die wichtigste Zeit des Jahres. Im Herbst laufen die kleinen Kletterkünstler zu Höchstform auf: Sie sammeln unermüdlich Nüsse, Eicheln und Samen, verstecken sie in Baumritzen, unter Laub oder im Boden und schaffen damit Vorräte für die kalte Jahreszeit. Hunderte solcher Depots legen sie an – ein Verhalten, das Biologen „Streuvorrat“ nennen.

Das Erstaunliche: Eichhörnchen besitzen ein bemerkenswertes Gedächtnis und können viele ihrer Verstecke Wochen später wiederfinden. Doch nicht alle – und genau das hat einen schönen Nebeneffekt: Die vergessenen Samen treiben im Frühjahr aus und tragen zur natürlichen Aufforstung bei.

Mit dem Sammelfieber kommt auch der Fellwechsel. Das zarte Sommerfell weicht einem dichten, warmen Wintermantel. Gleichzeitig essen die Tiere mehr, um sich eine schützende Fettschicht anzulegen. Sie halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe – ruhige Phasen, in denen sie sich in ihre Nester, die sogenannten Kobel, zurückziehen und nur an milderen Tagen aktiv werden.

Doch auch für diese charmanten Überlebenskünstler wird der Herbst anspruchsvoller. Mildere Winter durch den Klimawandel verändern ihren Rhythmus: Sie beginnen später mit der Vorratssuche, und manche finden im warmen Stadtklima kaum geeignete Verstecke. Verkehrsgefahren, Baumfällungen und menschliche Störungen erschweren ihr Überleben.

Trotzdem bleibt der Herbst die schönste Zeit, um sie zu beobachten. Wer in Parks oder Gärten aufmerksam hinschaut, sieht sie flink von Ast zu Ast springen oder im Laub nach Beute graben. Wer helfen möchte, kann im Garten Nussbäume pflanzen oder Futterstellen aufstellen – idealerweise mit Haselnüssen, Walnüssen oder Sonnenblumenkernen, ungesalzen und unbehandelt.

OZD-Kommentar:
Eichhörnchen sind ein Sinnbild für kluge Anpassung – und für das, was vielen Menschen fehlt: Weitblick. Während sie Nuss um Nuss für schlechte Zeiten verstecken, lebt der Mensch oft, als gäbe es keinen Winter. Der Klimawandel bedroht längst auch diese kleinen Überlebenskünstler, deren Lebensrhythmus aus dem Gleichgewicht gerät. Wer sie beobachtet, sieht mehr als nur ein Tier mit buschigem Schwanz – man sieht eine Mahnung der Natur, vorausschauend zu handeln.



Mini-Infobox:

Lebensraum: Wälder, Parks, Gärten

Winterschlaf: Nein – nur Winterruhe

Vorräte: Hunderte Nussverstecke pro Herbst

Fellwechsel: Sommerfell → Winterfell im Oktober

Lebensdauer: 6–10 Jahre in freier Natur




OZD-Analyse:

Verhalten und Biologie
– Eichhörnchen gehören zu den Streuvorratssammlern.
– Herausragendes Gedächtnis für Futterverstecke.
– Keine Winterschläfer, sondern Energiesparer mit Winterruhe.

Einfluss des Klimawandels
– a) Mildere Winter verschieben Fellwechsel und Sammelzeiten.
– b) Veränderungen im Nahrungsangebot durch Dürre und Hitze.
– c) Städte als neue Lebensräume mit Risiken (Verkehr, Lärm).

Mensch und Tier
– Eichhörnchen profitieren von naturnahen Gärten.
– Futterstellen helfen in strengen Wintern.
– Jede vergessene Nuss – ein kleiner Beitrag zur Aufforstung.

Was ist ein Kobel?
Ein Kobel ist das kugelförmige Nest eines Eichhörnchens, meist aus Zweigen, Moos und Blättern gebaut. Es dient im Winter als Schutz vor Kälte und Feinden. Jedes Eichhörnchen baut mehrere Kobel, um im Notfall schnell ausweichen zu können.



OZD-Extras:
Bonus: Wussten Sie, dass Eichhörnchen pro Herbst bis zu 10.000 Nüsse und Samen verstecken? – Und dass sie, dank ihres Instinkts, auch im Schnee punktgenau wissen, wo sie suchen müssen?

Alle Angaben ohne Gewähr. 

Bilder: OZD