Europa will sich aus dem Schatten Pekings befreien. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte am Samstag auf der Berliner Wirtschaftskonferenz „Berlin Global Dialogue“ eine strategische Neuausrichtung der europäischen Rohstoffpolitik an. Ziel sei es, „kurz-, mittel- und langfristig den Zugang zu alternativen Quellen von kritischen Rohstoffen für unsere Industrien sicherzustellen“, sagte sie auf Englisch.
Der Plan soll Europa unabhängiger von Importen aus China machen – insbesondere bei Seltenen Erden, die für Batterien, Windräder, Smartphones und Elektroautos unverzichtbar sind. Von der Leyen erklärte, die EU orientiere sich an der gemeinsamen Kraftanstrengung, die Europa während der Energiekrise nach Russlands Gasstopp vereint habe: „Wir haben damals gelernt, wie gefährlich einseitige Abhängigkeiten sind.“
Ein zentraler Pfeiler der neuen Strategie ist das Recycling. „Manche Unternehmen können bis zu 95 Prozent der in Batterien enthaltenen kritischen Rohstoffe zurückgewinnen“, betonte die Kommissionspräsidentin. Außerdem soll Europa durch neue Partnerschaften mit Ländern wie Australien, Kanada, der Ukraine, Kasachstan, Usbekistan, Chile und Grönland eigene Lieferketten aufbauen.
Der Vorstoß kommt mitten in einem sich zuspitzenden Handelsstreit mit China. Peking hatte Anfang Oktober neue Exportkontrollen für Seltene Erden verhängt – Unternehmen benötigen nun Genehmigungen für den Export von Maschinen und Technologien zur Verarbeitung dieser Materialien. Besonders betroffen sind europäische Firmen, die auf chinesische Zwischenprodukte angewiesen sind.
Für zusätzliche Spannungen sorgt der Fall des niederländischen Chip-Herstellers Nexperia, der zum chinesischen Wingtech-Konzern gehört. Nachdem Den Haag die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hatte, reagierte China mit einem Exportstopp für Nexperia-Produkte. Das trifft auch deutsche Autobauer und Maschinenbauer, die nun vor Lieferengpässen und drohenden Produktionsstopps warnen.
Europa steht damit vor einer neuen industriellen Bewährungsprobe – und Ursula von der Leyen will diesmal rechtzeitig gegensteuern. ozd
OZD-Kommentar: Zu spät
Die EU wacht spät, aber entschlossen auf. Zu lange hat sich Europa auf
Chinas Wohlwollen verlassen – im Glauben, die Weltwirtschaft sei immun
gegen Machtpolitik. Von der Leyens neue Strategie ist überfällig und
riskant zugleich: Ohne China drohen Engpässe, mit China bleibt die
Abhängigkeit. Der Spagat zwischen Unabhängigkeit und Realität wird zur
größten Herausforderung ihrer Amtszeit. Europas industrielle Zukunft
hängt davon ab, ob Brüssel diesmal wirklich handelt – oder wieder nur
redet, während Peking längst Fakten schafft. Zu spät. Mann muss einfach hinnnehmen, dass die Kommission nicht nach vorne schauen kann. Vielleicht sollte man deutsche Industriekaufleute mal zu Rate fragen, da reicht wahrscheinlich das zweite Lehrjahr aus ;-) , um es zu richten.

Mini-Infobox:
Ort: Berlin Global Dialogue 2025
Ziel: Abkehr von China bei kritischen Rohstoffen
Maßnahmen: Recycling, neue Lieferpartnerschaften
Partnerländer: Australien, Kanada, Ukraine, Chile, Kasachstan, Grönland
Hintergrund: Handelskonflikt mit China um Seltene Erden und Chips
OZD-Analyse:
Strategische Ziele der EU
– a) Reduktion der Abhängigkeit von China.
– b) Aufbau alternativer Lieferketten.
– c) Förderung europäischer Recycling-Technologien.
Wirtschaftliche Risiken
– a) Kurzfristige Engpässe in Auto- und Chipindustrie.
– b) Steigende Produktionskosten durch Umstellung.
– c) Gefahr eines Handelskriegs mit China.
Politische Dimension
– a) Von der Leyen positioniert sich als Krisenmanagerin Europas.
– b) Vergleich zur Energiekrise stärkt die politische Symbolik.
– c) EU-Staaten müssen Geschlossenheit zeigen – sonst droht Stillstand.
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Wer ist Ursula von der Leyen?
Ursula von der Leyen
ist seit 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission und die erste Frau
in diesem Amt. Die CDU-Politikerin gilt als proeuropäische Strategin,
die besonders in Krisenzeiten – von der Pandemie über den Ukraine-Krieg
bis zur Energiekrise – auf gemeinsames Handeln innerhalb der EU setzt.
Was sind Seltene Erden?
Seltene Erden sind
eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die für Hochtechnologien
essenziell sind – etwa für Windräder, Elektroautos, Computerchips und
militärische Geräte. China kontrolliert derzeit rund 60 Prozent der
weltweiten Produktion und fast 90 Prozent der Weiterverarbeitung.
OZD-Extras:
Fun-Fact: Trotz des
Namens sind Seltene Erden gar nicht selten – das Problem ist ihr
umweltintensiver Abbau und Chinas nahezu weltweite Monopolstellung in
der Weiterverarbeitung.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
