Frankreich brennt – erneut und diesmal schlimmer denn je. Der verheerende Waldbrand im Corbières-Massiv zwischen Carcassonne und Narbonne hat bereits mehr als 16.000 Hektar Vegetation vernichtet, ein Mensch ist ums Leben gekommen, zahlreiche weitere wurden verletzt. Auch wenn der Großbrand sich am Mittwoch kurzzeitig abschwächte, bleibt die Lage brandgefährlich: Starker Wind und neue Hitze drohen, das Feuer wieder anzufachen. Die Einsatzkräfte kämpfen gegen einen Gegner, der durch die Klimakrise immer stärker wird – und durch strukturelle Versäumnisse begünstigt wurde.
Das Feuer wütet in einer Region, die durch monatelange Trockenheit und hohe Temperaturen zur Zündschnur Europas geworden ist. Die Evakuierung von rund 1000 Menschen konnte Schlimmeres verhindern – doch die Angst in den betroffenen Dörfern sitzt tief. "Alles rund um unser Dorf ist bereits niedergebrannt", sagt ein Lokalpolitiker aus Villesèque-des-Corbières. Die Menschen dort fühlen sich alleingelassen – und sie haben recht.
Denn wie in vielen europäischen Ländern fehlt es an vorausschauender Waldpolitik, an flächendeckender Pflege und an Prävention. Frankreichs Forste leiden unter Überalterung, schlechter Durchforstung und inadäquater Brandschutzinfrastruktur. Wenn die Feuerwehrteams mit unzugänglichem Gelände und Flammenwalzen kämpfen, kämpfen sie auch gegen jahrzehntelange politische Untätigkeit.
Der Fall ist kein Einzelfall – und dennoch besonders dramatisch: Laut Behörden handelt es sich um den größten Brand seit Beginn der systematischen Erhebungen im Jahr 2006. Diese Eskalation war absehbar. Extreme Trockenperioden, ausgelaugte Böden und Temperaturen weit über 35 Grad Celsius haben in ganz Südeuropa eine neue Feuerrealität geschaffen. Waldbrände sind längst keine Naturkatastrophen mehr – sie sind politisch, wirtschaftlich und klimatisch menschengemacht.
Frankreich – wie auch Spanien, Griechenland oder Italien – muss endlich handeln. Präventive Maßnahmen wie Brandgassen, Frühwarnsysteme, klimafeste Aufforstung und besser ausgestattete Feuerwehren dürfen nicht länger Lippenbekenntnisse sein. Ebenso dringend ist eine europäische Strategie zur Brandbekämpfung – denn Brände machen nicht an Landesgrenzen halt.
Die Bilder aus Südfrankreich sind Mahnung und Warnung zugleich: Der nächste Sommer kommt bestimmt – und mit ihm die nächste Feuerwelle, wenn wir nicht endlich entschlossen gegensteuern.
OZD
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Bild: AFP