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Dänenen sind in der Lesekrise

Dänemark will die Mehrwertsteuer auf Bücher abschaffen. Kulturminister Engel-Schmidt spricht von einer Lesekrise – fast jeder vierte Jugendliche versteht einfache Texte nicht mehr.

Dänemark will den Kauf von Büchern deutlich günstiger machen. Kulturminister Jakob Engel-Schmidt kündigte am Mittwoch an, die 25-prozentige Mehrwertsteuer auf Bücher abzuschaffen. Er sprach von einer „Lesekrise“, die sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft habe. „Wir müssen alles tun, um diese Lesekrise zu beheben“, sagte Engel-Schmidt der Nachrichtenagentur Ritzau.

Der Schritt ist Teil des Haushaltsentwurfs der Regierung und soll den Staat jährlich rund 330 Millionen Kronen, umgerechnet 44 Millionen Euro, kosten. Mit 25 Prozent hat Dänemark bislang die höchste Mehrwertsteuer auf Bücher in Europa.

Auslöser für die Debatte war die jüngste Pisa-Studie der OECD, die in Dänemark Alarm auslöste. Demnach können 24 Prozent der 15-Jährigen einfache Texte nicht mehr verstehen – vier Prozentpunkte mehr als noch vor zehn Jahren. Damit droht eine ganze Generation den Anschluss an grundlegende Lesekompetenz zu verlieren.

Auch die dänischen Verlage hatten Druck gemacht und in einer Petition an die Regierung gefordert, allen Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu Büchern zu erleichtern. „Allen Dänen – Kindern und Erwachsenen – muss der Zugang zu gedruckten Büchern garantiert werden“, hieß es darin.

OZD



OZD-Kommentar

Dänemark zieht die Notbremse – und es wurde höchste Zeit. Wenn ein Viertel der Jugendlichen keine einfachen Texte versteht, steht nicht weniger als die kulturelle Basis einer Gesellschaft auf dem Spiel. Bücher dürfen kein Luxusgut sein, das durch Steuern künstlich verteuert wird. Doch die Maßnahme allein wird nicht reichen: Wer nicht liest, greift auch bei günstigen Preisen nicht automatisch zum Buch. Es braucht ein umfassendes Bildungskonzept – Leseförderung in Schulen, Bibliotheken und eine digitale Strategie, die Kinder und Jugendliche wieder an Sprache heranführt. Nur dann wird aus einer Steuererleichterung auch ein gesellschaftlicher Gewinn.



Lesermeinungen

„Endlich macht ein Land mal ernst: Lesen ist keine Luxusware, sondern Grundversorgung.“

„Steuersenkung schön und gut, aber ohne bessere Schulen bringt das wenig.“

„Vielleicht sollte Deutschland sich daran ein Beispiel nehmen – Bücher sind hier auch teuer.“



OZD-Analyse

Hintergrund
– Dänemark erhebt bislang 25 % Mehrwertsteuer auf Bücher – europäischer Spitzenwert.
– Regierung will Steuer streichen, Kostenpunkt: 330 Mio. Kronen pro Jahr.

Gründe für den Schritt
a) Pisa-Studie zeigt: 24 % der 15-Jährigen können einfache Texte nicht verstehen.
b) Lesekompetenz ist in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen.
c) Verlage drängen auf Maßnahmen, um den Zugang zu Büchern zu sichern.

Auswirkungen
– Bücher würden für Verbraucher deutlich günstiger.
– Staat verliert Steuereinnahmen, investiert aber in Bildung.
– Signalwirkung: Leseförderung wird zu einer zentralen Kulturpolitik erklärt.

Offene Fragen
– Reicht eine Steuerbefreiung, um das Leseverhalten wirklich zu verändern?
– Welche flankierenden Maßnahmen sind nötig, um Kinder und Jugendliche nachhaltig ans Lesen zu binden?
– Könnte Dänemark zum Modellfall für andere europäische Länder werden?



Was ist die OECD-Pisa-Studie?
Die Pisa-Studie wird von der OECD seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre durchgeführt. Sie testet die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Die Ergebnisse gelten als internationaler Vergleichsmaßstab für Bildungssysteme.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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