Bei der Eröffnung des Filmfestivals von Venedig ist Werner Herzog mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt worden. Der 82-Jährige nahm die Auszeichnung von Francis Ford Coppola entgegen, der Herzog als „großartigen Filmemacher“ würdigte. Mit über 70 Filmen zählt der Münchner zu den bekanntesten deutschen Regisseuren weltweit. Klassiker wie Aguirre, der Zorn Gottes, Fitzcarraldo oder seine Dokumentarfilme Grizzly Man und Encounters at the End of the World haben Filmgeschichte geschrieben. Legendär bleibt seine intensive, oft explosive Zusammenarbeit mit Schauspieler Klaus Kinski.
Herzog hat nie Kino fürs Gefällige gemacht. Er suchte das Extreme: im Urwald, in der Wüste, in den Abgründen menschlicher Existenz. Wo andere glatte Geschichten erzählten, stellte er Fragen nach Wahnsinn, Obsession und dem Scheitern. Dass ein Festival wie Venedig ihm nun den Ehrenlöwen verleiht, zeigt späte Anerkennung für einen, der stets gegen den Strom schwamm.
Herzogs Werk ist Erinnerung daran, dass Kino mehr sein kann als Unterhaltung: eine Expedition ins Ungewisse, ein Kampf mit der Wirklichkeit. Seine Haltung, „ein Soldat des Kinos“ zu sein, ist fast antiquiert – und zugleich hochaktuell in einer Branche, die sich oft in Kalkül und Konvention verliert. Der Ehrenlöwe ehrt nicht nur ein Lebenswerk, sondern auch eine Haltung: Radikalität, Unerschrockenheit, Hingabe. Werte, die das Kino dringend braucht.
OZD
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