Über ein Jahrhundert lagen sie verborgen, nun sind sie erstmals wieder ans Tageslicht gelangt: Tiefseetaucher haben Gegenstände vom Wrack der „Britannic“, dem Schwesterschiff der legendären „Titanic“, aus mehr als 120 Metern Tiefe geborgen. Wie das griechische Kulturministerium am Montag mitteilte, handelt es sich unter anderem um eine Schiffsglocke, eine Signallampe und ein Fernglas.
Die Bergung war aufgrund starker Strömungen, der Tiefe und schwieriger Sichtbedingungen eine enorme Herausforderung. Elf professionelle Tiefseetaucher wirkten an der heiklen Operation mit. Die geborgenen Objekte wurden nach Athen gebracht, wo sie konserviert werden, bevor sie künftig in einem neuen Museum für Unterwasser-Antiquitäten in Piräus gezeigt werden sollen.
Die „Britannic“ war wie die berühmte „Titanic“ auf der Werft Harland & Wolff in Belfast gebaut worden. Ursprünglich als Passagierschiff geplant, wurde sie im Ersten Weltkrieg von der britischen Marine in ein Hospitalschiff umfunktioniert. Am 21. November 1916 lief sie in der Ägäis vor der griechischen Insel Kea auf eine deutsche Seemine und sank innerhalb weniger als einer Stunde. Von den 1065 Menschen an Bord verloren 30 ihr Leben – die meisten Passagiere konnten gerettet werden.
OZD
OZD-Kommentar
Die „Britannic“ stand stets im Schatten der „Titanic“ – und doch erzählt sie eine ebenso dramatische Geschichte. Dass über 100 Jahre nach ihrem Untergang erstmals Objekte geborgen wurden, ist ein Meilenstein für die maritime Forschung. Aber es ist auch ein sensibles Unterfangen: Die „Britannic“ ist ein Kriegsgrab. Jede Bergung muss daher die Würde der Toten respektieren. Die geplante Ausstellung in Piräus birgt Chancen – sie kann Erinnerung lebendig halten, aber auch Debatten auslösen über die Balance zwischen Forschung, Geschichtsaufarbeitung und Pietät. Wer nur den Titanic-Mythos sieht, übersieht die eigenständige Tragödie ihres Schwesterschiffs.
Lesermeinungen
„Ein faszinierender Fund, der uns ein Stück Geschichte zurückbringt – hoffentlich mit dem nötigen Respekt.“ (Maria L., Athen)
„Ich finde es problematisch, wenn von einem Kriegsgrab Objekte geborgen werden. Manche Dinge sollten unberührt bleiben.“ (Thomas G., Hamburg)
„Die Ausstellung in Piräus wird sicher ein Besuchermagnet – ich freue mich, dass solche Schätze endlich gezeigt werden.“ (Elena K., Piräus)
OZD-Analyse
Historische Bedeutung der Bergung
– Erste Objekte seit über 100 Jahren vom Wrack der „Britannic“.
– Möglichkeit, Technik und Alltag an Bord eines Schwesterschiffs der „Titanic“ besser zu verstehen.
Technische Herausforderungen
a) Tiefe von über 120 Metern erfordert professionelle Taucher.
b) Strömungen und Sichtverhältnisse erschweren Bergungen erheblich.
– Nur wenige Spezialteams weltweit sind in der Lage, solche Operationen durchzuführen.
Politische und kulturelle Dimension
– Griechenland will mit dem geplanten Museum in Piräus maritime Geschichte erlebbar machen.
– Die „Britannic“ bleibt jedoch ein Kriegsgrab – ethische Fragen begleiten jede Bergung.
– Internationale Aufmerksamkeit stärkt Griechenlands Rolle als Hüter historischer Unterwasserfunde.
OZD-Erklärungen
Was war die „Britannic“?
Die „Britannic“ war das dritte und größte der berühmten Schwesterschiffe der „Titanic“. Ursprünglich als Luxusliner geplant, wurde sie 1915 zum Hospitalschiff umgebaut. 1916 sank sie nach einer Explosion durch eine deutsche Seemine in der Ägäis.
Wer baute die „Britannic“?
Wie die „Titanic“ wurde auch die „Britannic“ in der Werft Harland & Wolff im nordirischen Belfast gebaut. Sie sollte nach dem Untergang der „Titanic“ besonders sicher konstruiert sein, was aber ihren Untergang im Krieg nicht verhinderte.
Warum ist die „Britannic“ ein Kriegsgrab?
Da beim Untergang 30 Menschen starben, gilt das Wrack als Kriegsgrab. Dies bedeutet, dass Bergungen mit besonderer Rücksichtnahme erfolgen müssen und häufig internationale Regeln zum Schutz solcher Stätten gelten.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.