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Reframing: Wie Sprache Wahrnehmung verändert – und warum Worte Macht haben

Reframing bedeutet, durch Sprache eine Situation in neuem Licht erscheinen zu lassen. Warum das Prinzip in Politik, Medien und Alltag so wirksam ist.

Was bedeutet Reframing?

Der Begriff Reframing stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „Neurahmung“. Gemeint ist die Umdeutung einer Situation, eines Ereignisses oder Begriffs durch veränderte sprachliche oder gedankliche Perspektive.

Statt also die Realität zu verändern, wird der Rahmen der Wahrnehmung verändert – und mit ihm das Gefühl, das Menschen mit einem Thema verbinden.

Ursprünge in der Psychologie

In der psychologischen Beratung und Therapie wird Reframing seit Jahrzehnten genutzt, um Menschen neue Sichtweisen zu eröffnen.
Ein Beispiel:

Nicht „Ich habe versagt“, sondern „Ich habe etwas gelernt, das mich stärker macht.“

Durch diesen neuen Rahmen entsteht Hoffnung statt Selbstvorwurf. Das Reframing hilft also, negative Erfahrungen konstruktiv umzudeuten – ein Werkzeug der inneren Balance.

Reframing in Politik und Medien

Heute spielt Reframing eine zentrale Rolle in der politischen Kommunikation und in den Medien. Hier geht es nicht um seelische Heilung, sondern um Meinungsbildung.

Beispiele politischer Frames

„Bürgergeld“ statt „Hartz IV“ – klingt humaner, weniger stigmatisierend.

„Leistungsgerechtigkeit“ statt „Sozialabbau“ – betont den positiven Aspekt.

„Steuerlast“ versus „Beitrag zur Gemeinschaft“ – identische Fakten, andere Emotionen.

Solche Formulierungen sind nicht zufällig, sondern gezielt gewählt, um Zustimmung oder Empörung zu erzeugen.

Warum Frames so mächtig sind

Worte aktivieren mentale Bilder und Emotionen. Wenn ein Politiker von „Überfremdung“ spricht, wird eine Bedrohung assoziiert. Spricht er von „Zuwanderung“, klingt das neutraler oder sogar bereichernd.

Damit wird klar:

Sprache schafft Realität – nicht nur im Kopf, sondern auch im gesellschaftlichen Diskurs.

Zwischen Wirkung und Manipulation

Reframing ist nicht per se gut oder schlecht. Es kann helfen, Zusammenhänge zu verstehen – oder sie verschleiern.

Positives Reframing

in Therapie, Pädagogik, Coaching: fördert Selbstreflexion und Motivation

Negatives Reframing

in Propaganda oder populistischer Rhetorik: dient der emotionalen Steuerung und Meinungsverzerrung

Gerade in sozialen Medien wird Reframing zur Waffe der Schlagzeilenkultur – kurze, emotional geladene Worte, die mehr lenken als erklären.

Kommentar: Sprache ist Verantwortung

Wer öffentliche Debatten prägt, trägt Verantwortung für die Frames, die er setzt. Begriffe wie „Flüchtlingswelle“ oder „Sozialtourismus“ sind keine neutralen Beschreibungen – sie rahmen Menschen und Themen moralisch vor.

In Zeiten polarisierten Diskurses ist Bewusstsein für sprachliche Rahmung entscheidend. Denn wer den Frame bestimmt, bestimmt oft auch die Meinung.

Fazit: Den Rahmen erkennen – und bewusst wählen

Reframing lehrt uns, dass Wahrnehmung nicht objektiv, sondern interpretativ ist.
Wer den sprachlichen Rahmen erkennt, durchschaut Manipulation – und kann eigene Begriffe bewusst setzen.

Worte sind keine Spiegel, sondern Pinsel.
Sie malen das Bild, in dem wir die Welt sehen.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: geralt/pixabay