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Thyssenkrupp-Marinesparte feiert Börsendebüt mit einer Kursrakete

Die Marinesparte von Thyssenkrupp, TKMS, hat einen furiosen Börsenstart hingelegt. Der Aktienkurs schoss zeitweise auf fast 100 Euro – Rückenwind geben volle Auftragsbücher und Europas Aufrüstungskurs.

Ein starkes Signal aus Frankfurt: Die Marinesparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp, Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), ist mit einem Kursfeuerwerk an der Börse gestartet. Der Eröffnungskurs lag bei 60 Euro, stieg jedoch wegen hoher Nachfrage zeitweise auf fast 100 Euro. Damit ist der Börsengang einer der erfolgreichsten Industrie-Listings des Jahres – getragen von der geopolitischen Lage und der massiven Aufrüstung Europas.

TKMS liefert Systeme für U-Boote, Marineschiffe sowie maritime Elektronik und Sicherheitstechnik und zählt zu den führenden Akteuren der globalen Rüstungsindustrie. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 9100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Werften in Kiel, Wismar und im brasilianischen Itajai. Der Auftragsbestand liegt bei rekordhohen 18,6 Milliarden Euro – dreimal so viel wie vor fünf Jahren. In den ersten neun Monaten 2025 erzielte TKMS einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 97,5 Millionen Euro.

„Heute schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte von TKMS auf“, sagte Unternehmenschef Oliver Burkhard. Die Eigenständigkeit werde es ermöglichen, „agiler und flexibler zu handeln“. Dies komme vor allem den Nato-Partnern zugute, die dringend in ihre Seestreitkräfte investieren müssten.

Thyssenkrupp bleibt mit 51 Prozent strategischer Mehrheitsgesellschafterin. Konzernchef Miguel López sprach von einem „wichtigen Meilenstein bei der Neuausrichtung“. Der Umbau soll Thyssenkrupp in eine Finanzholding verwandeln, die Beteiligungen an eigenständigen Unternehmen verwaltet – darunter auch die noch defizitäre Stahlsparte und die Autozuliefersparte, die in den kommenden Jahren ausgegliedert werden sollen. ozd


OZD-Kommentar:
Der fulminante Börsenstart von TKMS zeigt, wohin die Rüstungskonjunktur Europas steuert: nach oben. Sicherheit ist zur Ware geworden – und Anleger wittern Rendite. Thyssenkrupp nutzt die geopolitische Lage clever, doch der moralische Zwiespalt bleibt: Gewinne mit Waffen sind kein Erfolg wie jeder andere. Während Staaten ihre Arsenale modernisieren, wird das Geschäft mit Kriegsvorbereitung zur Wachstumsstrategie. Der Konzern spricht von „Agilität und Flexibilität“ – doch die eigentliche Frage lautet: Wie flexibel ist Europas Gewissen, wenn Aufrüstung zur neuen Normalität wird?



Mini-Infobox:

Unternehmen: Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS)

Börsenstart: Montag in Frankfurt

Eröffnungskurs: 60 € – Spitzenwert: fast 100 €

Mitarbeitende: über 9100 weltweit

Auftragsbestand: 18,6 Mrd. € (Rekord)


OZD-Analyse:

Finanzielle Stärke von TKMS
– a) Hoher Auftragsbestand und starkes Wachstum.
– b) Gewinnsteigerung trotz globaler Unsicherheit.
– c) Börsennachfrage spiegelt Vertrauen der Anleger wider.

Strategische Bedeutung
– a) TKMS profitiert vom europäischen Aufrüstungsboom.
– b) Enge Zusammenarbeit mit Nato-Staaten stärkt Position.
– c) Thyssenkrupp bleibt als Mehrheitseigner eingebunden.

Konzernstrategie Thyssenkrupp
– a) Fokus auf Beteiligungsführung statt operativer Leitung.
– b) Verkauf bzw. Abspaltung anderer Sparten geplant.
– c) Ziel: Effizienz, Profitabilität und Marktflexibilität.


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Wer ist Oliver Burkhard?
Oliver Burkhard ist seit 2022 Chef von Thyssenkrupp Marine Systems. Zuvor war er Personalvorstand des Gesamtkonzerns und gilt als Architekt des TKMS-Börsengangs. Unter seiner Führung richtet sich das Unternehmen strategisch auf internationale Rüstungskooperationen aus.

Was ist Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS)?
TKMS ist eine Tochter des Industriekonzerns Thyssenkrupp und einer der weltweit führenden Anbieter für U-Boote, Fregatten und Marineelektronik. Das Unternehmen ist eng in Nato-Projekte eingebunden und spielt eine zentrale Rolle bei der europäischen Verteidigungsindustrie.

OZD-Extras:
Fun-Fact: Die Kieler TKMS-Werft baut aktuell sechs neue U-Boote der Klasse 212CD – das modernste U-Boot-Projekt Europas, gemeinsam mit Norwegen.**

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.


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