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Merz warnt in Brüssel: „Ich mache mir allergrößte Sorgen um Arbeitsplätze in Europa“

Bundeskanzler Friedrich Merz hat beim EU-Gipfel in Brüssel eindringlich vor Arbeitsplatzverlusten in Europa gewarnt – und das Europaparlament wegen seiner Entscheidung zum Lieferkettengesetz scharf kritisiert.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat auf dem EU-Gipfel in Brüssel Alarm geschlagen: „Ich mache mir allergrößte Sorgen um die Arbeitsplätze in ganz Europa“, sagte der Kanzler am Donnerstag. Besonders betroffen sei die Bundesrepublik Deutschland, deren Industrie seit Monaten über steigende Energiepreise, Fachkräftemangel und ausufernde Bürokratie klagt.

Merz forderte „schnelle Entscheidungen“ zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und übte scharfe Kritik an der Entscheidung des Europäischen Parlaments, die geplanten Lockerungen des EU-Lieferkettengesetzes abzulehnen. Das Votum sei „inakzeptabel“ und eine „fatale Fehlentscheidung“, die korrigiert werden müsse, sagte der Kanzler.

Am Mittwoch hatten die Abgeordneten in Straßburg einen bereits ausgehandelten Kompromiss mit knapper Mehrheit verworfen. Damit liegen die geplanten Änderungen bis zur nächsten Plenarsitzung im November auf Eis – ein Rückschlag für Industrievertreter und wirtschaftsnahe Politiker.

Merz warnte davor, dass Europa durch übermäßige Regulierung an wirtschaftlicher Stärke verliere. Er forderte ein „sehr viel schnelleres Arbeiten“ beim Abbau von Bürokratie und bezeichnete die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit als eines der zentralen Ziele seiner Amtszeit. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Kanzler im Bundestag die „Regulierungswut der EU“ kritisiert und einen „grundlegenden Kurswechsel in Europa“ verlangt.


OZD-Kommentar:
Friedrich Merz schlägt Alarm – und er hat recht: Europa verliert an Tempo, während die USA und China längst an uns vorbeiziehen. Doch seine Worte sind mehr als ein wirtschaftspolitischer Appell – sie sind ein Hilferuf aus der Mitte der europäischen Industrie. Das Lieferkettengesetz mag moralisch richtig sein, doch ohne Anpassung droht es zum Jobkiller zu werden. Merz erkennt das Dilemma, doch ob er in Brüssel wirklich Gehör findet, ist fraglich. Europa steht vor der Wahl: Will es Vorreiter in Ethik sein – oder in Wettbewerbsfähigkeit? Beides zu verbinden, wird die größte Herausforderung seiner Kanzlerschaft.




Mini-Infobox:

Ort: EU-Gipfel in Brüssel

Thema: Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze

Kritikpunkt: EU-Lieferkettengesetz, abgelehnter Kompromiss

Zitat Merz: „Ich mache mir allergrößte Sorgen um die Arbeitsplätze in Europa.“

Nächste Etappe: Weitere Verhandlungen im EU-Parlament im November


OZD-Analyse:

Wirtschaftlicher Hintergrund
– a) Europas Industrie kämpft mit Energiepreisen, Inflation und Überregulierung.
– b) Lieferkettengesetz sorgt für neue Unsicherheit bei Unternehmen.
– c) Merz positioniert sich als Fürsprecher der Industrie.

Politische Dimension
– a) Merz nutzt Brüssel als Bühne für seinen wirtschaftspolitischen Kurs.
– b) Die knappe Parlamentsentscheidung zeigt Spaltung zwischen Ökonomie und Moral.
– c) Ein Kurswechsel in der EU-Politik könnte zum Lackmustest seiner Kanzlerschaft werden.

Zukunftsperspektive
– a) Der Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit spitzt sich zu.
– b) Merz setzt auf Deregulierung – doch der Widerstand wächst.
– c) Europa steht vor der Aufgabe, wirtschaftliche Stärke und Wertepolitik zu vereinen.


Wer ist Friedrich Merz?
Friedrich Merz, geboren 1955, ist seit 2024 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und Vorsitzender der CDU. Der Jurist und frühere Wirtschaftsanwalt gilt als wirtschaftsliberal und industriepolitisch konservativ. Vor seiner Kanzlerschaft war Merz Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag und Vorstandschef des deutschen Ablegers des Vermögensverwalters BlackRock.


Was ist das EU-Lieferkettengesetz?
Das EU-Lieferkettengesetz verpflichtet große Unternehmen, entlang ihrer globalen Lieferketten Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten. Ziel ist es, Kinderarbeit, Umweltzerstörung und Ausbeutung zu verhindern. Kritiker befürchten jedoch, dass die Regelungen zu mehr Bürokratie führen und insbesondere kleine und mittelständische Betriebe überfordern.


OZD-Extras:
Fun-Fact: Das EU-Lieferkettengesetz war ursprünglich ein deutsches Projekt – initiiert 2021, noch unter Kanzlerin Angela Merkel. Heute sorgt es ausgerechnet unter ihrem Nachfolger Merz für die größte europäische Wirtschaftskontroverse.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.