Warentest deckt auf: Mehrheit der Produkte auf Temu und Shein gefährlich oder giftig Orientierung – Gefährliche Billigware im Netz
Die Stiftung Warentest schlägt Alarm: Auf den beliebten Online-Plattformen Temu und Shein werden in großem Stil unsichere und teils giftige Produkte verkauft. In einer neuen Untersuchung fielen 110 von 162 getesteten Artikeln durch – sie erfüllen die EU-Sicherheitsanforderungen nicht, teilte die Verbraucherorganisation am Donnerstag mit.
Die Tester fanden Schadstoffe in Babyspielsachen, krebserregende Schwermetalle in Schmuck und überhitzte Ladegeräte, die im schlimmsten Fall Brände auslösen könnten.
„Diese vermeintlichen Schnäppchen sind bisweilen giftig, brandgefährlich und erfüllen geltende EU-Sicherheitsstandards nicht“, sagte Florian Ostermann von Stiftung Warentest. Käufer sollten genau prüfen, welche Produkte sie bestellen – und betroffene Artikel entsorgen. Eine Warnliste mit Produktnummern wurde auf test.de/temu-und-shein veröffentlicht.
Details – Giftstoffe, Hitze, Sicherheitsmängel
Im Test standen jeweils 54 Halsketten, 54 USB-Ladegeräte und 54 Babyspielzeuge. Die Ergebnisse sind alarmierend:
In Baby-Stofftüchern fanden die Tester zu hohe Mengen Formaldehyd, einem Stoff, der Kontaktallergien auslösen kann.
Zwei Halsketten überschritten den Cadmium-Grenzwert um das 8500-Fache. Cadmium gilt als krebserregend – betroffene Produkte müssten als Sondermüll entsorgt werden.
Nahezu alle USB-Ladegeräte fielen durch: Beim Laden wurden sie bis zu 88 Grad heiß – erlaubt sind maximal 77 Grad. Das könne Kunststoffgehäuse verformen, die Isolierung schädigen und Brände verursachen.
„Viele Produkte hatten zudem fehlende Warnhinweise oder keine CE-Kennzeichnung“, so Ostermann weiter.
Deutung – EU im Handlungsmodus
Kommentar:
Die Testergebnisse sind ein deutliches Warnsignal – nicht nur für Verbraucher, sondern auch für die Politik und EU-Behörden. Die Plattformen Temu und Shein, beide in China gegründet, locken mit extremen Billigpreisen – doch der Preisvorteil geht offenbar auf Kosten der Sicherheit.
Die EU-Kommission ermittelt bereits gegen beide Anbieter wegen Verstößen gegen Verbraucherrechte und Online-Plattformregeln. Im Fall von Temu kam Brüssel sogar zu dem vorläufigen Schluss, dass Käufer dort regelmäßig auf unsichere Produkte treffen.
Dass ausgerechnet Artikel für Kinder oder elektronische Geräte betroffen sind, verschärft die Lage. Stiftung Warentest spricht offen von „ernsten Gesundheitsgefahren“.
Das Fazit fällt klar aus: Billig ist nicht harmlos. Wer auf Plattformen außerhalb der EU bestellt, sollte wissen, dass die Produktsicherheit oft nicht geprüft wird – und das Risiko im Zweifel beim Verbraucher liegt.
Hintergrund – Milliardenplattformen mit Schattenseiten
Temu und Shein gehören zu den am schnellsten wachsenden Onlinehändlern der Welt. Beide setzen auf das Prinzip „Direktversand aus dem Ausland“, wodurch Kontrollen in der EU häufig umgangen werden.
Während Shein vor allem Mode und Accessoires, Temu jedoch ein breites Sortiment von Elektronik über Kosmetik bis Spielzeug anbietet, haben beide Plattformen in der EU Verbraucherschützer und Regulierer auf den Plan gerufen.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP / Stiftung Warentest