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Drama im All: Taikonauten nach Tagen der Ungewissheit endlich zurück auf der Erde

Nach über einer Woche ungeplanter Wartezeit wegen Weltraumschrott sind drei chinesische Taikonauten sicher gelandet. Ihr beschädigtes Raumschiff zwang sie zu einem riskanten Verbleib auf der Raumstation Tiangong.

Mehr als eine Woche hing die Rückkehr der drei chinesischen Taikonauten am seidenen Faden – nun sind sie endlich sicher auf der Erde. Am Freitag landete die Crew aus Chen Dong, Chen Zhongrui und Wang Jie mit einem riesigen Fallschirm im Norden Chinas, nachdem ihr ursprüngliches Raumschiff Shenzhou-20 kurz vor der Heimreise durch Weltraumschrott beschädigt worden war. Die ungeplante Verlängerung ihres Aufenthalts im All hatte in der gesamten Volksrepublik für Besorgnis gesorgt.

Die Landung in der Inneren Mongolei wurde live im Staatsfernsehen übertragen. Millionen Chinesen verfolgten das Comeback der Raumfahrer, die zuvor sechs Monate auf der Raumstation Tiangong verbracht hatten. Eigentlich sollte ihre Rückkehr bereits am 5. November erfolgen. Doch die Kollision mit Weltraumschrott machte diesen Plan zunichte – ein immer häufiger auftretendes Problem im erdnahen Orbit.

Da Shenzhou-20 nicht mehr sicher genug für die Rückreise war, blieb der Crew nichts anderes übrig, als auf das Raumschiff Shenzhou-21 umzusteigen, mit dem die neue Mannschaft Ende Oktober zur Tiangong gereist war. Erst jetzt konnten die drei Männer den Heimweg antreten.

Tiangong ist das Prestigeprojekt des chinesischen Raumfahrtprogramms und gleichzeitig dessen wichtigster Prüfstein. Alle sechs Monate wird die Besatzung ausgetauscht, und die Ablöse-Crew war bereits an Bord, als die dramatische Verzögerung bekannt wurde. Staatsmedien zeigten noch vor kurzem ein Video, wie die beiden Crews gemeinsam gegrillte Hähnchenflügel an Bord verzehren – eine überraschend alltägliche Szene inmitten einer heiklen Situation.

China investiert unter Staatschef Xi Jinping Milliarden in seine Raumfahrtambitionen. Bis 2030 will die Volksrepublik eine bemannte Mondmission durchführen. Der Zwischenfall zeigt jedoch, welchen Risiken und Unsicherheiten moderne Raumfahrt im Zeitalter zunehmenden Weltraumschrotts ausgesetzt ist.

OZD


OZD-Kommentar

Was als routinierte Rückkehr geplant war, wurde zu einem Weckruf: Weltraumschrott ist längst kein theoretisches Problem mehr, sondern eine konkrete Bedrohung für Astronauten weltweit. Der Vorfall um die drei Taikonauten zeigt dramatisch, wie fragil selbst Hightech-Missionen bleiben, wenn sich Teile alter Raketenstufen oder Trümmer unbekannter Herkunft unkontrolliert durch den Orbit bewegen.

China präsentiert sich gern als sichere, verlässliche Raumfahrtnation – doch auch der technologische Gigant kann nicht verhindern, dass der erdnahe Raum zunehmend zu einem chaotischen Trümmerfeld wird. Und während Peking seine Mondträume formuliert, wird deutlich, dass die Menschheit an einer kritischen Grenze steht: Ohne internationale Regeln, verbindliche Abrüstungsmaßnahmen und echte Kooperation droht der Weltraum unbenutzbar zu werden.

Der Vorfall sollte die Welt wachrütteln. Denn das nächste Mal könnte Schlimmeres passieren – und dann wird kein Ersatzraumschiff rechtzeitig bereitstehen.


Mini-Infobox

– 3 Taikonauten mehr als eine Woche im All festgesetzt
– Ursache: Kollision mit Weltraumschrott
– Rückkehr mit Ersatzraumschiff Shenzhou-21
– 6 Monate Einsatz auf Raumstation Tiangong
– China plant bemannte Mondmission bis 2030


OZD-Analyse

Weltraumschrott als globale Gefahr
a) Zunehmende Trümmerdichte im erdnahen Orbit
b) Hohe Kollisionsrisiken für Raumfahrzeuge
c) Fehlende internationale Abkommen zur Müllvermeidung

Geopolitische Dimensionen
– Raumfahrt als Machtsymbol Chinas
– Hohe Investitionen unter Xi Jinping
– Risiken für internationale Raumfahrtkooperationen

Zukunft der Raumstation Tiangong
a) Regelmäßiger Crew-Wechsel alle sechs Monate
b) Wachsende strategische Bedeutung für China
c) Notwendigkeit robusterer Sicherheits- und Notfallstandards

Erklärungen Was ist die Raumstation Tiangong?

Tiangong ist die modulare Raumstation Chinas und das Zentrum seines bemannten Raumfahrtprogramms. Seit 2021 im Bau, ist sie dauerhaft bemannt und dient Forschungszwecken, technologischer Entwicklung und als strategisches Symbol im globalen Raumfahrtwettbewerb.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras

Faszinierend: China testet bereits Technologie für eine potenzielle „Superstation“, die in den 2030er Jahren entstehen soll – deutlich größer als Tiangong und möglicherweise offen für internationale Partner.