Im Kölner Karneval geht eine Ära zu Ende: Christoph Kuckelkorn, langjähriger Präsident des Festkomitees und frühere Zugleiter des Rosenmontagszugs, hat seinen Rückzug für das kommende Jahr angekündigt. Nach Aschermittwoch 2025 will der 61-Jährige sein Amt abgeben, wie das Festkomitee am späten Montag erklärte. Seit 2017 steht er an dessen Spitze, zuvor arbeitete er zwölf Jahre lang als Zugleiter und prägte das Bild des Rosenmontagszugs in einer Phase großer Modernisierung.
„Der Karneval hat von frühester Kindheit an mein Leben geprägt“, sagte Kuckelkorn, der abseits des Fastelovends als Bestatter arbeitet. Nach 21 Jahren im geschäftsführenden Vorstand sei nun der Moment gekommen, „meine Aufgaben in jüngere Hände zu legen“. Seine Tätigkeit im bundesweiten Bestatternetzwerk fordere ihn zunehmend stärker, insbesondere durch die Verantwortung für über hundert angeschlossene Bestattungshäuser.
Bereits während der laufenden Session übernehmen Vizepräsident Lutz Schade und weitere Vorstandsmitglieder zahlreiche Aufgaben des Präsidenten. Die eigentlich für Oktober 2026 geplante Mitgliederversammlung wird nun vorgezogen, damit ein Nachfolger genügend Zeit hat, die Session 2027 zu gestalten. Rund um den Dom bleibt daher nicht nur der Karneval in Bewegung – sondern auch seine Führung.
OZD
OZD-Kommentar „Abschied mit Wehmut – der Präsident, der Köln zusammenhielt“
Christoph Kuckelkorn war mehr als ein Präsident. Er war ein Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne, einer der seltenen Organisatoren, die den Karneval nicht verwalteten, sondern lebten. Sein Rückzug hinterlässt eine Lücke, die größer ist, als es offizielle Statements vermuten lassen.
Gerade in Zeiten politischer Aufladung, Sicherheitsdebatten und wachsender organisatorischer Belastung war Kuckelkorn ein Garant für Stabilität. Doch dieser Abgang zeigt auch ein anderes Problem: Der Kölner Karneval hängt an wenigen Köpfen, die sich bis zur Erschöpfung aufreiben. Dass ein Mann wie er jetzt aufgibt, ist ein Warnsignal.
Wie viel Verantwortung kann eine Ehrenkultur tragen, die längst zum Millionenbetrieb geworden ist? Und schaffen es die Nachfolger, das Erbe zu bewahren, ohne in Nostalgie zu verfallen? Der Karneval lebt von Menschen – doch er darf sich nicht von ihnen abhängig machen. Der Machtwechsel wird zum Stresstest für Kölns größte Bühne.

Mini-Infobox
Präsident seit 2017, im Vorstand seit 2005
12 Jahre Zugleiter des Rosenmontagszugs
Rückzug nach Aschermittwoch 2025
Beruflich stark eingespannt im bundesweiten Bestatternetzwerk
Mitgliederversammlung wird vorgezogen für Nachfolgeprozess
OZD-Analyse
1. Bedeutung von Kuckelkorns Rückzug
– a) Abschied einer zentralen Figur des modernen Kölner Karnevals –
– b) Risiko eines Führungsvakuums in einer wichtigen Session –
– c) Notwendigkeit klarer Strukturen für reibungslose Übergänge –
2. Auswirkungen auf das Festkomitee
– a) Vizepräsident Schade übernimmt zunehmend operative Aufgaben –
– b) Vorziehen der Mitgliederversammlung stärkt Planungssicherheit –
– c) Herausforderung: Kontinuität trotz Führungswechsel –
3. Karriere und Belastung
– a) Extrem hoher Arbeitsaufwand zwischen Karneval und Bestattungswesen –
– b) Große Verantwortung im Netzwerk von über 100 Bestattungshäusern –
– c) Langjährige Doppelbelastung als strukturelles Problem im Ehrenamt –

Erklärungen
Wer ist Christoph Kuckelkorn?
Christoph Kuckelkorn ist einer der prägendsten Köpfe des Kölner
Karnevals der vergangenen Jahrzehnte, langjähriger Zugleiter des
Rosenmontagszugs und seit 2017 Präsident des Festkomitees. Beruflich ist
er als Bestatter tätig und leitet ein bundesweites Netzwerk.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
Was ist das Festkomitee Kölner Karneval?
Das Festkomitee ist die zentrale organisatorische Instanz des Kölner
Karnevals und koordiniert Veranstaltungen, Vereine und den
Rosenmontagszug. Es gilt als eine der wichtigsten
Karnevalsorganisationen Europas.

OZD-Extras
Extra: Der Rosenmontagszug – Kölns Herzstück seit 1823
Der traditionsreiche Zug gilt als das größte Karnevalsspektakel
Deutschlands. Unter Kuckelkorns Leitung wurde er moderner, sicherer und
vielfältiger – ein Vermächtnis, das weit über Köln hinauswirkt.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.