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Impfquoten bei Kindern bleiben durchwachsen

Trotz hoher Impfquoten zeigen RKI-Daten deutliche Impflücken bei Kindern – besonders bei Masern und Grundimmunisierungen.

Verzögert, lückenhaft, riskant: Warum Impfungen oft zu spät kommen

Die Impfquoten bei Kindern liegen laut Robert-Koch-Institut zwar insgesamt hoch, dennoch bestehen in allen Altersstufen weiterhin gravierende Lücken. Vor allem Grundimmunisierungen werden häufig verspätet oder gar nicht abgeschlossen. Besonders sichtbar wird dies beim Masernschutz: Mehr als ein Fünftel der Kinder verfügt zum zweiten Geburtstag noch nicht über die zweite notwendige Impfung. Erst zur Einschulung erreichen die Quoten 92 Prozent.

Auch bei wichtigen Schutzimpfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung zeigt sich ein ähnliches Muster. Zwar hatten 2024 rund 96 Prozent der Kinder bis zum 15. Lebensmonat mit der Grundimmunisierung begonnen, doch nur 93 Prozent erhielten auch die zweite Dosis. Bis zum Alter von 24 Monaten sinkt der Anteil vollständig geimpfter Kinder dann deutlich – lediglich drei Viertel haben die Grundimmunisierung abgeschlossen. Auffrischimpfungen im Jugendalter bleiben ebenfalls oft aus.

Besonders verhalten ist weiterhin die Akzeptanz der HPV-Impfung: Die Quote stagnierte 2024 bei 15-jährigen Mädchen bei 55 Prozent, bei Jungen liegt sie mit 36 Prozent deutlich niedriger.

Auch bei Erwachsenen, Menschen mit Vorerkrankungen und Schwangeren zeigen die RKI-Daten ernüchternde Werte. Häufig liegen die Impfquoten unter 50 Prozent. Die Covid-19-Impfquote bei Über-60-Jährigen sank im Vergleich zur Vorsaison um ein Drittel; die Grippeimpfung erreichte den niedrigsten Stand seit 17 Jahren.

Ausnahme mit Signalwirkung: RSV-Schutz wirkt sofort
Als klare Erfolgsgeschichte hebt das RKI die neue RSV-Prophylaxe im Säuglingsalter hervor. Rund die Hälfte der im Sommer 2024 geborenen Kinder sowie ein noch nicht vollständig erfasster Anteil später Geborener erhielt den Schutz. Ergebnis: Die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund schwerer RSV-Infektionen halbierte sich in der Wintersaison 2024/2025.

Erklärungen: Was bedeuten HPV und RSV?

HPV (Humane Papillomviren):
Eine weit verbreitete Gruppe von Viren. Einige HPV-Typen können Krebs auslösen, vor allem Gebärmutterhalskrebs, aber auch Tumoren im Mund-Rachen-Bereich oder an Geschlechtsorganen. Die Impfung schützt vor den gefährlichsten HPV-Typen und wird idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt empfohlen.

RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus):
Ein Virus, das Atemwegsinfektionen verursacht. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder, da RSV schwere Bronchitis oder Lungenentzündungen hervorrufen kann. Die neue Prophylaxe senkt nachweislich schwere Krankheitsverläufe und damit Klinikaufenthalte.


Kommentar: Hohe Quoten reichen nicht, wenn Lücken bleiben
Die Zahlen zeigen ein wiederkehrendes Muster: Impfungen werden begonnen, aber zu spät oder nicht vollständig abgeschlossen. Damit entstehen unnötige Risiken – für Kinder wie für die Gesellschaft. Ein konsequent wahrgenommener Impfplan ist entscheidend, um Ausbrüche zu verhindern und vulnerable Gruppen zu schützen. Informations- und Präventionsstrategien müssen deutlich stärker ansetzen, um diese Lücken nachhaltig zu schließen.

OZD

Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP