Im erbitterten Wettrennen um die Vorherrschaft bei Künstlicher Intelligenz hat OpenAI neue Versionen seines Chatbots ChatGPT vorgestellt. Die Modelle GPT-5.2 Pro und GPT-5.2 Thinking seien laut dem US-Unternehmen die bislang leistungsfähigsten Systeme, insbesondere bei mathematischen und wissenschaftlichen Aufgaben. Die Präsentation erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Konkurrenz durch Googles KI-Modell Gemini.
Nach Angaben von OpenAI ist GPT-5.2 deutlich vielseitiger als seine Vorgänger. Das Modell sei besser beim Erstellen von Tabellen, beim Gestalten von Präsentationen, beim Schreiben von Programmcode sowie beim Verstehen langer und komplexer Texte. Auch bei der Wahrnehmung von Bildern, der Nutzung externer Tools und der Bearbeitung mehrstufiger Projekte habe es spürbare Fortschritte gegeben.
Besonders hob OpenAI die neue Variante GPT-5.2 Thinking hervor. Diese produziere rund 38 Prozent weniger sogenannte Halluzinationen – also überzeugend klingende, aber sachlich falsche Antworten – als frühere Versionen. Genau diese Fehleranfälligkeit gilt als eines der größten Akzeptanzprobleme von KI-Systemen im professionellen Einsatz.
Zugleich bestätigte das Unternehmen, intern wegen der rasanten Fortschritte bei Google „Alarmstufe Rot“ ausgerufen zu haben. Dennoch habe dieser Konkurrenzdruck die Veröffentlichung der neuen Modelle nicht beschleunigt. Google hatte erst im vergangenen Monat eine neue Version seines KI-Systems Gemini präsentiert.
Überraschend offen sprach OpenAI auch über künftige Lockerungen bei Nutzungsbeschränkungen. Das Unternehmen plant demnach, Anfang kommenden Jahres einen sogenannten „Erwachsenenmodus“ einzuführen. Voraussetzung dafür sei eine verbesserte Altersverifikation. OpenAI-Chef Sam Altman hatte bereits zuvor angekündigt, erwachsenen Nutzern künftig auch erotische Gespräche mit ChatGPT zu ermöglichen.
Der Wettbewerb um Reichweite bleibt derweil hart. Google gibt an, dass sein KI-Assistent monatlich von rund 650 Millionen Menschen genutzt wird. OpenAI verweist darauf, dass ChatGPT wöchentlich etwa 800 Millionen Nutzer erreicht.
OZD
OZD-Kommentar – „Mehr Macht, weniger Kontrolle?“Die neuen ChatGPT-Modelle zeigen, wie gnadenlos das KI-Wettrennen eskaliert. OpenAI liefert beeindruckende technische Fortschritte – doch jede Leistungssteigerung wirft neue Fragen auf. Weniger Halluzinationen klingen gut, ändern aber nichts daran, dass KI-Systeme zunehmend Entscheidungen vorbereiten, die einst Menschen vorbehalten waren.
Besonders heikel ist der angekündigte „Erwachsenenmodus“. Was als Freiheit für mündige Nutzer verkauft wird, ist in Wahrheit ein Drahtseilakt zwischen Marktlogik und gesellschaftlicher Verantwortung. Altersverifikation klingt gut, ist in der Praxis aber leicht zu umgehen. Die Gefahr, dass wirtschaftlicher Druck ethische Bedenken verdrängt, ist real.
OpenAI und Google treiben sich gegenseitig an – schneller, schlauer, mächtiger. Doch während die Modelle wachsen, hinkt die öffentliche Debatte hinterher. Die zentrale Frage lautet nicht mehr, was KI kann, sondern was sie dürfen soll. Wenn diese Diskussion weiter von Konzernzentralen statt von demokratischen Institutionen geführt wird, droht ein Kontrollverlust mit Ansage.

Neue Modelle: GPT-5.2 Pro, GPT-5.2 Thinking
Weniger Halluzinationen: minus 38 Prozent
Fokus: Mathematik, Wissenschaft, komplexe Projekte
Nutzerzahlen: ChatGPT ca. 800 Mio. wöchentlich
Ausblick: „Erwachsenenmodus“ ab 2026 geplant
OZD-Analyse1. Technologischer Sprung
a) verbesserte Rechen- und Analysefähigkeiten –
b) weniger sachliche Fehler –
c) breiterer Einsatz in Wissenschaft und Wirtschaft –
2. Konkurrenzdruck durch Google
a) Gemini als ernstzunehmender Rivale –
b) Kampf um Nutzerzahlen und Marktanteile –
c) zunehmende Beschleunigung der Entwicklung –
3. Gesellschaftliche Risiken
a) ethische Grauzonen beim Erwachsenenmodus –
b) unklare Altersverifikation –
c) wachsende Abhängigkeit von KI-Systemen –

Was ist GPT-5.2?
GPT-5.2 ist die neueste Generation der von OpenAI entwickelten
Sprachmodelle. Sie soll komplexe Aufgaben zuverlässiger lösen und
weniger fehlerhafte Inhalte erzeugen.
Was sind KI-Halluzinationen?
Als Halluzinationen gelten Antworten von KI-Systemen, die sprachlich
plausibel wirken, aber inhaltlich falsch oder frei erfunden sind.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasWettlauf ohne Bremse:
Noch nie zuvor wurden KI-Modelle in so kurzen Abständen erneuert – der Innovationszyklus schrumpft auf Monate statt Jahre.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.