Flugreisen werden für Passagiere immer unübersichtlicher – besonders beim Thema Gepäck. Eine Untersuchung des Fluggastrechteportals Airhelp zeigt massive Unterschiede bei den Bestimmungen und Kosten europäischer Airlines. Für ein aufgegebenes Gepäckstück liegen zwischen der günstigsten und teuersten Fluggesellschaft bis zu 123 Euro Unterschied. Im Durchschnitt zahlen Reisende 38 Euro pro Koffer, doch je nach Airline, Strecke und Buchungszeitpunkt kann der Preis drastisch variieren.
Am teuersten ist Turkish Airlines, die laut Untersuchung bis zu 140 Euro für ein Aufgabegepäckstück verlangt. Es folgen ITA Airways mit rund 70 Euro sowie British Airways mit etwa 50 Euro. Deutlich günstiger sind unter anderem Lufthansa, SAS, TAP Air, Air Europa und Air Dolomiti mit rund 30 Euro. Am unteren Ende der Preisskala liegen Norwegian, Volotea und Pegasus.
Doch selbst diese Zahlen sind nur Richtwerte. Airhelp weist darauf hin, dass die Kosten stark von Strecke, Tarif und Zeitpunkt der Buchung abhängen. Grundlage der Analyse waren simulierte Buchungen, weshalb Abweichungen zu offiziellen Airline-Angaben möglich sind.
Auch beim Handgepäck herrscht Chaos. Bei fast der Hälfte der 25 untersuchten Airlines fällt für ein größeres Handgepäckstück zusätzlich zu einer kleinen persönlichen Tasche eine Gebühr an. Diese reicht von 16 Euro bei Finnair und SAS bis zu über 40 Euro bei Eurowings. Hinzu kommen stark unterschiedliche Größenregelungen. Während Airlines wie British Airways oder Easyjet großzügiger sind, erlauben Condor, Ryanair, Pegasus oder Volotea deutlich kleinere Maße.
Besonders teuer wird es bei Übergepäck. Einige Airlines verlangen pauschale Gebühren pro Koffer, andere berechnen jeden zusätzlichen Kilo. Spitzenreiter ist TAP: Bis zu 110 Euro auf Kurzstrecken und sogar 235 Euro auf Langstreckenflügen. Bei Gewichtszuschlägen pro Kilogramm reicht die Spanne von fünf Euro bei Pegasus bis zu 16 Euro bei Jet 2.
Kein Wunder also, dass Gepäck für viele Reisende zum Stressfaktor geworden ist. Laut einer begleitenden Umfrage empfinden 83 Prozent der Befragten die Gepäckregeln als stressig oder verwirrend. 42 Prozent mussten bereits am Flughafen nachzahlen, weil sie die Vorgaben nicht richtig verstanden hatten. Besonders groß ist die Sorge vor Gewichtsbeschränkungen und Zusatzkosten.
Airhelp-Expertin Nina Staub spricht von einem strukturellen Problem. Viele Passagiere verstünden die Gepäckrichtlinien ihrer Airline nicht vollständig – mit teuren Folgen. OZD
OZD-Kommentar – „Gepäckroulette statt Transparenz“Fliegen gleicht beim Gepäck inzwischen einem Glücksspiel. Wer nicht akribisch nachmisst, wiegt und Tarife studiert, zahlt drauf – oft erst am Gate, wenn es kein Entkommen mehr gibt. Airlines werben mit Billigpreisen, kassieren aber über Zusatzgebühren kräftig nach. Transparenz sieht anders aus. Dass Reisende sich mehr vor ihrem Koffer als vor Turbulenzen fürchten, ist ein Armutszeugnis für eine Branche, die sich systematisch auf Unklarheit verlässt. Solange klare, einheitliche Regeln fehlen, bleibt Gepäck ein lukratives Geschäftsmodell – auf Kosten der Nerven und Geldbeutel der Kunden.

– Bis zu 123 Euro Unterschied bei Aufgabegepäck
– Durchschnittskosten: 38 Euro pro Koffer
– Handgepäck bei fast jeder zweiten Airline kostenpflichtig
– Übergepäck bis zu 235 Euro möglich
– 83 Prozent empfinden Gepäckregeln als stressig
System der Zusatzkosten
a) Niedrige Ticketpreise als Lockangebot
– Einnahmen über Gepäckgebühren
– Intransparente Tarifstrukturen
Handgepäck als Einnahmequelle
a) Unterschiedliche Größen und Preise
– Verunsicherung der Passagiere
– Gebührenfalle am Gate
Auswirkungen auf Reisende
a) Hoher Stressfaktor
– Nachzahlungen am Flughafen
– Vertrauensverlust in Airlines

Airhelp ist ein internationales Portal für Fluggastrechte, das Passagiere bei Entschädigungen, Verspätungen und Ausfällen unterstützt. Zudem veröffentlicht das Unternehmen regelmäßig Studien zu Airline-Services, Kosten und Verbraucherrechten.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.