China hat großangelegte Militärübungen rund um Taiwan begonnen und zugleich das Ausland eindringlich vor einer Unterstützung der demokratisch regierten Insel gewarnt. „Ausländische Kräfte“, die versuchten, China „in Schach zu halten und Taiwan zu bewaffnen“, würden die Region „an den Rand eines Krieges treiben“, erklärte Außenministeriumssprecher Lin Jian am Montag in Peking.
Nach Angaben der taiwanischen Behörden wurden 89 chinesische Militärflugzeuge sowie 28 Kriegs- und Küstenwacheschiffe in der Nähe der Insel registriert. Zudem sei im Westpazifik eine Formation chinesischer Amphibien-Kampfschiffe gesichtet worden. Taiwans Verteidigungsministerium sprach von einer massiven militärischen Präsenz rund um die Insel.
Das chinesische Militär erklärte, bei dem Manöver mit dem Namen „Gerechtigkeits-Mission 2025“ werde scharfe Munition eingesetzt. Beteiligt seien Heer, Marine, Luftwaffe und Raketeneinheiten. Geübt würden unter anderem eine Blockade taiwanischer Häfen sowie der Beschuss „maritimer Ziele nördlich und südwestlich von Taiwan“. Zum Einsatz kämen Zerstörer, Fregatten, Kampfjets, Kampfbomber und Drohnen.
Die Regierung in Taipeh verurteilte die Übungen als gezielte „militärische Einschüchterung“ und als Missachtung internationaler Normen. Chinas Vorgehen belege einmal mehr dessen Rolle als Aggressor und „größter Zerstörer des Friedens“ in der Region, erklärte das Verteidigungsministerium. Die Küstenwache Taiwans entsandte nach eigenen Angaben umgehend größere Schiffe und unterstützende Einheiten in die betroffenen Seegebiete.
Chinas Militärsprecher Shi Yi erklärte, die Übungen seien eine „deutliche Warnung“ an separatistische Kräfte und dienten der Sicherung der chinesischen Souveränität und nationalen Einheit. Ein von der Volksbefreiungsarmee veröffentlichtes Propagandaplakat zeigte grafisch dargestellte „Pfeile der Gerechtigkeit“, die auf ein Gebiet mit dem Umriss Taiwans herabregnen.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll – notfalls mit militärischer Gewalt. Die Spannungen hatten sich zuletzt weiter verschärft, nachdem die USA einen neuen Rüstungsdeal mit Taiwan im Umfang von elf Milliarden Dollar angekündigt hatten. Peking reagierte darauf mit der Ankündigung „entschlossener und schlagkräftiger Maßnahmen“.
Auch das Verhältnis zu Japan ist belastet. Japans Regierungschefin Sanae Takaichi hatte im November erklärt, eine Eskalation im Taiwan-Konflikt könne auch Japans Existenz bedrohen und im Extremfall einen militärischen Einsatz rechtfertigen. China reagierte empört, bestellte den japanischen Botschafter ein und sprach eine Reisewarnung aus. OZD
OZD-Kommentar – Die gefährliche Logik der Abschreckung
China demonstriert Stärke, Taiwan reagiert, das Ausland wird gewarnt – und genau darin liegt die Gefahr. Was als Abschreckung verkauft wird, ist längst ein kalkuliertes Spiel mit dem Eskalationsrisiko. Jede Übung mit scharfer Munition erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers, eines Missverständnisses, eines Funken, der reicht. Peking testet nicht nur Taiwans Abwehr, sondern auch die Reaktionsbereitschaft der USA und ihrer Verbündeten. Die Region steht näher an einem militärischen Ernstfall, als es die nüchterne Diplomatensprache vermuten lässt.
Mini-Infobox
Manöver: „Gerechtigkeits-Mission 2025“
Beteiligte: Heer, Marine, Luftwaffe, Raketentruppen
Gemeldete Einheiten: 89 Flugzeuge, 28 Schiffe
Ziel: Blockade- und Angriffsszenarien rund um Taiwan
OZD-Analyse
Militärische Dimension
a) Einsatz scharfer Munition
b) Simulation einer Seeblockade
c) Kombination aus Luft-, See- und Raketenkräften
Politische Botschaft
a) Warnung an Taiwan
b) Drohkulisse gegenüber den USA
c) Abschreckung regionaler Verbündeter
Internationale Folgen
a) Steigende Eskalationsgefahr
b) Druck auf Japan und Südkorea
c) Risiko eines militärischen Zwischenfalls
Was ist das Manöver „Gerechtigkeits-Mission 2025“?
Dabei handelt es sich um ein großangelegtes chinesisches Militärmanöver,
das mehrere Teilstreitkräfte einbindet und Szenarien eines
militärischen Vorgehens gegen Taiwan simuliert.
Warum ist Taiwan für China so wichtig?
Taiwan gilt in Peking als Teil des chinesischen Staatsgebiets. Die
Führung der Volksrepublik betrachtet eine Wiedervereinigung als
zentrales nationales Ziel.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.