Der chinesische Autobauer BYD wird im Jahr 2025 voraussichtlich mehr Elektroautos verkauft haben als jeder andere Hersteller weltweit. Nach aktuellen Verkaufsdaten hat das Unternehmen aus Shenzhen den bisherigen Marktführer Tesla deutlich hinter sich gelassen. Bis Ende November setzte BYD bereits 2,07 Millionen reine Elektrofahrzeuge ab – ein Wert, den Tesla im Gesamtjahr aller Voraussicht nach nicht erreichen wird.
Für Tesla liegen bislang offizielle Verkaufszahlen nur bis Ende September vor. In den ersten drei Quartalen verkaufte der US-Konzern rund 1,22 Millionen Fahrzeuge. Zwar profitierte Tesla zeitweise von einem außergewöhnlich starken Quartal mit fast einer halben Million Auslieferungen, ausgelöst durch auslaufende Steuervergünstigungen in den USA. Doch dieser Effekt bleibt einmalig.
Für das vierte Quartal rechnen Analysten mit rund 400.000 bis 450.000 verkauften Tesla-Fahrzeugen. Selbst im optimistischen Szenario käme das Unternehmen damit auf etwa 1,65 Millionen Fahrzeuge im Gesamtjahr – ein Rückgang von rund 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und deutlich weniger als die über zwei Millionen Einheiten von BYD.
Der Name BYD steht für „Build Your Dreams“ – und genau diesen Anspruch setzt der Konzern derzeit um. Trotz eines harten Preiskampfs auf dem chinesischen Heimatmarkt treibt BYD seine internationale Expansion massiv voran. Der Hersteller baut Produktionskapazitäten in mehreren Ländern außerhalb Chinas auf, was sich angesichts wachsender Handelskonflikte und möglicher Strafzölle als strategischer Vorteil erweist.
Tesla hingegen leidet zunehmend unter politischen und wirtschaftlichen Gegenwinden. Das umstrittene politische Engagement von Elon Musk zugunsten von US-Präsident Donald Trump belastete vor allem in Europa das Markenimage, die Verkaufszahlen brachen dort teils drastisch ein. In den USA kommt zusätzlich die schrittweise Rücknahme staatlicher Förderprogramme für Elektrofahrzeuge hinzu.
Analysten der Deutschen Bank gehen deshalb davon aus, dass Tesla bereits im vierten Quartal deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen bleiben wird. Der einstige Innovationsführer steht damit vor der Herausforderung, seine globale Strategie neu auszurichten, während BYD entschlossen die Rolle des neuen Taktgebers im E-Auto-Markt übernimmt. OZD
OZD-Kommentar – Der Westen verliert, China liefert
Der Aufstieg von BYD ist kein Zufall, sondern das Ergebnis langfristiger Industriepolitik, aggressiver Expansion und strategischer Geduld. Tesla hingegen wirkt gefangen zwischen politischer Symbolik, Förderabhängigkeit und strategischer Selbstüberschätzung. Der E-Automarkt wird nicht mehr im Silicon Valley entschieden, sondern in Shenzhen. Wer das ignoriert, verliert – und genau das passiert Tesla gerade.
Mini-Infobox
Marktführer 2025: BYD
Absatz BYD (bis Nov.): 2,07 Mio. E-Autos
Erwarteter Tesla-Absatz 2025: ca. 1,65 Mio.
Haupttrend: Verlagerung der E-Mobilität nach China
OZD-Analyse
Gründe für BYDs Erfolg
a) Massive Skaleneffekte
b) Starke Position im Heimatmarkt
c) Frühe Internationalisierung
Teslas strukturelle Probleme
a) Abhängigkeit von Subventionen
b) Imageverlust durch politische Polarisierung
c) Wachsende Konkurrenz in Kernmärkten
Globale Folgen
a) Machtverschiebung im Automarkt
b) Druck auf europäische Hersteller
c) Verschärfung geopolitischer Handelskonflikte

Was ist BYD?
BYD ist ein chinesischer Technologiekonzern und Autobauer mit Fokus auf
Elektrofahrzeuge und Batterietechnik. Das Unternehmen gehört zu den
weltweit größten Produzenten von E-Autos und Energiespeichern.
Warum verliert Tesla Marktanteile?
Tesla leidet unter wachsender Konkurrenz, sinkenden Förderungen,
Imageproblemen und fehlenden neuen Volumenmodellen, während andere
Hersteller aggressiv expandieren.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.

OZD-Extras
BYD produziert nicht nur Autos, sondern auch Batterien – ein entscheidender Vorteil in Zeiten knapper Rohstoffe.
