In einer seltenen symbolischen Geste haben sich vier führende europäische Politiker – Friedrich Merz (CDU), Emmanuel Macron, Keir Starmer und Donald Tusk – am Samstag gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf dem Maidan in Kiew versammelt. Bei einer Schweigeminute und dem Entzünden von Kerzen gedachten sie der gefallenen ukrainischen Soldaten seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Die gemeinsame Reise erfolgte einen Tag nach der Siegesparade in Moskau, bei der Wladimir Putin erneut versuchte, den Krieg gegen die Ukraine mit historischen Bezügen zum Zweiten Weltkrieg zu legitimieren.
Die Aktion in Kiew setzt ein unmissverständliches Signal: Europa steht geschlossen an der Seite der Ukraine. Durch den gemeinsamen Besuch unmittelbar nach Putins ideologisch aufgeladener Militärparade wurde eine klare politische Botschaft vermittelt: Die Narrative des Kreml stoßen in Europa auf Widerstand – nicht nur rhetorisch, sondern durch gemeinsames Handeln. Gerade die Präsenz eines deutschen Oppositionspolitikers wie Merz zeigt, dass parteipolitische Differenzen in den Hintergrund treten können, wenn es um die Verteidigung europäischer Grundwerte geht.
Der Besuch verdeutlicht eine neue Qualität europäischer Symbolpolitik. Wo früher einzelne Regierungschefs mit Alleingängen Schlagzeilen machten, steht nun eine koordinierte, gemeinsame europäische Haltung im Vordergrund. Der Maidan – Ort der Revolution und der Opfer – wurde zum Schauplatz eines stillen, aber starken Statements. Dass diese Geste ausgerechnet in Kontrast zu Putins selbstinszenierter Großveranstaltung in Moskau gesetzt wurde, verstärkt die Wirkung zusätzlich: Europa begegnet imperialer Propaganda mit Würde, Einigkeit und moralischer Klarheit.
OZD
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