Die deutsche Wirtschaft scheint nach einer langen Durststrecke langsam wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Mai auf 87,5 Punkte gestiegen – ein moderater, aber symbolisch bedeutsamer Zuwachs. Die befragten Unternehmen zeigen sich vor allem optimistischer, was die kommenden Monate angeht. Noch ist keine Trendwende vollzogen, aber die Richtung stimmt.
Die aktuelle Geschäftslage wird zwar weiterhin kritisch bewertet, mit einem leichten Rückgang auf 86,1 Punkte. Doch entscheidender ist: Die Erwartungen haben sich aufgehellt, insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe – dem Sektor, der wie kein anderer für die industrielle Stärke Deutschlands steht. Besonders bemerkenswert ist der Stimmungsumschwung in der Nahrungsmittelindustrie, einem Grundpfeiler der Binnenwirtschaft.
Auch in Handel, Dienstleistungen und Bauhauptgewerbe gibt es positive Signale. Gerade die Bauwirtschaft zeigt mit dem vierten Anstieg in Folge, dass auch strukturell belastete Branchen langsam wieder Zuversicht fassen.
Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, spricht davon, dass die deutsche Wirtschaft „langsam wieder Tritt“ fasst. Diese Einschätzung verdient Gehör. Sie ist kein Anlass zur Euphorie, aber ein Zeichen, dass sich unter der Oberfläche eine Stabilisierung vollzieht. Wichtig bleibt jedoch: Der fragile Aufschwung darf nicht durch politische Unsicherheiten, überzogene Regulierung oder internationale Handelsrisiken ausgebremst werden.
Was Deutschland jetzt braucht, ist Vertrauen – von Investoren, Konsumenten und Unternehmern gleichermaßen. Die zurückgehende Unsicherheit ist dafür ein erster Schritt. Doch sie muss begleitet werden von verlässlichen Rahmenbedingungen, wirtschaftlicher Offenheit und einer Politik, die auch den Mittelstand gezielt stärkt.
Wirtschaftlicher Optimismus beginnt im Kopf – und der neue Ifo-Index zeigt, dass sich dieser gerade langsam zu drehen beginnt.
OZD
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