Montagabend, Water Street, Liverpool. Gerade erst ist der Jubel über den 20. Meistertitel der Reds durch die Straßen gerollt, da bricht Panik aus. Ein dunkler Wagen steuert plötzlich in eine dichte Menschenmenge – dort, wo kurz zuvor noch Kinder auf den Schultern ihrer Väter dem Bus mit den Helden zugejubelt hatten. Fast 50 Menschen werden verletzt. Zwei von ihnen schwer, ein Kind ist darunter. Feuerwehrchef Nick Searle beschreibt, wie vier Personen unter dem Fahrzeug eingeklemmt waren – ein Bild, das bleibt.
Zehntausende waren trotz strömenden Regens gekommen, um einen historischen Moment zu feiern. Es hätte ein Abend der Freude, der Einheit, des Stolzes auf eine Stadt und ihren Club werden sollen. Doch jetzt ist es ein Abend, an den sich Liverpool aus einem ganz anderen Grund erinnern wird. Der Bus mit dem Team ist längst weitergezogen, doch die Spuren auf dem Asphalt, das große blaue Zelt der Ersthelfer – sie bleiben.
Die Polizei spricht von einem „isolierten Vorfall“, Terror sei es nicht gewesen. Und doch fühlt es sich so an: wie ein Anschlag auf die Unbeschwertheit, auf das kollektive Glücksgefühl einer Stadt. Was bleibt, ist das fragile Gleichgewicht zwischen Sicherheit und öffentlichem Leben. Wenn aus Jubelstimmung binnen Sekunden Schreie werden, dann stellt sich eine Frage unausweichlich: Wie sicher sind unsere Feste? Premierminister Keir Starmer spricht von „bemerkenswertem Mut“ der Einsatzkräfte – und recht hat er. Sie retteten, trösteten, hielten zusammen, wo alles auseinanderzubrechen drohte.
Und Liverpool? Liverpool hält stand. Eine Stadt, die Tragödien kennt, die Trauer in Zusammenhalt verwandeln kann. Aber dieser Tag wird Narben hinterlassen – nicht nur körperliche. Es war ein Fest der Hoffnung, das im Blaulicht endete. Das ganze Land steht jetzt hinter Liverpool. Doch die Bilder werden bleiben – und die Stille nach dem Jubel.
OZD
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Bild: AFP