Mit der Bewerbung um die Nordische Ski-WM 2031 beweist der Deutsche Skiverband strategisches Geschick und politisches Feingefühl. Oberstdorf, das Wintersport-Zentrum im Allgäu, springt in die Lücke, die Österreichs Ramsau mit seinem Rückzug Anfang Mai hinterließ – und nutzt sie konsequent. Ein Schachzug mit Weitblick, denn die Konkurrenz ist überschaubar: Mit Planica tritt ein Ort an, der die WM gerade erst 2023 ausrichtete – mit gemischtem Echo.
Dass Oberwiesenthal und Klingenthal, ursprünglich ebenfalls interessiert, auf eine Bewerbung verzichten, ist ein bemerkenswertes Signal innerdeutscher Geschlossenheit. Solche Solidarität ist im Sportbusiness selten und stärkt die gemeinsame Sache. Der DSV beweist damit, dass es auch anders geht – ohne Machtkampf, dafür mit langfristiger Perspektive.
Für Oberstdorf ist es der nächste WM-Versuch nach den Austragungen 1987, 2005 und 2021 – damals pandemiebedingt ohne Zuschauer. Eine Neuauflage 2031 wäre nicht nur sportlich wertvoll, sondern auch emotional bedeutsam. Die Region hat die Infrastruktur, die Erfahrung und den Rückhalt. Und vor allem: ein leidenschaftliches Publikum.
Angesichts des organisatorischen Debakels in Planica 2023 – leere Tribünen, hohe Preise, negative Schlagzeilen – kann Oberstdorf punkten: mit Verlässlichkeit, Gastfreundschaft und einer traditionsreichen Kulisse.
Bleibt zu hoffen, dass die FIS im Juni 2026 nicht nur nach rotierenden Austragungsrhythmen entscheidet, sondern den Gesamtwert einer Bewerbung erkennt. Für den Wintersport in Deutschland wäre die WM ein weiterer Impuls – wirtschaftlich, touristisch und sportlich.
OZD
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