Im öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch zwischen Lothar Matthäus und Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat der Rekordnationalspieler erneut klar Stellung bezogen. In seiner Sky-Kolumne betonte Matthäus, dass Hoeneß ihm Aussagen über angebliche Ablösesummen für Nick Woltemade unterstelle, die er so nie getätigt habe. „Es ist viel gesagt worden, aber nicht alles stimmt. Uli Hoeneß hat sich über meine Aussagen zu Nick Woltemade beschwert. Er hat mich beleidigt, daraus ist eine große Geschichte geworden. Im Endeffekt hat Uli wieder einmal auf etwas reagiert, was ich gar nicht gesagt habe“, schrieb Matthäus.
Der Weltmeister von 1990 stellte klar: „Ich habe nicht gesagt, Nick Woltemade kostet 100 Millionen Ablöse und ich habe auch nicht gesagt, er kostet 80 Millionen.“ Vielmehr habe er sich über die kolportierten Summen nur gewundert und gesagt, es hätte ihn nicht überrascht, wenn sogar 80 bis 100 Millionen im Raum gestanden hätten – angesichts der Qualität des Spielers und seiner Vertragssituation beim VfB Stuttgart. „Bayern München hat Interesse an einem Spieler, der noch drei Jahre Vertrag hat, der mit 23 im besten Fußballeralter ist und der noch Potenzial nach oben hat“, so Matthäus.
Hoeneß hatte zuvor im kicker scharf gegen Matthäus ausgeteilt: „Lothar Matthäus hat nicht alle Tassen im Schrank“, polterte der Ehrenpräsident. Matthäus trage „keine Verantwortung“, werfe aber mit astronomischen Zahlen um sich – wie schon im Fall Florian Wirtz, der sich gegen den FC Bayern und für den FC Liverpool entschieden hatte.
Auch Bayern-Sportvorstand Max Eberl stellte sich hinter Hoeneß: „Von außen, ohne Interna oder Voraussetzungen zu kennen, die Preise wie auf dem Basar nach oben zu treiben, das gehört sich nicht. Das geht einen Schritt zu weit. Da hat sich Uli völlig berechtigt geäußert“, sagte Eberl nach dem 4:2 der Bayern im Klub-WM-Achtelfinale gegen Flamengo.
Matthäus konterte in seiner Kolumne: „Wir Experten treiben keine Zahlen in die Höhe. Das macht der Markt, in dem sich auch Bayern München bewegt. Ich kenne diesen Markt einigermaßen und ich habe auch bei Florian Wirtz und dessen Transfer nach Liverpool recht behalten.“ ozd
OZD-Kommentar
Der Streit zwischen Matthäus und Hoeneß zeigt, wie aufgeheizt die Debatte um Transfersummen im Fußball ist. Während Hoeneß und Eberl externe Experten für steigende Preise verantwortlich machen, verweist Matthäus auf die Dynamik des Marktes. Die Diskussion verdeutlicht, wie sensibel das Thema Ablösesummen im Profifußball inzwischen ist – und wie schnell aus Meinungsverschiedenheiten öffentliche Fehden werden.
OZD-Analyse
Vertiefung wichtiger Aspekte: Die Debatte um Ablösesummen zeigt, wie sehr der Transfermarkt von Spekulationen und öffentlichen Aussagen beeinflusst wird. Expertenmeinungen können Preise zwar bewegen, doch letztlich bestimmt Angebot und Nachfrage den Marktwert.
Szenarien: Sollte Bayern München tatsächlich an Woltemade interessiert sein, könnten die Diskussionen um den Preis weiter eskalieren. Auch andere Vereine könnten sich einmischen, was den Markt zusätzlich anheizt.
Auswirkungen und Entwicklungen: Solche öffentlichen Streitigkeiten schärfen das Bewusstsein für die Verantwortung von Experten und Funktionären im Transfergeschäft. Sie zeigen aber auch, wie sehr Fußball heute von medialen Debatten geprägt ist.
Erklärungen
Ablösesumme: Betrag, den ein Verein für die Verpflichtung eines Spielers an dessen aktuellen Klub zahlt.
Transfermarkt: Der Markt, auf dem Spieler zwischen Vereinen wechseln – geprägt von Angebot, Nachfrage und Spekulationen.
Sky-Kolumne: Regelmäßige Meinungsbeiträge von Experten beim Fernsehsender Sky.
Basar: Bildhafter Ausdruck für einen Marktplatz, auf dem gefeilscht wird – hier als Metapher für den Transfermarkt.
Biographien und Institutionen
Lothar Matthäus: Weltmeister von 1990, Deutschlands Rekordnationalspieler, TV-Experte.
Uli Hoeneß: Ehrenpräsident des FC Bayern München, prägende Figur im deutschen Fußball.
Max Eberl: Sportvorstand des FC Bayern München, verantwortlich für Transfers und Kaderplanung.
Nick Woltemade: Deutscher Fußballprofi, aktuell beim VfB Stuttgart unter Vertrag.
Florian Wirtz: Nationalspieler, wechselte laut Medienberichten für eine Rekordsumme zum FC Liverpool.
FC Bayern München: Rekordmeister und einer der erfolgreichsten Fußballvereine Deutschlands.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP