Florian Lipowitz hatte sich seinen Einstand bei der Tour de France sicher anders vorgestellt – statt großer Bühne gab es Pech, Rückstand und stille Enttäuschung. Nach einer Windkante auf den letzten 17 Kilometern der ersten Etappe verlor das Team Red Bull-Bora-hansgrohe 39 Sekunden auf die Spitze. Während Tadej Pogacar und Tagessieger Jasper Philipsen davonzogen, blieben Lipowitz, Kapitän Primoz Roglic und das gesamte Team zurück. Zuvor hatte der 24-jährige Tour-Debütant bereits mit einem platten Reifen zu kämpfen – und fand sich allein im geschlossenen Konvoi wieder. Kein Teamkollege leistete Schützenhilfe, stattdessen nutzte Lipowitz den Windschatten des Begleitwagens. „Florian hat nicht zu viel investiert“, beschwichtigte Sportdirektor Rolf Aldag. Und auch Teamchef Ralph Denk gab sich gelassen: „Es ist nicht optimal, aber auch kein Weltuntergang.“ Man habe vor allem darauf geachtet, Stürze zu vermeiden – mit Erfolg. Dennoch bleibt ein holpriger Auftakt, der Fragen aufwirft. Rückstand auf der Flachetappe, fehlende Hilfe für den Neuling – kann Bora die Wende schaffen? ozd
OZD-Kommentar:
Ein platter Reifen, eine Windkante – und ein Debütant, der allein gelassen wird: So beginnt die Tour de France 2025 für Florian Lipowitz. Was wie ein unglücklicher Einzelfall klingt, ist in Wahrheit ein Fingerzeig auf die Realität bei Bora-hansgrohe. Man spricht von Schadensbegrenzung, von Vorsicht – doch wer große Ziele hat, muss Risiken eingehen. Stattdessen bleibt ein bitterer Beigeschmack: Warum half kein Teamkollege? Warum ging man kein Risiko für bessere Positionierung ein? „Kein Weltuntergang“, sagt Denk – aber vielleicht der Anfang vom Ende großer Hoffnungen. Die Tour verzeiht keine Schwäche, nicht im Feld, nicht in der Taktik. Wenn Lipowitz nicht zur Symbolfigur eines zögerlichen Rennstalls werden soll, braucht es jetzt mehr: mehr Mut, mehr Unterstützung, mehr Biss. Sonst wird die Aufholjagd zur Illusion.
Lesermeinungen
Klar kann man sagen „kein Weltuntergang“ – aber 39 Sekunden auf der ersten Etappe? Das ist schon eine Ansage. Wenn’s so weitergeht, wird Lipowitz nie zeigen können, was in ihm steckt. Bert G. aus Bonn
Ich verstehe die Vorsicht bei den Stürzen, aber warum lässt man den Jungen mit Plattfuß allein? Das war sein Debüt! Da muss das Team besser reagieren. Rainer S. aus Jülich
Immer diese Ausreden bei Bora! Die anderen schaffen es doch auch, bei Wind vorne zu fahren. Wenn man was reißen will, reicht „ganz gut gerettet“ halt nicht. Peter W. aus Münster
OZD-Analyse
Der Tour-Auftakt für Florian Lipowitz geriet zum ungewollten Stresstest. Die Kombination aus einem technischen Defekt, ungünstiger Taktik und einem späten Rückstand auf einer eigentlich unspektakulären Flachetappe wirft Fragen auf – sowohl zur individuellen Betreuung des Debütanten als auch zur kollektiven Leistungsbereitschaft des Teams. Während Lipowitz mit einem platten Reifen zurückfiel, reagierte das Team mit Zurückhaltung: Kein Teamkollege opferte sich für die Rückführung, stattdessen musste der 24-Jährige sich im Windschatten des Mannschaftswagens zurückkämpfen. Diese Entscheidung wird intern zwar als Kraft sparend begründet, wirkt jedoch von außen wie mangelnde Unterstützung. Der entscheidende Moment kam jedoch 17 Kilometer vor dem Ziel: Eine Windkante riss das Hauptfeld auf, Pogacar und Philipsen konnten sich absetzen – Lipowitz und Roglic verloren 39 Sekunden. Dass man den Rückstand bei Bora herunterspielt, ist nachvollziehbar – doch die Tour ist bekannt dafür, dass jede Sekunde zählt. Die Frage ist nicht, ob diese Sekunden die Tour entscheiden, sondern ob ein solcher Start das Vertrauen und die Dynamik eines Teams untergräbt. Ein Highlight fehlt, ein Ausrufezeichen ebenso. Für Lipowitz bleibt nun die Aufgabe, sich mental zu stabilisieren und in den kommenden Etappen selbst Zeichen zu setzen. Denn eines ist klar: Die Tour wartet auf niemanden.
Wer ist Florian Lipowitz?
Florian Lipowitz ist ein deutscher Radprofi und Tour-Debütant im Team Red Bull-Bora-hansgrohe. Der 24-jährige Ulmer gilt als vielversprechender Kletterer und Rundfahrer, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird.
Was ist eine Windkante im Radsport?
Eine Windkante entsteht im Radsport bei starkem Seitenwind. Das Fahrerfeld reißt dabei oft auseinander, da nur begrenzt viele Fahrer im Windschatten Schutz finden. Wer zu weit hinten fährt, riskiert den Anschluss zu verlieren – mit zum Teil entscheidenden Zeitverlusten.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
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