Was ist geschehen?
Nach einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) über einen angeblichen Brief Donald Trumps an den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat der ehemalige US-Präsident drastisch reagiert: Das WSJ wurde aus der Gruppe akkreditierter Medien ausgeschlossen, die Trump auf seiner geplanten Reise nach Schottland begleiten sollen. Die Entscheidung gab Trumps Sprecherin Karoline Leavitt am Montag bekannt – mit dem Vorwurf, das WSJ habe sich „falsch und diffamierend“ verhalten.
Der Bericht des WSJ zitierte aus einem angeblichen Brief aus dem Jahr 2003, in dem Trump Epstein eine Skizze eines nackten Frauenkörpers geschickt haben soll. Trump bestreitet die Echtheit des Dokuments und hat eine milliardenschwere Klage gegen das WSJ und Verleger Rupert Murdoch eingereicht.
Wie hat sich die Lage entwickelt?
Donnerstag: WSJ veröffentlicht Bericht über mutmaßlichen Trump-Brief an Epstein.
Freitag: Trump reicht Klage gegen WSJ und Murdoch ein.
Montag: Trumps Sprecherin verkündet Ausschluss des WSJ von der Reise nach Schottland.
Reaktionen: Die Vorsitzende der US-Korrespondentenvereinigung, Weijia Jiang, kritisiert den Ausschluss scharf und fordert die Wiedereinsetzung des WSJ.
Was bedeutet das?
Trumps Vorgehen zeigt ein immer wiederkehrendes Muster: Kritik wird nicht ausgehalten, sondern bestraft. Der Ausschluss des Wall Street Journal, einer der renommiertesten Zeitungen weltweit, ist kein Einzelfall – schon im Februar wurde die Nachrichtenagentur Associated Press ausgeschlossen, weil sie Trumps Sprachregelung zum „Golf von Amerika“ nicht übernehmen wollte.
Solche Maßnahmen sind gefährliche Eingriffe in die Pressefreiheit. Wenn die politische Macht entscheidet, welche Medien Zugang bekommen und welche nicht – abhängig von ihrer Berichterstattung –, dann ist der demokratische Diskurs bedroht. Gerade in einer funktionierenden Demokratie sind kritische Medien keine Gegner, sondern systemrelevante Kontrolleure.
Trumps Umgang mit Medien zeigt eine autoritäre Grundhaltung, die sich auch darin ausdrückt, wie mit dem Epstein-Skandal umgegangen wird. Statt Transparenz zu fördern, werden Berichte juristisch bekämpft und unliebsame Stimmen zum Schweigen gebracht.
Dass dieser medienpolitische Kurs in Trumps Lager zunehmend auf Unmut stößt, zeigt auch die Enttäuschung vieler Anhänger über nicht eingelöste Versprechen zur vollständigen Aufklärung der Epstein-Verbindungen. Der Ruf nach Aufklärung wird durch repressive Maßnahmen gegen Journalisten ersetzt – ein alarmierender Rückschritt für die demokratische Öffentlichkeit.
Fazit:
Der Ausschluss des WSJ ist kein Streit unter Mächtigen – er ist ein direkter Angriff auf die Freiheit der Presse. Wer die vierte Gewalt untergräbt, untergräbt das Fundament der Demokratie. Trumps Umgang mit kritischer Berichterstattung ist mehr als ein PR-Problem – er ist ein autoritäres Warnsignal.
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP