US-Präsident Donald Trump hat in Washington mit brisanten Aussagen für neue Spannungen zwischen Regierung und Zentralbank gesorgt. Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve, gerät zunehmend unter Druck – und könnte nach Trumps Worten bald abgelöst werden. „Ein Rauswurf Powells ist höchst unwahrscheinlich – außer er muss wegen Betrugs gehen“, sagte Trump am Mittwoch vor Journalisten und ließ damit die Spekulationen über ein vorzeitiges Ende von Powells Amtszeit weiter anschwellen.
Hintergrund ist eine massive Kostensteigerung bei der laufenden Renovierung des historischen Fed-Hauptsitzes in Washington. Ursprünglich waren rund 1,6 Milliarden Dollar eingeplant, nun summieren sich die Ausgaben auf 2,5 Milliarden. Der Präsident nannte die Zahlen „besorgniserregend“ und sprach offen von einem möglichen Betrugsfall. Aus dem Weißen Haus verlautete, Trump habe bereits mit republikanischen Kongressabgeordneten über eine Entlassung Powells beraten.
Der Präsident kritisierte Powell auch in der Zinspolitik scharf. „Er macht einen schrecklichen Job“, so Trump. Die Federal Reserve weigere sich, die Leitzinsen zu senken – obwohl dies für Investitionen und die Staatsfinanzen dringend nötig sei. Aktuell liegt der Zinssatz in einer Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Trump fordert eine Zinssenkung, um die Kreditkosten zu reduzieren und den durch seine Steuerpolitik gestiegenen Schuldenberg leichter tragbar zu machen.
Powell, der 2018 vom damaligen Präsidenten Trump selbst zum Notenbankchef ernannt wurde, hat sich stets bemüht, die Unabhängigkeit der Zentralbank zu wahren. Doch Trumps Attacken reißen nicht ab. Bereits in der Vergangenheit bezeichnete er Powell als „Schwachkopf“ und „Trump-Hasser“. Die Amtszeit des 72-Jährigen endet im kommenden Jahr – doch Trump könnte schon bald einen Nachfolger nominieren.
An den Finanzmärkten sorgten die Aussagen für Unruhe: Die Renditen für 30-jährige US-Staatsanleihen stiegen auf über fünf Prozent. Investoren befürchten politische Eingriffe in die geldpolitische Unabhängigkeit – ein Szenario, das Vertrauen kosten könnte.
OZD
OZD-Kommentar
Donald Trump hat erneut bewiesen, wie gefährlich seine impulsive Rhetorik sein kann – diesmal mit einem direkten Angriff auf den obersten Währungshüter der Vereinigten Staaten. Die Unabhängigkeit der Federal Reserve ist ein Grundpfeiler der Stabilität der Weltwirtschaft, doch Trump spielt erneut mit dem Feuer.
Die Unterstellung eines möglichen Betrugs an Jerome Powell ist eine politische Machtdemonstration und ein durchschaubarer Versuch, die Zinspolitik unter Druck zu setzen. Dass der Präsident eine Kostensteigerung zum Vorwand nimmt, um den Zentralbankchef öffentlich zu diskreditieren, ist brandgefährlich – und erschüttert das Vertrauen in die institutionelle Integrität der US-Finanzpolitik.
Noch beunruhigender ist die Aussicht, dass der Präsident in einer Phase globaler Unsicherheit gezielt eine Entmachtung der Fed vorbereitet. Wer jetzt glaubt, Powell sei nur eine Episode, hat die Rechnung ohne die Märkte gemacht. Sollte Trump sich durchsetzen, droht der nächste Präsident der Weltwirtschaft selbst zu werden – mit unkontrollierbaren Folgen.
Lesermeinungen:
„Trump macht Stimmung gegen Powell, weil ihm die Zinsen nicht passen – brandgefährlich!“ g. b.
„Wenn es Betrug bei der Fed gibt, muss das untersucht werden. Aber nicht durch Drohungen im TV!“ Bleibel
„Ich finde es gut, dass jemand bei solchen Baukosten genau hinschaut – aber Trump geht zu weit.“ Dan
OZD-Analyse
1. Trumps Vorwurf im Detail
– Baukosten der Fed-Zentrale steigen von 1,6 Mrd. auf 2,5 Mrd. US-Dollar.
– Trump sieht darin möglichen Betrug – ohne Beweise zu präsentieren.
– Untersuchung der Renovierungskosten bereits angeordnet.
2. Der politische Kontext
a) Zinspolitik –
– Leitzins aktuell zwischen 4,25 % und 4,5 %.
– Trump fordert Senkungen, um Investitionen zu fördern und Schulden zu entlasten.
– Powell hält an restriktiver Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung fest.
b) Personalfrage –
– Powells Amtszeit endet 2026, Trump könnte frühzeitig Ersatz nominieren.
– Republikaner im Kongress teilweise offen für Powells Entlassung.
3. Reaktionen und Folgen
– Renditen von US-Staatsanleihen steigen auf über 5 %.
– Marktbeobachter warnen vor politischer Einflussnahme auf die Notenbank.
– Drohende Vertrauenskrise in die Fed könnte globale Märkte destabilisieren.
Was ist die Federal Reserve (Fed)?
Die Federal Reserve ist die Zentralbank der Vereinigten Staaten und eine der einflussreichsten Notenbanken der Welt. Sie ist verantwortlich für die Geldpolitik, insbesondere die Steuerung des Leitzinses, der Inflation und der Finanzmarktstabilität. Die Fed ist formal unabhängig von der Regierung – Eingriffe oder Drohungen wie von Trump gelten als besonders heikel.
Wer ist Jerome Powell?
Jerome Powell ist seit 2018 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve. Der Jurist und frühere Investmentbanker wurde von Donald Trump ins Amt gebracht, geriet aber schnell mit ihm in Konflikt über die Zinspolitik. Powell gilt als moderater Zentralbanker, der vor allem Preisstabilität und unabhängige Entscheidungen in der Geldpolitik betont.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.