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Selenskyj kritisiert Russlands Ablehnung einer Waffenruhe: „Das erschwert die Situation“

Der ukrainische Präsident wirft Moskau vor, Aufrufe zum Innehalten im Krieg systematisch abzuweisen. Während Putin eine Waffenruhe ausschlägt, setzt Donald Trump überraschend auf ein „großes Friedensabkommen“.

Kiew/Washington. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die wiederholte Verweigerung einer Waffenruhe durch Russland scharf kritisiert. In einer nächtlichen Botschaft auf Online-Plattformen erklärte er: „Wir sehen, dass Russland zahlreiche Rufe nach einer Waffenruhe zurückweist und noch nicht entschieden hat, wann es mit dem Töten aufhört. Das erschwert die Situation.“

Nach Ansicht Selenskyjs sei der Weg zu einem langfristigen Frieden dadurch massiv blockiert. Wenn Moskau nicht einmal zu einem sofortigen Stopp der Angriffe bereit sei, werde es „große Anstrengungen“ brauchen, Russland zu einer noch umfassenderen Lösung zu bewegen – nämlich zu einem „friedlichen Zusammenleben mit seinen Nachbarn über Jahrzehnte hinaus“.

Putins Absage – Trumps neue Linie

Der russische Präsident Wladimir Putin weist Forderungen nach einer Waffenruhe im seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden Angriffskrieg kategorisch zurück. Auf internationaler Ebene sorgte zuletzt ein Kurswechsel des US-Präsidenten Donald Trump für Aufsehen. Nach einem Treffen mit Putin im US-Bundesstaat Alaska rückte Trump von der bisherigen amerikanischen Linie ab, eine sofortige Waffenruhe einzufordern. Stattdessen sprach er sich für direkte Verhandlungen über ein „umfassendes Friedensabkommen“ aus.

Trump will Selenskyj am Montag im Weißen Haus empfangen – ein Treffen, das nun zum diplomatischen Stresstest werden dürfte.

Sorge bei westlichen Verbündeten

In Kiew und bei westlichen Partnern wächst die Sorge, dass Russland durch die Verweigerung einer Waffenruhe lediglich Zeit gewinnen will. Ein sofortiger Waffenstillstand ließe sich theoretisch schnell umsetzen, während Gespräche über ein umfassendes Abkommen Monate oder gar Jahre in Anspruch nehmen könnten. Diese Verzögerung könnte Moskau nutzen, um weitere Geländegewinne in der Ukraine zu erzielen.

Kommentar

Trump präsentiert seinen Kurswechsel als großen Wurf – in Wahrheit aber schwächt er die Position der Ukraine und spielt Putin in die Hände. Wer eine Waffenruhe zugunsten eines „großen Abkommens“ beiseite schiebt, nimmt billigend in Kauf, dass der Krieg weitergeht und Russland seine militärischen Vorteile ausbaut.

Für Selenskyj ist das ein fatales Signal: Sein Land zahlt täglich mit Menschenleben, während in Washington und Moskau über geopolitische Prestigeprojekte gesprochen wird. Trumps Haltung wirkt weniger wie Friedenspolitik, sondern mehr wie ein Versuch, sich selbst als „Deal-Maker“ zu inszenieren – auch wenn das auf Kosten der ukrainischen Bevölkerung geht.

Die Glaubwürdigkeit des Westens steht damit auf dem Spiel. Wer Putin Zeit verschafft, riskiert nicht nur die Stabilität der Ukraine, sondern untergräbt auch das Vertrauen in die Entschlossenheit der Demokratien. Ohne sofortige Waffenruhe bleibt jedes „große Friedensabkommen“ ein Trugbild, das sich in den Schützengräben der Ukraine blutig bezahlt macht.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.

Bild: AFP