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Terence Stamp: Ein Leben zwischen Filmlegende und Kultfigur

Sechs Jahrzehnte Schauspiel, eine Ikone der Swinging Sixties, ein Bösewicht für die Kinogeschichte: Terence Stamp ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

London. Der britische Schauspieler Terence Henry Stamp wurde am 22. Juli 1938 in Stepney, einem Arbeiterviertel im Osten Londons, geboren. Als Sohn eines Hafenarbeiters wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf, träumte aber schon früh von der Bühne. Seine Karriere begann im Royal Academy of Dramatic Art (RADA), wo er sich gegen viele Konkurrenten behauptete und seinen Weg ins britische Kino fand.

Frühe Karriere und Durchbruch

Stamp betrat die große Bühne 1962 mit seiner Rolle in Billy Budd (deutsch: Die Verdammten der Meere), inszeniert von Peter Ustinov. Als naiver Matrose Billy Budd beeindruckte er Kritiker und Publikum gleichermaßen. Für die Rolle erhielt er den Golden Globe als Bester Nachwuchsdarsteller und wurde für einen Oscar nominiert. Von diesem Moment an galt Stamp als eine der größten Hoffnungen des britischen Kinos.

Die 1960er Jahre machten ihn zu einem Gesicht der „Swinging Sixties“. Er bewegte sich in Kreisen von Popstars, Models und Filmemachern, war Teil einer Szene, die London zum Zentrum jugendlicher Kultur machte. Filme wie Der Fänger (1965), in dem er einen psychisch gestörten Entführer verkörperte, festigten seinen Ruf als Meister düsterer und komplexer Rollen.

Spezialist für das Abgründige

Stamp spielte bevorzugt rätselhafte, charismatische Figuren, deren dunkle Seiten er mit magnetischer Präsenz auf die Leinwand brachte. In Pasolinis Teorema (1968) war er der geheimnisvolle Fremde, der eine bürgerliche Familie verführt und zerstört. Mit Fellini und Ken Loach arbeitete er ebenso zusammen wie mit Pasolini, und er gehörte damit zu jenen Schauspielern, die sowohl im europäischen Autorenkino wie auch in Hollywood Anerkennung fanden.

Doch die 1970er Jahre bedeuteten auch eine schwierigere Phase: Weniger große Rollen, ein gewisser Rückzug aus der Szene. Erst Ende des Jahrzehnts kam der große Neustart.

General Zod und der Kultstatus

1978 und 1980 kehrte Stamp mit Wucht zurück auf die große Bühne. In Superman und Superman II verkörperte er General Zod, den ikonischen Antagonisten von Christopher Reeves’ Superman. „Kneel before Zod!“ – dieser Satz machte Stamp unsterblich in der Popkultur. Die Rolle prägte eine ganze Generation von Comic- und Kinofans, und Stamp wurde zur Kultfigur.

Späte Karriere und neue Höhepunkte

Stamp blieb auch danach präsent, oft in Nebenrollen, die durch seine Autorität und seine Stimme Gewicht erhielten. In Wall Street (1987) trat er als britischer Geschäftsmann auf, in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999) spielte er Kanzler Finis Valorum. Er zeigte sich wandelbar – vom Shakespeare-Darsteller bis zum Science-Fiction-Politiker.

Noch im hohen Alter drehte er Filme. 2003 begeisterte er in Steven Soderberghs The Limey als rachsüchtiger Vater. 2021, mit 83 Jahren, stand er in Edgar Wrights Last Night in Soho erneut vor der Kamera.

Mehr als Schauspiel: Autor und Persönlichkeit

Neben seiner Schauspielkarriere schrieb Stamp Memoiren und Bücher, darunter auch Kochbücher. Seine Autobiografien gewährten Einblicke in das Leben eines Mannes, der von den Arbeitervierteln Londons bis nach Hollywood aufgestiegen war. Sein eleganter, oft exzentrischer Lebensstil machte ihn zu einer schillernden Figur der Kulturgeschichte.

Familie und Vermächtnis

Stamps Familie würdigte ihn am Sonntag als einen Künstler, dessen Werk „die Menschen noch für Jahre berühren und inspirieren wird“. Über sechs Jahrzehnte hinweg verkörperte er die Spannweite von Unschuld bis Abgrund, von der zarten Figur Billy Budd bis zum furchteinflößenden General Zod.

Mit seinem Tod verliert das Kino eine seiner letzten großen Persönlichkeiten der Swinging Sixties – und eine Stimme, die bis zuletzt unverwechselbar blieb.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr.
Bild: AFP