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Chinas Zorn von Wadephul entfacht

Bundesaußenminister Johann Wadephul stößt mit scharfer Kritik an Chinas Politik auf heftige Gegenwehr aus Peking. Seine Warnung vor Pekings Machtstreben löst diplomatische Spannungen aus.

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat mit markigen Worten über Chinas Politik im Pazifikraum für Aufsehen gesorgt – und prompt eine wütende Reaktion Pekings ausgelöst. Vor seiner Asienreise prangerte er ein „zunehmend aggressives Auftreten“ Chinas in der Straße von Taiwan sowie im Ost- und Südchinesischen Meer an. Dies sei nicht nur ein regionales Problem, sondern habe direkte Folgen für Europa: „Hier stehen Grundregeln unseres weltweiten Miteinanders auf dem Spiel“, sagte er.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Chinas Außenamtssprecherin Mao Ning warnte vor einer „Anstachelung zur Konfrontation“ und betonte, die Region sei „im Allgemeinen stabil“. Zudem bekräftigte sie das „Ein-China-Prinzip“ als unverrückbare Grundlage der internationalen Ordnung.

In Tokio verschärfte Wadephul seine Worte noch. Gemeinsam mit Japans Außenminister Takeshi Iwaya warnte er vor Pekings Versuch, Grenzen im pazifischen Raum „einseitig zu verschieben“. Jede Eskalation könne „schwerwiegende Folgen für die globale Sicherheit und Weltwirtschaft“ haben. Er griff auch Chinas Nähe zu Russland an: Ohne die Unterstützung Pekings, so Wadephul, wäre „der Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht möglich“. China sei Russlands größter Abnehmer von Öl und Gas und zugleich wichtigster Lieferant für Hilfsgüter.

Während Peking solche Vorwürfe zurückwies, versuchte Wadephul, eine Linie zu den laufenden Gesprächen über die Ukraine zu ziehen. Wenige Stunden vor dem geplanten Treffen von US-Präsident Donald Trump, Kanzler Friedrich Merz und Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus forderte er „feste Sicherheitsgarantien“ für Kiew. Die Ukraine müsse sich „auch nach einem Friedensschluss wirkungsvoll verteidigen“ können.

Wadephul reiste am Montag weiter nach Osaka und wird anschließend nach Indonesien fliegen. Seine Worte in Tokio hallen jedoch nach: Zwischen Europa, den USA, China und Russland sind die Fronten so klar wie lange nicht mehr.

OZD


OZD-Kommentar

Johann Wadephul geht auf Konfrontationskurs mit China – und das mitten in einer ohnehin lodernden Weltlage. Seine Warnungen sind nicht unbegründet, doch sie zeigen, wie wenig Spielraum Europa im Machtkampf zwischen Washington, Moskau und Peking noch hat. Wer China öffentlich als „aggressiv“ brandmarkt, muss mit scharfen Gegenreaktionen rechnen. Wadephul kalkuliert diese offenbar bewusst ein. Doch die eigentliche Frage bleibt: Kann Deutschland mit harten Worten wirklich Einfluss gewinnen – oder wird es nur weiter zwischen den Fronten zerrieben? Die Gefahr ist real, dass die CDU-Außenpolitik mit martialischer Rhetorik Erwartungen weckt, die Deutschland politisch wie militärisch nicht erfüllen kann. Aber es stimmt auch, dass Deutschland viel zu oft gekuscht hat. 


OZD-Analyse

Wadephuls Kritik an China
– Vorwürfe: „Aggressives Auftreten“ im Pazifik, Bedrohung des internationalen Rechts
– Unterstützung Russlands beim Ukraine-Krieg als zentraler Kritikpunkt
– Forderung: Sicherheitsgarantien für die Ukraine

Chinas Reaktion
– Sprecherin Mao Ning: Warnung vor „Anstachelung zur Konfrontation“
– Betonung des Ein-China-Prinzips
– Darstellung der Lage im Süd- und Ostchinesischen Meer als „stabil“

Geopolitische Brisanz
– Taiwan als potenzieller Konfliktherd für USA und Europa
– Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer mit mehreren Anrainerstaaten
– Parallel: Gespräche im Weißen Haus über Sicherheitsgarantien für die Ukraine
– Risiko für Deutschland: Zunehmend zwischen die Blöcke USA–China–Russland gedrängt


Wer ist Johann Wadephul?
Johann Wadephul, geboren 1963 in Husum, ist CDU-Politiker und seit Juli 2025 deutscher Außenminister im Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz. Zuvor war er jahrelang stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag, mit Schwerpunkt Außen- und Sicherheitspolitik. Wadephul gilt als transatlantisch orientiert und tritt für eine harte Haltung gegenüber Russland und China ein. Seine Ernennung zum Außenminister markierte eine stärkere Ausrichtung der deutschen Außenpolitik an US-Interessen.

Was ist das Ein-China-Prinzip?
Das Ein-China-Prinzip besagt, dass es nur ein einziges China gibt und Taiwan als Teil der Volksrepublik angesehen wird. Peking betrachtet jede internationale Anerkennung oder militärische Unterstützung Taiwans als Eingriff in seine inneren Angelegenheiten. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, erkennen offiziell nur die Volksrepublik China an, pflegen jedoch inoffizielle Beziehungen zu Taiwan. Das Prinzip ist ein zentraler Streitpunkt in den Beziehungen zwischen China, den USA und ihren Partnern.

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.