Peking hat das Exportverbot für mehrere strategisch wichtige Rohstoffe zur Halbleiterproduktion an die USA ausgesetzt. Wie das chinesische Handelsministerium am Sonntag mitteilte, gelten die Beschränkungen für Gallium, Antimon und Germanium bis zum 27. November 2026 als aufgehoben.
Die drei Metalle sind essenziell für moderne Technologien – insbesondere für Mikrochips, Photovoltaik, Glasfasertechnik und LED-Produktion. China dominiert den Weltmarkt: Laut einem EU-Bericht von 2024 stammen 94 Prozent des Galliums und 83 Prozent des Germaniums aus der Volksrepublik.
Das Exportverbot war im Dezember 2024 verhängt worden, als Reaktion auf die von den USA eingeführten Hochzölle unter Präsident Donald Trump. Es betraf sogenannte Dual-Use-Güter, die sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden können.
Zusätzlich kündigte Peking eine Lockerung der Exportkontrollen für Graphit- Produkte an – ein weiteres Material, das in Batterien und Elektronik zum Einsatz kommt.
Hintergrund: Handelskrieg mit den USA
Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 hat sich der Handelskonflikt mit China verschärft. Washington belegte nahezu alle wichtigen Handelspartner mit Strafzöllen, worauf Peking mit Exportbeschränkungen für strategische Rohstoffe reagierte.
Im April hatte China bereits die Ausfuhr von Tungsten und sieben Seltenen Erden eingeschränkt. Als Reaktion darauf belegten die USA chinesische Waren mit zusätzlichen Zöllen. Der Konflikt führte zu Preisschüben bei Hightech-Materialien und Unsicherheit auf den Weltmärkten.
Erst nach einem Treffen zwischen Xi Jinping und Donald Trump am Rande des Apec -Gipfels im Oktober kam Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen. Beide Seiten reduzierten ihre Strafzölle vorübergehend auf zehn Prozent und verlängerten die Regelung um ein Jahr.
OZD- Kommentar
Strategischer Rückzug – Pekings neue Realpolitik im Rohstoffkrieg
Die Aussetzung des Exportverbots ist kein Zugeständnis, sondern strategische Schadensbegrenzung.
China hat erkannt, dass der Handelskrieg mit den USA zwar ein starkes Druckmittel bot, aber auch eigene Industriezweige gefährdete – vor allem in der Elektronik und bei Hightech-Komponenten, die auf US-Patente angewiesen sind.
Peking setzt nun auf taktische Entspannung: Mit der temporären Aufhebung des Exportstopps will es die Verhandlungen stabilisieren und gleichzeitig das Bild eines verantwortlichen globalen Akteurs vermitteln.
Doch hinter der Geste steckt Kalkül. Die Frist bis Ende November 2026 ist nicht zufällig gewählt – sie fällt kurz vor die nächste US-Präsidentschaftswahl.
China positioniert sich damit als Spielmacher im geopolitischen Wahljahr, bereit, den Rohstoffhahn wieder zuzudrehen, falls Trump den Druck erneut erhöht.
Der Export von Gallium, Antimon und Germanium bleibt somit ein Instrument der Machtprojektion – kein Zeichen dauerhafter Kooperation.
OZD- Analyse
1. Bedeutung der Metalle:
Gallium: Unverzichtbar für Halbleiter, integrierte Schaltkreise, Photovoltaik und LEDs.
Antimon: Verwendet in Batterien, Panzerungen, Feuerhemmstoffen und Elektronik.
Germanium: Wichtig für Glasfasertechnik, Nachtsichtgeräte und Infrarot-Optik.
2. Globale Abhängigkeit:
China kontrolliert über 80 Prozent der weltweiten Raffinadeproduktion dieser Metalle. Ein Exportstopp hat unmittelbare Auswirkungen auf westliche Lieferketten, vor allem in der US-Chipindustrie und der europäischen Fahrzeugproduktion.
3. Wirtschaftliche Wirkung:
Die Aussetzung des Exportverbots dürfte kurzfristig die Preise stabilisieren, aber die Abhängigkeit westlicher Industrien von chinesischen Ressourcen bleibt bestehen.
Langfristig könnte der Schritt Investitionen in alternative Lieferketten und Recyclingtechnologien beschleunigen.
OZD- Erklärung
Was sind Dual-Use-Güter?
Darunter versteht man Produkte oder Materialien, die sowohl zivil als auch militärisch verwendet werden können – etwa in Kommunikationssatelliten, Waffenleitsystemen oder Hochleistungsprozessoren.
Lesermeinungen
„China spielt Schach, die USA spielen Poker – und beide zocken mit den globalen Lieferketten.“ – Elena K., Frankfurt
„Ein Aufschub, kein Frieden. Der nächste Handelskonflikt kommt bestimmt.“ – Jeffrey H., San Francisco
„Europa bleibt wieder Zuschauer, obwohl es am meisten verliert.“ – Martina D., Brüssel
OZD
Alle Angaben ohne Gewähr.
Quelle: OZD / AFP / Reuters / Handelsministerium Peking