Die USA und die Ukraine haben ihre jüngsten Gespräche in Miami über ein mögliches Ende des russischen Angriffskriegs als „produktiv und konstruktiv“ bezeichnet. Entsprechende Erklärungen veröffentlichten die Delegationen aus Kiew und Washington am Sonntag. Auch Russland, das parallel eigene Gespräche mit der US-Seite führte, sprach von einem konstruktiven Austausch.
In einer gemeinsamen Erklärung erklärten der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow und der Sondergesandte von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, die Gespräche hätten sich über mehrere Tage erstreckt und seien auf zentrale strategische Fragen ausgerichtet gewesen. Im Fokus standen demnach vier Schlüsseldokumente, darunter ein 20-Punkte-Plan, mehrere Rahmenwerke für Sicherheitsgarantien sowie ein Wirtschafts- und Wiederaufbaukonzept für die Ukraine.
Ein besonderer Schwerpunkt habe auf der Abstimmung von Zeitplänen und der Reihenfolge möglicher nächster Schritte gelegen. Konkrete Durchbrüche oder neue Treffen wurden jedoch nicht angekündigt. Auch Vertreter europäischer Partnerstaaten nahmen an den Beratungen teil, um einen abgestimmten transatlantischen Ansatz sicherzustellen.
Russland war ebenfalls in Miami vertreten, jedoch ohne direkte Gespräche mit der ukrainischen Delegation. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte, der russische Gesandte Kirill Dmitrijew sei vor Ort gewesen, um Informationen über Änderungen am US-Friedensplan einzuholen. Dmitrijew traf mehrfach Witkoff sowie Jared Kushner, den Schwiegersohn Trumps. Direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine dementierte der Kreml erneut.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte, dass in Miami über ein Kriegsende, Sicherheitsgarantien und den Wiederaufbau gesprochen worden sei. Zugleich bezeichnete er die zurückliegende Woche als historisch, auch mit Blick auf die Zusage der EU, die Ukraine in den kommenden zwei Jahren mit weiteren 90 Milliarden Euro zu unterstützen. OZD
OZD-Kommentar – Diplomatie mit angezogener Handbremse
Die Wortwahl klingt hoffnungsvoll, doch hinter den Kulissen bleibt die Lage hochgradig fragil. „Konstruktiv“ bedeutet in diesem Fall vor allem: reden, ohne sich festzulegen. Solange Gebietsfragen, Sicherheitsgarantien und russische Maximalforderungen ungelöst bleiben, sind solche Treffen eher ein diplomatisches Abtasten als ein echter Durchbruch. Dennoch gilt: Jeder Gesprächstag ohne Eskalation ist ein Gewinn. Frieden entsteht nicht über Nacht – aber er beginnt mit genau solchen Runden.

Mini-Infobox
Gespräche in Miami über mehrere Tage
USA und Ukraine sprechen von „konstruktiv“
Russland ebenfalls mit US-Kontakten vor Ort
Fokus auf Sicherheitsgarantien und Wiederaufbau
OZD-Analyse Inhalt der Gespräche
a) Abstimmung mehrerer strategischer Dokumente
b) Fokus auf Sicherheitsgarantien und Wirtschaft
c) Keine öffentlichen Durchbruchsmeldungen
Rolle der USA
a) Vermittler zwischen Kiew, Europa und Moskau
b) Überarbeiteter Friedensplan weiterhin umstritten
c) Balance zwischen Druck und Diplomatie
Politische Bedeutung
a) Gespräche als Signal an die internationale Gemeinschaft
b) Fortgesetzte Unterstützung durch EU und USA
c) Friedensprozess bleibt langwierig und unsicher

Wer ist Wolodymyr Selenskyj?
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Seit Beginn des
russischen Angriffskriegs ist er die zentrale politische Figur der
ukrainischen Verteidigung und internationalen Diplomatie.
Was ist der US-Friedensplan?
Der von den USA vorgelegte Friedensplan umfasst mehrere Punkte zur
Beendigung des Krieges, darunter Sicherheitsgarantien und
wirtschaftliche Unterstützung. Kritiker werfen ihm vor, Russland zu
stark entgegenzukommen, insbesondere bei territorialen Fragen.
Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.
OZD-ExtrasTrotz der Gespräche in Miami schließen weder Kiew noch Moskau eine Fortsetzung der Kämpfe kurzfristig aus – Diplomatie und Krieg laufen weiter parallel.