Die Grippeimpfquoten in Deutschland sind nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) auf den Stand vor der Corona-Pandemie zurückgefallen. Nur 38 Prozent der TK-Versicherten ließen sich im Winter 2024/2025 gegen Influenza impfen, wie die Krankenkasse am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Während im Coronawinter 2020/2021 noch 49 Prozent der Versicherten geimpft waren, ist die Bereitschaft zur Grippeimpfung damit deutlich gesunken.
„Die Pandemie hat offenbar nichts an der geringen Impfbereitschaft geändert“, sagte TK-Vorstandschef Jens Baas. „Dabei ist eine Impfung immer noch der beste Schutz gegen eine Grippe, vor allem für Risikogruppen wie ältere Menschen und medizinisches Personal.“
Regional zeigt sich weiterhin ein starkes Gefälle: In den ostdeutschen Bundesländern ist die Impfbereitschaft höher als im Westen. Spitzenreiter war Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 52 Prozent, Schlusslicht blieb Baden-Württemberg mit nur 24 Prozent.
Die Europäische Union hat sich eine Zielquote von 75 Prozent gesetzt – davon ist Deutschland weit entfernt. Seit 2022 ist es möglich, sich auch in Apotheken gegen Influenza impfen zu lassen. Doch laut TK bieten bisher nur rund zehn Prozent der Apotheken diese Leistung an. ozd
OZD-Kommentar:
Deutschland steckt in der Impf-Trägheit fest. Nach der Corona-Erfahrung
könnte man meinen, dass das Bewusstsein für den Schutz durch Impfungen
gestiegen ist – doch das Gegenteil ist der Fall. Bequemlichkeit,
Misstrauen und eine falsche Sicherheit führen dazu, dass Millionen
Menschen auf den Grippeschutz verzichten. Das ist nicht nur ein
individuelles Risiko, sondern auch ein gesellschaftliches Problem: Wenn
Apotheken, Hausärzte und Politik den Impfschutz nicht gemeinsam pushen,
wird die nächste Welle wieder härter treffen als nötig.
Mini-Infobox:
Impfquote 2024/2025: 38 Prozent der TK-Versicherten
Pandemiewinter 2020/2021: 49 Prozent
Höchste Quote: Sachsen-Anhalt (52 %)
Niedrigste Quote: Baden-Württemberg (24 %)
EU-Ziel: 75 %
OZD-Analyse:
Gesundheitspolitischer Befund
– Die Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau zeigt: Impfträgheit bleibt strukturell.
– Die Einführung von Impfungen in Apotheken zeigt bislang wenig Wirkung.
Regionale Unterschiede
– a) Ostdeutsche Länder mit höherem Verantwortungsbewusstsein.
– b) Westdeutsche Flächenländer mit wachsender Impfmüdigkeit.
– c) Kulturelle und kommunikative Faktoren spielen eine Rolle.
Folgen und Ausblick
– Geringe Impfquote erhöht das Risiko für schwere Grippewellen.
– Nötig sind Aufklärungskampagnen und niedrigschwellige Angebote.
Wer ist Jens Baas?
Jens Baas ist seit 2011 Vorstandsvorsitzender der Techniker
Krankenkasse. Der promovierte Mediziner setzt sich für digitale
Gesundheitslösungen und eine Modernisierung des deutschen
Gesundheitssystems ein.
Was ist die Techniker Krankenkasse (TK)?
Die TK ist Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse mit über elf
Millionen Versicherten. Sie gilt als Vorreiterin bei digitalen
Gesundheitsangeboten und veröffentlicht regelmäßig Gesundheitsanalysen
und Präventionsberichte.
OZD-Extras:
Bonus: Laut interner
TK-Daten ließen sich Männer seltener impfen als Frauen – und gerade
junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren bilden die größte Impflücke.
Ein gefährlicher Trend, wenn man bedenkt, dass Grippeviren längst nicht
mehr nur Senioren treffen.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.