Der Handelskonflikt zwischen den USA und China erreicht eine neue Eskalationsstufe. US-Präsident Donald Trump kündigte am Freitag auf seinem Onlinedienst Truth Social zusätzliche Zölle in Höhe von 100 Prozent auf chinesische Waren an. Die neuen Abgaben sollen spätestens ab dem 1. November greifen – zusätzlich zu bestehenden Einfuhrbeschränkungen. Zugleich erklärte Trump, den Export sogenannter „kritischer Software“ nach China künftig einschränken zu wollen.
Trump begründete den Schritt mit schärferen chinesischen Kontrollen beim Export von Technologien rund um Seltene Erden. Das Verhalten Pekings nannte er „außerordentlich aggressiv“ und „beispiellos“. Zuvor hatte er China „feindliche Handelspraktiken“ vorgeworfen und ein geplantes Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping beim Apec-Gipfel in Südkorea in Frage gestellt. „Es scheint keinen Grund mehr dafür zu geben“, sagte Trump. Später ergänzte er jedoch im Weißen Haus: „Ich habe es nicht abgesagt, aber ich weiß nicht, ob es stattfinden wird. Ich werde aber auf jeden Fall dort sein, also gehe ich davon aus, dass es stattfinden könnte.“
Die Ankündigung sorgte umgehend für Nervosität an den Finanzmärkten. An der New Yorker Börse rutschten die Kurse deutlich ins Minus. Schon jetzt unterliegen chinesische Waren US-Zöllen von rund 30 Prozent – Peking reagiert mit Gegenzöllen von zehn Prozent.
China hatte am Donnerstag erklärt, den Export von Technologien im Zusammenhang mit Seltenen Erden künftig strenger zu kontrollieren. Unternehmen benötigen fortan Genehmigungen, wenn sie Maschinen oder Verfahren zur Förderung und Verarbeitung exportieren wollen. Auch Wartung, Reparatur und Modernisierung solcher Anlagen stehen nun unter Aufsicht. Als Begründung nannte Peking die nationale Sicherheit, da Seltene Erden in militärischen Gütern Verwendung finden.
Diese Materialien sind für Hightech-Produkte wie Windturbinen, Elektroauto-Batterien oder Smartphones unverzichtbar. China ist weltweit führend in der Förderung und Weiterverarbeitung und hält entscheidende Patente, die den Aufbau alternativer Industrien in anderen Staaten erschweren.
Als Reaktion auf die US-Maßnahmen kündigte das chinesische Verkehrsministerium am Freitag Gebühren für US-Schiffe an, die chinesische Häfen anlaufen. Diese sollen ab Dienstag gelten. Die Regelung ist eine direkte Antwort auf ähnliche US-Vorgaben, die bereits unter Präsident Joe Biden eingeführt wurden. Ab dem 14. Oktober werden zudem chinesische Schiffe in den USA zur Kasse gebeten – ein weiteres Signal der zunehmenden wirtschaftlichen Konfrontation.
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OZD-Kommentar
Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht – und setzt auf maximale Eskalation. Die 100-Prozent-Zölle sind nicht bloß ein ökonomisches Signal, sondern ein politisches Manöver, das Wähler in den USA begeistern, aber globale Märkte erschüttern wird. China wird nicht zurückweichen – im Gegenteil, Peking dürfte die Exportkontrollen für Seltene Erden weiter verschärfen. Das bedeutet: steigende Preise, Lieferengpässe, Panik in der Industrie.
– Der Handelskrieg ist zurück, härter als je zuvor.
– Die geopolitischen Fronten verhärten sich.
– Die Weltwirtschaft steht vor einem neuen Schock.
Prognose: Wenn Trump an seiner Linie festhält, wird der globale Handel innerhalb weniger Monate in eine Rezession taumeln.
Lesermeinungen
„Trump tut, was viele sich nicht trauen – endlich zeigt jemand China Grenzen auf.“ – Klaus Berger, Stuttgart
„Diese Politik ist brandgefährlich. Wir zahlen am Ende den Preis für Trumps Ego.“ – Anja Feldmann, Köln
„Beide Seiten verlieren – und die Weltwirtschaft gleich mit.“ – Torsten Möller, Hamburg
OZD-Analyse
1. Neue Eskalation im Handelskrieg
Die 100-Prozent-Zölle markieren den schärfsten Angriff der USA auf chinesische Wirtschaftsmacht seit Jahren. Trump nutzt die Spannungen als politisches Druckmittel – innenpolitisch, um Stärke zu demonstrieren, außenpolitisch, um Dominanz zu sichern.
2. Bedeutung der Seltenen Erden
a) Ohne Seltene Erden funktioniert keine moderne Technologie – weder Batterien noch Chips.
b) China kontrolliert über 80 Prozent der globalen Verarbeitungskapazitäten.
c) Die US-Industrie ist dadurch stark abhängig von chinesischen Lieferketten.
3. Folgen für Wirtschaft und Märkte
– Kurzfristig: Verunsicherung, Kursverluste, steigende Produktionskosten.
– Mittelfristig: Lieferengpässe, Inflation, Umsatzeinbrüche bei Tech-Konzernen.
– Langfristig: Strategische Neuausrichtung westlicher Lieferketten – hin zu Ländern wie Australien oder Kanada.
OZD-Erklärung
Was sind Seltene Erden?
Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 Metallen, die in der Hightech-Industrie unverzichtbar sind. Sie kommen in Smartphones, E-Auto-Batterien, Windrädern und militärischen Systemen zum Einsatz. Obwohl sie weltweit vorkommen, dominiert China die Förderung und vor allem die Weiterverarbeitung – ein entscheidender geopolitischer Hebel im globalen Machtspiel.
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Titelbild: AFP