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Pakistan bombardiert Afghanistan – Ende der Waffenruhe nach nur zwei Tagen: Mindestens zehn Tote

Pakistan hat mit Luftangriffen auf Afghanistan die Waffenruhe beendet. Mindestens zehn Menschen starben – Kabul spricht von einem Bruch des Friedensabkommens.

Nur zwei Tage nach Beginn der Feuerpause hat Pakistan mit Luftangriffen auf Ziele in Afghanistan die Waffenruhe mit dem Nachbarland beendet. Nach Angaben afghanischer Behördenvertreter wurden bei den nächtlichen Attacken mindestens zehn Menschen getötet, darunter zwei Kinder.

Ein Sprecher der Taliban-Regierung in Kabul sprach von einem „klaren Bruch der Waffenruhe“. Pakistan habe „drei Orte in der Provinz Paktika bombardiert“, sagte ein hochrangiger Taliban-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Er kündigte „Vergeltung“ an.

In pakistanischen Sicherheitskreisen war von „präzisen Luftschlägen“ die Rede, die sich gegen eine militante Gruppe richteten, der Islamabad die Beteiligung an einem Selbstmordanschlag in Nordwasiristan vorwirft. Bei diesem waren zuletzt sieben pakistanische Sicherheitskräfte getötet worden.

Zu den Angriffszielen zählte nach pakistanischen Angaben die Hafis-Gul-Badahur-Gruppe, die der pakistanischen Taliban-Bewegung (TTP) zugerechnet wird. Die Gruppe soll in afghanischen Grenzregionen Unterschlupf gefunden haben.

Ein Vertreter eines afghanischen Krankenhauses bestätigte, dass neben den Getöteten zwölf weitere Zivilisten verletzt wurden. Der afghanische Cricket-Verband teilte AFP mit, dass drei seiner Spieler bei den Bombardierungen ums Leben gekommen seien. Zuvor war von acht Opfern unter den Sportlern die Rede gewesen.

Pakistan hatte die Waffenruhe am Mittwochabend nach tagelangen Grenzgefechten ausgerufen, bei denen Dutzende Menschen starben. Nach eigenen Angaben sollte die Feuerpause 48 Stunden dauern. Die afghanische Taliban-Regierung hatte jedoch erklärt, die Waffenruhe bleibe „in Kraft, bis Pakistan sie verletze“.

Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 kommt es immer wieder zu Grenzzusammenstößen zwischen beiden Ländern. Islamabad wirft der Regierung in Kabul vor, militanten Gruppen wie der TTP Schutz zu gewähren, die in Pakistan Anschläge verüben. Kabul weist dies regelmäßig zurück.

Kommentar:
Die Eskalation zwischen Pakistan und Afghanistan zeigt, wie fragil die regionale Sicherheitslage nach dem Ende des westlichen Engagements bleibt. Was als Waffenruhe begann, endet nun in gegenseitigen Schuldzuweisungen – ein klassisches Muster beider Regierungen, die ihre Macht durch militärische Stärke beweisen wollen.

Pakistan steht innenpolitisch unter Druck: Wirtschaftskrise, Anschläge, ein zerrüttetes Verhältnis zum Westen. Der Angriff auf afghanisches Territorium wirkt da wie ein Versuch, politische Schwäche durch Härte zu kompensieren.

Für die Taliban in Kabul wiederum ist der pakistanische Luftschlag ein Affront. Sie wollen internationale Anerkennung – und verlieren mit jedem Angriff auf ihr Gebiet ein Stück ihrer Souveränität. Doch auch ihre stillschweigende Duldung radikaler Gruppierungen trägt zur Eskalation bei.

Die Region steht damit am Rand einer neuen Gewaltspirale, in der zivile Opfer und politische Symbolik wieder einmal höher wiegen als nachhaltige Sicherheit. Eine dauerhafte Lösung wird es nur geben, wenn Islamabad und Kabul lernen, zwischen staatlicher Sicherheit und Machtdemonstration zu unterscheiden.

OZD


Alle Angaben ohne Gewähr. 

Bild: AFP