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Olympia in München - 100 Jahre nach 1936 in 2036

München hat entschieden: Über 60 Prozent der Bürger stimmten für eine Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele. Nach 1972 könnte die Stadt erneut Austragungsort werden – diesmal mit breiter Zustimmung.

Ein historisches Signal aus der bayerischen Landeshauptstadt: München will Olympia. Bei einem Bürgerentscheid stimmte eine klare Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner für eine Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele und Paralympics 2036, 2040 oder 2044. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprach am Sonntagabend von einem „überzeugenden Ja aus der Mitte der Stadtgesellschaft“.

„München hat klar mit Ja gestimmt“, erklärte Reiter bereits vor Abschluss der Auszählung. In allen bisher ausgewerteten Stimmbezirken lag die Zustimmung bei über 60 Prozent. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 39,1 Prozent einen Rekordwert für einen Bürgerentscheid in der Stadt – das erforderliche Quorum von zehn Prozent wurde damit deutlich übertroffen.

Damit kehrt München nach 1972, als die Stadt zuletzt Gastgeber der Sommerspiele war, auf die internationale Sportbühne zurück – zumindest als Anwärter. Neben München wollen sich auch Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr bewerben, während Kiel als Austragungsort für die Segelwettbewerbe vorgesehen ist.

Die Befürworter der Olympia-Pläne sehen in der Bewerbung eine „Jahrhundertchance“ für die Stadt. Sie verweisen auf neue Wohnprojekte, Verkehrsmodernisierung und Investitionen in nachhaltige Infrastruktur, die durch Zuschüsse von Bund und Freistaat ermöglicht werden könnten. Die Gegner warnten hingegen vor steigenden Mieten, finanziellen Risiken und überdimensionierten Bauprojekten, die München dauerhaft belasten könnten.

Im Gegensatz zu 2013, als die Münchner eine Bewerbung um Winterspiele noch ablehnten, zeigte sich die Stimmung diesmal deutlich optimistischer. Die endgültige Entscheidung über den deutschen Bewerber soll im Herbst 2026 fallen, über die Vergabe entscheidet später das Internationale Olympische Komitee (IOC).


OZD-Kommentar:
Ein politischer Rückenwind, wie ihn München selten erlebt hat: Das klare Ja zu Olympia zeigt, dass die Bürger nach Jahren der Skepsis wieder Mut zur Größe haben. Doch Euphorie darf nicht Naivität bedeuten. Wer die Fehler der Vergangenheit vermeiden will, muss Transparenz, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung über den Glanz der Ringe stellen. Olympia kann München modernisieren – oder spalten, wenn Prestige wichtiger wird als Gemeinsinn. Das heutige Ja ist ein Auftrag.


Mini-Infobox:

Abstimmungsergebnis: Über 60 % Zustimmung

Wahlbeteiligung: 39,1 % – Rekord bei Bürgerentscheiden in München

Mögliche Spiele: 2036, 2040 oder 2044

Letzte Spiele in Deutschland: 1936 (Berlin), 1972 (München)

Nächster Schritt: Bewerberauswahl im Herbst 2026


OZD-Analyse:

Politische und gesellschaftliche Bedeutung
– a) Klare Mehrheit für Olympia stärkt das Vertrauen in partizipative Entscheidungsprozesse.
– b) Nach Jahren der Skepsis signalisiert München neue Offenheit für internationale Großereignisse.
– c) Das Ergebnis könnte Signalwirkung für andere Bewerberregionen entfalten.

Chancen und Risiken für München
– a) Chance auf neue Infrastrukturprojekte, nachhaltige Baukonzepte und Impulse für den Wohnungsbau.
– b) Gefahr steigender Lebenshaltungskosten und möglicher Überschuldung der Stadt.
– c) Abhängigkeit von Bundesmitteln und IOC-Vorgaben bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

Historischer Kontext
– a) München 1972 als Symbol des modernen Deutschlands nach dem Krieg.
– b) 2013: Ablehnung der Winterspiele aus Angst vor Gigantismus.
– c) 2025: Neustart mit Fokus auf Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit.

Die Olympischen Spiele 1936 fanden vom 1. bis 16. August 1936 in Berlin, Deutschland statt. Es waren die XI. Olympischen Sommerspiele und sie gelten als besonders historisch, da sie stark von der nationalsozialistischen Propaganda geprägt waren.


Wer ist Dieter Reiter?
Dieter Reiter, geboren 1958, ist seit 2014 Oberbürgermeister der Stadt München (SPD). Er gilt als pragmatischer Modernisierer, der soziale Themen mit wirtschaftlicher Vernunft verbindet. Unter seiner Führung hat München mehrfach Bürgerentscheide zu großen Zukunftsprojekten durchgeführt – der Olympia-Entscheid gilt als sein bislang größter Erfolg.

Was ist das Internationale Olympische Komitee (IOC)?
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit Sitz in Lausanne (Schweiz) organisiert und vergibt die Olympischen Spiele. Es wurde 1894 gegründet und zählt heute 206 nationale Olympische Komitees. Das IOC entscheidet über Austragungsorte, Disziplinen und Rahmenbedingungen der Spiele.

OZD-Extras:
Fun-Fact: Bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde das erste olympische Maskottchen der Geschichte eingeführt – der Dackel „Waldi“.**

Alle Angaben ohne Gewähr. Titelbild AFP.