Auswärtiges Amt „erschüttert“ über Berichte aus sudanesischer Stadt Al-Faschir Orientierung – Berlin reagiert auf Eskalation in Darfur
Nach der Einnahme der sudanesischen Stadt Al-Faschir durch die paramilitärische RSF-Miliz hat das Auswärtige Amt scharf reagiert. „Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten“, erklärte das Ministerium am Montagabend auf X.
„Das muss sofort aufhören.“
Die Bundesregierung zeigte sich „erschüttert“ über die Berichte und erinnerte daran, dass die RSF „öffentlich zugesagt“ habe, Zivilisten zu schützen. Nun müssten sich die Verantwortlichen „für diese Taten verantworten“.
Zuspitzung – Al-Faschir als Symbol für das Leid in Darfur
Zuvor hatte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt bestätigt. In einer TV-Rede drohte er der RSF mit „Rache“ und kündigte an, „zu kämpfen, bis das Land gereinigt ist“.
Die RSF, angeführt von Mohamed Hamdan Daglo (Hemeti), verkündete am Sonntag die vollständige Kontrolle über Al-Faschir – die letzte größere Stadt in Darfur, die bis dahin nicht unter ihrer Herrschaft stand. Laut örtlichen Widerstandsgruppen verübt die Miliz seitdem schwere Gräueltaten, darunter standrechtliche Hinrichtungen, Vergewaltigungen und Plünderungen.
UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer „schrecklichen Eskalation des Konflikts“, während UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk vor einer „ethnisch motivierten Gewaltwelle“ warnte. Türk erklärte, sein Büro habe „mehrere alarmierende Berichte“ über RSF-Verbrechen erhalten.
Deutung – Völkerrechtliche und politische Konsequenzen
Die Einnahme von Al-Faschir markiert einen Wendepunkt im Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Armee und der RSF. Seit April 2023 tobt der Konflikt – mit verheerenden Folgen:
Über 12 Millionen Menschen sind vertrieben, Zehntausende getötet. Die UNO stuft die Lage als schlimmste humanitäre Krise der Welt ein.
Kommentar:
Das Entsetzen des Auswärtigen Amts ist berechtigt, doch politische Wirkung bleibt aus. Der Westen hat dem Sudan weitgehend den Rücken gekehrt. Während Europa mit sich selbst beschäftigt ist, droht in Darfur ein neuer Genozid, dessen Bilder man schon aus den 2000er-Jahren kennt. Die RSF agiert nahezu ungehindert – und die internationale Gemeinschaft bleibt weitgehend Zuschauerin.
Erklärung – Hintergrund des Konflikts
Der Sudan befindet sich seit dem Putsch von 2021 im Zerfall. General al-Burhan und Milizführer Daglo waren einst Verbündete, zerstritten sich jedoch über die Machtverteilung.
Seitdem bekämpfen sich die Sudanesische Armee (SAF) und die Rapid Support Forces (RSF) brutal – auf Kosten der Zivilbevölkerung.
Hilfsorganisationen warnen vor einer drohenden Hungerkatastrophe, da Hilfslieferungen kaum mehr in die Region gelangen. Der Fall Al-Faschir könnte den endgültigen Zusammenbruch staatlicher Strukturen in Darfur einleiten.
OZD
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Bild: AFP